In den Werken Rupert Gredlers tauchen immer wieder Wolken auf. Viele Szenen spielen losgelöst von der Erde in den Wolken, sind der Gravitation der Erde und den Gesetzen der Logik enthoben. Da schwebt ein überdimensionierter Apfel an einem Huhn vorbei, der Künstler mit Glatze als schräger Engel schwebt durch Wolken hindurch oder er malt sich mit einer Tauchflosse als Hutersatz durch die Luft fliegend.
Rätselbilder sind es allemal, die den Betrachter amüsiert und auch ein wenig ratlos zurücklassen. Gibt es eine Deutung oder ist es der Effekt, der zählt? Dass der Ziege ein aufgeschnittener Blaukrautkopf um den Kopf fliegt, macht auf eine unlogische Weise Sinn. Es sind ja alles Dinge der Wirklichkeit, die sehr gekonnt und realistisch dargestellt werden. Nur die Kombination ist es, die stutzig macht. Unser Geist sucht nach Verbindungen, will die scheinbar ungeordnete Welt Gredlers ordnen und in einen logischen Zusammenhang bringen. Das ist es, warum seine Arbeiten so faszinieren. Wir werden angeregt, uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Ob wir wollen oder nicht, unser Gehirn macht das praktisch automatisch und damit spielt Gredler gekonnt.
In ihrer Eröffnungsrede sprach die Salzburger Kunsthistorikerin Dr. Hiltrud Oman von einem »Narrenkastl«, das sich in unserem Kopf befindet und das für die Träume zuständig ist. Ein gut gewählter Ausdruck, denn wir müssen in unserem eigenen Narrenkastl herumkramen, um die Bilder Gredlers zu deuten. »Der Maler liebt den Alltag und die Überraschungen, die er mit sich bringt«, stellte sie fest. Aus diesen vertrauten Alltäglichkeiten bricht der Maler aus. Auf seinen Stillleben von Obst und Gemüse entzieht er sie feierlich ihrer Alltagsbedeutung. Sie werden mit einer Bedeutung aufgeladen, die der Betrachter selber für sich herausfinden muss. »Seine fruchtig-fleischigen Feigen lässt er unwiderstehlich sinnlich wirken und verleiht ihnen eine Prise von männlichem Zauber«, interpretierte Dr. Oman.
Der Maler ist ein passionierter Skitourengeher. Seine Touren in den Berchtesgadener Bergen hat er in Zeichnungen umgesetzt. Nur schemenhaft sind diese allerdings angedeutet. Vielmehr sind es Erinnerungsbruchstücke, Gesichter, Assoziationen, die dem Maler zu den Touren eingefallen sind. So hat er sich selber nackt im Spinnergraben gezeichnet. Andere Bilder tragen Titel wie »Die Unwissenheit oder das Hohe Brett von Osten« und »Nichts los im Bretterboden gefährlich schöner Zustand«. Vielleicht sind es Gedankensplitter, die Gredler während der Tour kamen und an die er sich, am Zeichentisch sitzend, wieder erinnerte. Auch hier wieder ist es das »Narrenkastl«, in dem gesucht und gefunden wird, nur unbedingt rational muss es nicht sein. Das heißt aber nicht, dass es falsch ist, denn bekanntlich tut Narrenmund die Wahrheit kund.
Die Ausstellung »Berchtesgadener Stücke« ist noch bis 27. Oktober in der »Galerie Ganghof« zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10.00 bis 12.00 Uhr und 16.00 bis 18.00 Uhr, Samstag von 9.00 bis 11.00 Uhr oder nach Vereinbarung unter Telefon 08652/62447. CGM