Der aus Hamburg stammende Michael Fleischer und seine in Berchtesgaden aufgewachsene Frau hatten das Haus am Renothenweg im April 2012 noch unter der Bezeichnung »Berghotel Ines« übernommen. »Wir wollten uns hier mit der Übernahme eines Hotels einen Traum erfüllen«, sagt Michael Fleischer. Weil das Hotel unter dem alten Namen schlechte Kritiken bekommen hatte, entschloss man sich zu einer Namensänderung. »Wir tauften das Haus in ›Berghotel Edelweiß‹ um«, erzählt Michael Fleischer und erklärt gleich den Hintergrund. Sein Schwiegervater habe im Krieg, wie viele andere auch, bei den Gebirgsjägern gedient, die auch damals schon das »Edelweiß« als Symbol getragen hatten. Es handelte sich um ein Abzeichen aus Blech, das die Uniform schmückte. Das Metallstück rettete ihm einmal das Leben, weil es einen Gewehrschuss ablenkte. Die Erinnerung an diesen glücklichen Zufall wollte das Ehepaar Fleischer mit dieser Namensgebung wach halten.
Zwei Jahre vorher hatte jedoch bereits das wesentlich größere Vier-Sterne-Hotel »Edelweiß« in Berchtesgaden seine Pforten geöffnet. Dessen Hoteldirektor Thomas Hettegger wollte eine Namensüberschneidung zweier Hotels im selben Ort vermeiden. »Ich habe Herrn Fleischer x-mal angerufen und ihn gütlich gebeten, den Hotelnamen zu ändern, aber es hat nichts geholfen«, sagt Thomas Hettegger und bekräftigt, dass er einen Rechtsstreit unbedingt habe vermeiden wollen. »Bei so etwas gewinnen in der Regel nur die Anwälte«, betont Hettegger. Immer wieder habe er versucht, den Hotelbetreiber aus der Oberau zum Einlenken zu bewegen – »doch der Mann war völlig uneinsichtig«.
Thomas Hettegger ging es dabei nach eigenen Angaben nicht um eine Konkurrenzsituation. »Die paar Zimmer tun mir ja nicht weh«, sagt der Hotelier. Vielmehr habe es aufgrund der Namensüberschneidung zunehmend Verwechslungen gegeben. »Da gab es beispielsweise Irrläufer bei den Bewertungen in Holiday-Check, die Leute haben falsch gebucht oder es stand sogar einmal die Rettung vor unserer Tür, obwohl sie eigentlich in die Oberau gerufen worden war«, schildert Hettegger seine Gründe. Im Übrigen hatte er den Hotelnamen zwischenzeitlich auch beim Patentamt markenrechtlich schützen lassen.
So kam es also zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, die am Landgericht München I kürzlich mit einem Vergleich endete. »Wir mussten dem zustimmen, obwohl es kein richtiger Vergleich war«, kritisiert Michael Fleischer. Denn damit mussten die Oberauer die gesamten Gerichts- und Anwaltskosten – auch der Gegenpartei – übernehmen. »Insgesamt rund 20 000 Euro«, sagt Michael Fleischer. Dazu kam der Austausch von Firmenschildern und anderen Namensträgern.
Das alles konnte man gerade noch stemmen – und das Haus heißt seit Kurzem »Alpenhotel Bergzauber«. Damit hat man erst einmal die wichtigste Auflage des Gerichts erfüllt, das eine Umbenennung bis zum 31. Januar gefordert hatte. Doch Fleischer weiß auch, dass die Bezeichnung »Berghotel Edelweiß« bereits in vielen, vielen Internetportalen verbreitet ist. »Es ist fast nicht möglich, das alles so schnell ändern zu lassen«, sagt der Hotelier. Und das bereitet ihm derzeit schlaflose Nächte. Denn jedes Auftauchen des alten Namens könnte ihn nach dem Gerichtsvergleich 5 100 Euro kosten. »Uns wird hier gerade ein Traum zerstört«, befürchtet Fleischer.
Thomas Hettegger, der sich selbst als äußerst friedliebenden Menschen bezeichnet, hat für das Verhalten Michael Fleischers allerdings kein Verständnis mehr. »So viel Uneinsichtigkeit und Dreistigkeit habe ich noch nicht erlebt«, sagt der »Edelweiß«-Chef aus dem Markt, dem das Gericht zu 100 Prozent Recht gab. Und so legte der Richter dem Oberauer »Edelweiß«-Chef nahe, dem Vergleich zuzustimmen. Alles andere hätte die Sache wohl nur noch teurer gemacht. Ulli Kastner