Das ist der Tenor der Initiative »Nahverkehr Salzburg«, kurz NASA. Sie fordert jetzt eine öffentliche Diskussion über oberirdische Schnellbahn-Varianten, die ihrer Meinung nach im Flachgau beginnend auch die Pendlerströme aus der Region aufnehmen und die Stadt damit am Ende entlasten könnte. »Die U-Bahn-Variante ist zu teuer und bringt zu wenig«, so Wilfried Rogler, einer der Sprecher.
Kritisiert wird auch, dass eine 2015 für 1 Million Euro erstellte Verkehrsstudie gemeinsam mit Bayern nicht berücksichtigt wird. »Diese Studie ist in den Schubladen verschwunden«.
Ein Blick auf die täglichen Staus zeige, dass vor allem der Norden des Flachgaus betroffen ist, also Straßen von Eugendorf, Elixhausen und Oberndorf kommend, als auch von Freilassing kommend. Offiziell gibt es rund 60.000 Pendler, die täglich am Morgen in die Stadt hineinfahren und abends wieder hinaus. »Das heißt, nur ein flächendeckendes Bus- und Bahnsystem kann helfen, das auch in die Region reicht«.
Die Initiative NASA ist erstaunt darüber dass sich zumindest das offizielle Salzburg, also Vertreter von Stadt und Land, schon auf die U-Bahn festgelegt hat, ohne Alternativen zu diskutieren und zu prüfen.
Die NASA-Mitglieder schlagen ihrerseits einen oberirdischen Bau vor, der in mehrere Phasen erfolgen sollte. Zunächst soll demnach vom großen Parkplatz an der Messe ausgehend die Stadtbahn oberirdisch Richtung Elixhausen und Eugendorf gehen, später dann auch nach Hallein mit einem Abzweiger nach Grödig. »Denn wenn die Bahn bis Hangendenstein geht, bauen die Bayern die Bahn weiter bis zum Königssee«, erinnert sich Rogler an frühere Zusagen von bayerischer Seite.
Von Freilassing nach Bad Ischl
In einer zweiten Phase könnte die Mini-S-Bahn dann von Elixhausen in Richtung Mattsee und von Eugendorf aus in Richtung Mondsee verlängert werden. Die dritte Phase beinhaltet dann auch Freilassing: Die NASA-Mitglieder stellen sich eine Linie von Freilassing über Salzburg (Münchner Bundesstraße, Ignaz-Harrer-Straße und Sterneckstraße) weiter über Koppl und St. Gilgen bis nach Bad Ischl vor.
Als weiteres, wichtiges Argument führen die NASA-Vertreter an, dass sowohl der Bau, als auch die Betriebskosten für eine oberirdische Bahn weit günstiger seien als bei einer U-Bahn, derzeit geplant vom Hauptbahnhof bis Mirabellplatz und später bis zur Akademiestraße. »Außerdem ist unser LRT-Konzept eben grenzüberschreitend«, so Rogler, LRT ist eine Eisenbahnform, eine Mischung als S-Bahn und Straßenbahn.
Dieses System sei in vielen Städten wie zum Beispiel Barcelona, Nizza oder Heidelberg erfolgreich im Einsatz. In sensiblen Bereichen wie der Altstadt bräuchte es nicht einmal neue Oberleitungen, da die Fahrzeuge, ähnlich wie mittlerweile fast alle Obusse, über einige Kilometer auch Batteriebetrieben rollen können. Die bisherigen Obus- und Buslinien könnten als Zubringer fungieren, damit wären Pendler optimal erreicht und könnten zum Umsteigen bewogen werden.
Das NASA-Konzept mit der oberirdischen Stadtbahn sei zudem schneller und weit günstiger zu bauen. »Eine U-Bahn-Station kostet alleine 2 Millionen Euro im jährlichen Betrieb, das sind bei derzeit geplanten fünf Stationen schon 10 Millionen pro Jahr«, rechnet Rogler vor. Eine Stadtbahn-Haltestelle oberirdisch würde hingegen nur 100.000 Euro pro Jahr an Betriebskosten verursachen. Wenn das NASA-Konzept mit der Mini-S-Bahn am Ende realisiert ist, könnten auch rund 200 Busfahrten zum Beispiel von Eugendorf oder Elixhausen eingespart werden, »auch die Obuslinie 3 wäre dann durch die Stadtbahn zu ersetzen«. Die Stadt-Eisenbahn würde dann wahrscheinlich auf der Alpenstraße geführt werden, also Straßenbahn und Autos würden sich dann die Fahrbahn teilen, wie in anderen Straßenbahnstädten eben auch.
Auch die bisher veranschlagten Baukosten von rund 250 Millionen Euro für die unterirdische Variante alleine vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz werden nach Meinung der NASA-Mitglieder nicht halten. »In Karlsruhe waren für einen drei Kilometer langen Tunnel 500 Millionen Euro vorgesehen, jetzt liegt man schon bei 1,5 Milliarden Euro«. Ähnliche Kostenexplosionen seien auch in Salzburg zu erwarten, vor allem wegen des problematischen Untergrunds. Ein oberirdischer Ausbau als LRT (Light-Rail-Transit) vom Flachgau kommend würde rund 700 bis 900 Millionen Euro kosten, aber dann eben als Regionalverkehr die Pendlerströme aufnehmen, während die U-Bahn im Endausbau rund 1,3 bis 1,5 Millionen Euro kosten werde.
Lokalbahn bleibt auch am Hauptbahnhof oben
»Wir wollen die Bahn von Anfang an oberirdisch führen, schon von Oberndorf kommend«, erklärt Rogler und zeigt in Skizzen, wie die Lokalbahn von Itzling kommend nicht mehr in den Untergrund fährt. sondern vorbei an der Krankenkasse und zwischen den beiden Forum 1-Gebäuden direkt zum Südtirolerplatz führt. »Bei dieser Gelegenheit könnte man auch gleich den Südtirolerplatz neu ordnen, die Obus-Haltestellen im rechten Winkel waren von Anfang an eine Fehlkonstruktion, wir stellen uns schräge Haltestellen vor.« Mit den Mini-S-Bahnen könnten dann zum Beispiel in Richtung Alpenstraße von 29 000 Fahrgästen bis zu 450 000 Fahrgäste pro Tag transportiert werden, je nach Takt.
NASA will Diskussion
Die Mitglieder der NASA, unter anderem der mittlerweile ohne bayerische Gemeinden dastehende Verein Regionalstadtbahn Salzburg-Bayern-Oberösterreich, fordern die Politik zu einer offenen Diskussion auf. »Im Vorfeld wurden verschiedene Varianten versprochen, über die dann öffentlich diskutiert werden sollte. Am Ende wurde aber jetzt nur eine Version vorgestellt, und zwar die U-Bahn-Version bis zur Akademiestraße«.
Dass der Bund nur eine U-Bahn mitfinanzieren würde sei falsch, der Bund würde sich an den Kosten von Regionalverkehren beteiligen, genau das sei die geplante U-Bahn aber nicht. Neben einer öffentlichen Diskussion will die Initiative Nahverkehr Salzburg auch, dass eine unabhängige Institution, zum Beispiel die TU Wien, beide Versionen gegenüberstellt und bewertet, als das NASA-Konzept (oberirdische Straßenbahn) und das U-Bahn-Konzept.
Michael Hudelist