In der Zeit des Ersten Weltkriegs hielt sich der schwerkranke Gerhard Marcks regelmäßig am Obersalzberg im Haus seiner Schwiegereltern auf. Die Berglandschaft half ihm, den Schrecken des Krieges zu entfliehen. Der Aufenthalt »im Paradies« – wie er selbst schrieb – war für ihn ein künstlerischer Neuanfang. Vom Krieg geschwächt, konnte er seiner bildhauerischen Tätigkeit vorerst allerdings nicht mehr nachkommen und wandte sich dem Zeichnen von Naturstudien zu. Bei seinen Erkundungen der Umgebung lernte er auch die Berchtesgadener Schnitzkunst kennen und wandte sich selbst dem Werkstoff Holz zu. Das Schnitzmesser, mit dem er unter anderem Krippenfiguren und Holzmodel fertigte, war sein ständiger Begleiter.
Ab 1927 mietete Adolf Hitler ein Haus am Obersalzberg und hätte Marcks durchaus begegnen können, wäre der Künstler nicht derart menschenscheu gewesen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Künstler entweder gefördert oder verboten. Aufgrund der Unterstützung von zwei jüdischen Kolleginnen im Jahr 1933 fiel der Bildhauer bei der neuen politischen Führung in Ungnade. Marcks kehrte danach nicht mehr auf den Obersalzberg zurück. Seine Werke wurden aus Museen entfernt, zerstört und ein Teil in der sogenannten Propagandaschau »Entartete Kunst« präsentiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Marcks rehabilitiert und erlangte weltweite Anerkennung. Viele junge Künstler suchten den Kontakt zu dem berühmten deutschen Bildhauer. Darunter auch der Salzburger Bronzegießer Josef Zenzmaier, der ihn von 1955 bis 1957 in Köln aufsuchte und 1974 um Arbeiten für eine Ausstellung in Hallein bat. Im Antwortbrief von Marcks schreibt dieser: »… Ich habe mich sehr gefreut, wieder einmal von Ihnen und aus meiner zweiten Heimat zwischen Göll und Untersberg zu hören! … Was Ihre und Herrn Prähausers Wünsche anbetrifft, eine kleine Ausstellung in der Galerie pro arte zu machen, so hoffe ich genügend Graphik und Zeichnungen beisammen zu haben – die Erinnerungswische vom Obersalzberg sind aber im Familienarchiv als unverkäuflich aufbewahrt, also nur zum ansehen.«
Die Sonderausstellung im Keltenmuseum Hallein stellt die figürliche Form in den Mittelpunkt und schafft einen Dialog zwischen den bildhauerischen Positionen von Gerhard Marcks und Josef Zenzmaier. Sie ist noch bis 15. Oktober zu sehen. fb