Ein bisschen Stolz schwang bei Ulrich und Peter Karger mit, als sie ihr erstes Buch offiziell vorstellten. Ulrich, der den Text verfasste, Peter, der die Zeichnungen beigesteuert hatte. »Die Idee, dass wir etwas zusammen machen wollten, gab es schon lange«, erzählte Peter Karger. Umgesetzt wurde diese zunächst dann doch nicht. Und so war es Peter Karger ein Anliegen, seinem Bruder Ulrich für dessen »unendliche Geduld« zu danken. Für eine nun fertiggestellte Publikation, die ganz klar als »Gedankenspiel« bezeichnet wird. Als »Was wäre wenn«-Buch.
Wenn also Herr Wolf, alias Adolf Hitler, niemals nach Berchtesgaden gekommen wäre. Wenn seine Aufenthalte am Obersalzberg nie stattgefunden hätten, die in dieser Zeit entstandenen Bauwerke niemals verwirklicht worden wären. All das, was passiert sei, so Karger, sei zumindest ein wesentlicher Grund für den Aufenthalt vieler Touristen. Was aber von vielen Einheimischen bestritten werde. Die sagen laut Buch: »In Wahrheit kommen die Gäste doch nur der Berge, der guten Luft und des sauberen Wassers wegen.«
Ganz so sehen das die Brüder Karger nicht. Die Antworten liefern sie in ihrem Werk »Herr Wolf kam nie nach Berchtesgaden« auf ganz besondere Weise. Satirisch zum einen, surreal zum anderen. Der eine in Textform, der andere in Bildsprache. Peter Karger sagte, dass er bewusst Gebäude aus dem Marktzentrum in Form von Lichtbildmontagen dargestellt habe. In Frottage-Technik, auch die rote Erde aus Istrien, ein von Karger gern zum Einsatz gebrachtes Mittel, ist in den abstrakten Darstellungen vertreten.
So zeigt er etwa einen Stadtgraben mitten in der Metzgerstraße oder eine Solarbieranlage im Hofbrauhaus. Ergänzt wurden diese um spezielle Gegenstände, die aus einem Katalog stammen - entnommen aus dem ersten deutschen Versandhandelskatalog überhaupt. Das Rathaus? Kommt bei Karger mobil daher, auf einem fahrbaren Untersatz. »Bewegungsfähig, mehr Bürgernähe für Berchtesgaden«, so Karger.
Musikalisch unterlegt wurde die Buchvorstellung von Gerhard Laber, einem österreichischen Musiker. Als perkussiver Klangperformer zog er mit seinen extrovertierten Ausführungen die Blicke der Zuschauer auf sich. Dynamische Improvisationen, Steine, die auf Blech klopften, aufeinanderprallende Flaschen, ein Mann im »Unruhezustand«, wie Peter Karger treffend formulierte. Schräg wurde es, als Laber ein Tesaband durch den Raum spannte, durch Ziehen und Zupfen Klänge erzeugte, dann das Tesaband, wie von der Tarantel gestochen, um sich herumwickelte. Verrückte, skurrile Improvisationen, die das zahlreich erschienene Publikum zum Applaudieren bewegten. kp