Viele ehemalige Klasse-Rennrodler, Freunde und Bekannte des Olympiasiegers waren zum gemeinsamen Fernsehen und Feiern ins Hotel »Edelweiß« gekommen. Mit Hans Plenk, Hartl Nagenrauft, Hans Brandner, Hans Stanggassinger und Franz Wembacher waren auch mehrere Medaillengewinner früherer Epochen anzutreffen. Barbara Niedernhuber stieß erst später zur Rodlergesellschaft, die ihren jetzt zweifachen Olympiasieger hochleben ließ. Felix Loch grüßte die Gesellschaft als Pappfigur am Eingang, der 2. Vorstand des Rodelclubs Berchtesgaden, Hans Stanggassinger, trug die Clubstandarte, Jugendliche hatten ein Olympiatransparent gebastelt, und auf den Tischen lagen Vereinsabzeichen des RC Berchtesgaden. RCB-Vorstand Hans Huber konnte auch Reporter mehrerer Fernseh- und Rundfunkanstalten sowie einer Münchener Boulevard-Zeitung in Berchtesgaden begrüßen.
Dann begann das lange Warten. Die große Spannung entlud sich erstmals, als Felix Loch seinen Vorsprung im dritten Lauf noch einmal vergrößerte. »Jetzt kann nichts mehr passieren«, war sich RCB-Vorstand Hans Huber zu diesem Zeitpunkt schon sicher. »Da müsste der Felix schon vom Schlitten fallen«, beruhigte der Szenekenner. Als dann kurz nach 19 Uhr der zweite Olympiasieg des Untersteiners feststand, war der Jubel unter den Gästen natürlich riesengroß. Minutenlang standen die Leute, klatschten und jubelten.
Gleichzeitig wartete man aber noch auf einen Ehrengast: Felix' Mutter Heike Loch hatte ihrer Freundin Anneliese Löffler versprochen, gleich nach dem Rennen ins »Edelweiß« zu kommen. Sie hatte sich die Entscheidung daheim angesehen, weil sie unglaublich nervös war. Und wie abgemacht, fuhr Heike Loch exakt eine halbe Stunde nach dem großen Sieg ihres Sohnes vor dem Hotel »Edelweiß« vor.
Es sei zwei Tage lang alles sehr aufregend gewesen, verriet die Gold-Mama dem »Berchtesgadener Anzeiger«. Sie konnte zuletzt keine Nacht mehr ordentlich schlafen und auch gegessen habe sie nicht mehr viel – so groß war die Anspannung vor dem Rennen. Ruhiger sei sie erst geworden, als ihr Felix unterwegs war. »Ich wusste, er hat's drauf. Und wenn es einigermaßen laufen würde, dann könnte er auch gewinnen. Und Felix hat's geschafft«, waren die ersten Worte der Mutter, nachdem sie eine erste Gratulationswelle überstanden hatte.
Beim ersten Olympiasieg ihres Sohnes vor vier Jahren in Vancouver sei alles noch etwas anders gewesen, weil Felix nicht so in der Favoritenrolle gestanden sei, so Heike Loch. An eine Medaille habe sie jedoch schon vor vier Jahren gedacht – und jetzt freilich erst recht. »Ich hätte mich über jede Farbe gefreut, aber dass es jetzt wieder Gold wurde, ist schon besonders schön«, so die Mutter, die mit ihrem Sohn regelmäßig über Skype oder Facebook in Kontakt ist.
Während der offizielle Olympiaempfang am Mittwoch, 26. Februar, um 19 Uhr auf dem Weihnachtsschützenplatz in Berchtesgaden schon feststeht, ist eine private Olympiaparty im Hause Loch vorerst nur vage angedacht. Heike Loch will erst einmal warten bis Felix' Freundin Lisa aus Sotschi zurückkommt, dann werde man schon etwas für Felix planen. Jetzt nämlich will Heike Loch erst einmal Natalie Geisenberger und dann dem hoffnungsvollen Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt die Daumen drücken, ehe sie dann am kommenden Donnerstag wieder für ihren Felix zittern wird, der dann um die zweite Goldmedaille fährt.
»Ich hoffe schon, dass unser Team ebenfalls Gold holt«, sagte Heike Loch, ehe sie sich am Sonntag zur Feierrunde begab. Viel Zeit zum Feiern blieb aber nicht, denn trotz des Olympiasieges ihres Sohnes rief gestern schon wieder die Arbeit.
Barbara Niedernhuber, zweifache Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Winterspielen 1998 und 2002, hatte sich die Entscheidung im Haus von Bundestrainer Norbert Loch angesehen. Das Urteil der Expertin: »Felix hat alles richtig gemacht, das war richtig cool und auch für unsere Institution Bundespolizei im Hinblick auf die Sportförderung sehr wichtig«. Niedernhuber kennt Felix Loch nämlich nicht nur vom Sport, sondern auch als Ausbilderin bei der Bundespolizei. »Felix hat einmal gesagt, er sei bei keinem Rennen so nervös gewesen wie bei seinen mündlichen Prüfungen«, so die Oberkommissarin Niedernhuber. »Ich glaube das ist für ihn auch gut so«.
Bereits heute und an den nächsten beiden Tagen werden die Rodelfreunde wiederum im Hotel »Edelweiß« mit ihren Favoriten zittern, wenn diese um weiteres Edelmetall in Sotschi kämpfen. »Natürlich gelten die Deutschen auch im Teamwettbewerb als große Favoriten, aber da kann auch viel passieren«, so Barbara Niedernhuber in Erwartung des Donnerstags mit der Entscheidung im Teamwettbewerb. Dennoch glaubt die Rennrodel-Expertin, dass der Teamwettbewerb bei der ausgeglichenen Stärke der deutschen Mannschaft eine sichere Bank ist. »Felix fährt top und auch Natalie Geisenberger sowie das Doppel Wendl/Arlt fahren im Training stark«.
Am Freitagnachmittag werden dann die Freunde von Skeleton-Mitfavoritin Anja Huber vom RC Berchtesgaden im Hotel »Edelweiß« mitfiebern. Dann beginnt für die Bronzemedaillengewinnerin von Vancouver die Jagd auf Edelmetall. Christian Wechslinger