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Das Hanottenmoos in Schönau am Königssee ist ein sensibler Bereich, ein FFH-Gebiet - mit vielen Pflanzen- und Tierarten. Fotos: Anzeiger/kp
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Zahlreiche interessierte Bürger versammelten sich in der Schönau zur Diskussion.
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Regierungsdirektor Elmar Wenisch möchte mit den Landwirten gemeinsam um Lösungen ringen.
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Mit schwerem Gerät deutliche Spuren hinterlassen: In Zukunft soll das den Landwirten im Hanottenmoos nicht mehr passieren, fordert die Regierung von Oberbayern.

Kampf ums Weiderecht

Schönau am Königssee - Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten gibt es beim Hanottenmoos und im nahe liegenden Elisenweiher in Schönau am Königssee. Diese FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat) unterliegen dem weltweit bedeutendsten Naturschutzprojekt »Natura 2000«. Doch beansprucht so mancher Landwirt dort seine jahrhundertealten Weiderechte. »Die lasse ich mir doch nicht einfach nehmen«, sagt einer beim Ortstermin in Schönau am Königssee. Ein gemeinsamer Dialog beim Erreichen der Ziele eines Managementplans scheint kaum möglich, zumal die Regierung von Oberbayern den Landwirten bereits mit dem Rechtsanwalt gedroht hatte.


Das Hanottenmoos liegt in einer flachen Mulde, umgeben von Grünland. Soweit das Auge reicht. Regierungsdirektor Elmar Wenisch von der Regierung von Oberbayern, Sachgebiet Naturschutz, ist mit Kollegen von der Unteren Naturschutzbehörde und vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf Stippvisite in Schönau am Königssee. Das Ziel ist, ein künftiges Miteinander zu finden. Zwischen Eigentümern, Weiderechtinhabern und Behördenvertretern. Denn für das hiesige FFH-Gebiet gelten besondere Regeln.

»Die natürliche Vielfalt ist in diesem Gebiet ganz besonders hoch«, sagt Elmar Wenisch. In einer schöneren Gegend sei er noch nie gewesen, der Lebensraum und dessen Erhalt hätten oberste Priorität. Bei den anwesenden Landwirten stößt selbst diese Äußerung auf wenig Gegenliebe. Die Bauernschaft ist sauer. Sauer auf die Regierung, auf die Behörden, auf den Umgang, den man mit ihnen pflegt. Sauer auch deshalb, weil die Landwirte seit Jahrhunderten hier vor Ort sind. »Und jetzt kommt irgendwer und sagt, dass alles anders und für uns viel komplizierter werden muss«, so einer der Betroffenen.

Die Ziele des Managementplans sind vielfältig, Verschlechterungsverbote werden ausgesprochen, die Pflege des Elisenweihers und des Hanottenmooses wird aus der Warte der Landwirte deutlich anspruchsvoller werden.

Manfred Vonderthann ist der 2. Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee und auch beim Treffen dabei. Als Gemeindevertreter stärkt er den Landwirten den Rücken. »Die Lösung muss am Runden Tisch getroffen werden«, sagt dieser. Nicht zwischen Tür und Angel - und vor allem müsse es das ausgesprochene Ziel sein, für jeden Betroffenen individuelle Lösungsvorschläge aufzuzeigen.

Der Managementplan mit dem Titel »Moore und Extensivwiesen bei Berchtesgaden« befasst sich mit insgesamt drei Teilgebieten, zum einen in Schönau am Königssee, zum anderen in Bischofswiesen. Als Höhere Naturschutzbehörde zuständig ist die Regierung von Oberbayern. Der Auftakt für die Planung fällt in das Jahr 2003 zurück. Neun lange Jahre, nun gibt es die ersten Ergebnisse, die in einem elfseitigen, der Redaktion vorliegenden Bericht zusammengetragen wurden. Seltene Pflanzenarten, etwa das Sumpf-Glanzkraut oder die Sommer-Wendelähre, werden dort erwähnt und wurden in besagten Gebieten gesichtet. Auch der Kammmolch, ein in Bayern stark gefährdetes Lebewesen, ist gesichtet worden. Auch mit dabei: der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ein äußerst seltener Schmetterling.

»Und wir sollen jetzt wegen eines scheiß Schmetterlings unser Weiderecht aufgeben«. Einer der anwesenden Landwirte ist erbost. Rechte aufgeben müsse niemand, beruhigt Regierungsdirektor Elmar Wenisch. Aber wenigstens die empfohlenen Maßnahmen zum Erreichen der Managementplan-Ziele (Artenschutzmaßnahmen) einhalten. Kein schweres Gerät soll eingesetzt werden, so lautet die Empfehlung. Um den Untergrund zu schützen. Doch genau das dürfte ein Problem darstellen. Denn alle Maßnahmen gehen mit einer deutlichen finanziellen Zusatzbelastung einher. Geld, das die Landwirte nicht aufbringen wollen. »Da muss man uns schon dafür entschädigen«, sagt einer.

Ein anderer zeigt sich wenig gesprächsbereit und pocht darauf, dass er seine Arbeit so fortführen möchte, wie in den letzten Jahrzehnten geschehen. »Ihr Sesselsitzer seid ein unflexibler Haufen«, schimpft der Bauer in Richtung Behördenvertreter. Und fragt, wie man denn überhaupt miteinander reden wolle, wenn man zunächst mit dem Rechtsanwalt drohe. Empfindliche Geldstrafen inklusive. Aus Sicht der Landwirte ein Unding. Eine Kooperation im klassischen Sinne? Irgendwie undenkbar.

Peter Renoth, Stellvertretender Forstbetriebsleiter beim Forstbetrieb Berchtesgaden, sagt, dass nur dann an ein Miteinander zu denken ist, wenn alle Unklarheiten bereinigt seien: »Ohne die Zustimmung der Weiderechtsinhaber geht gar nichts«. Und wenn diese nicht wollten, hätte das Natura- 2000-Anliegen hier auch keine Zukunft. Die »Kuh vom Eis bringen« möchte auch Regierungsdirektor Wenisch. Deshalb schlägt er vor, an einem Runden Tisch nochmals alle Beteiligten zu versammeln. Um dann, vielleicht, auf ein Ergebnis zu kommen. kp