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Bürgermeisterkandidat Thomas Weber (CSU) im Interview mit Rolf Hopmann (r.) von der Lebenswelt Insula. Zu finden auf Youtube. Repros: Anzeiger/Pfeiffer
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Der Bischofswieser Bürgermeisterkandidat Thomas Resch (FWG) spricht potenzielle Wähler von unterwegs aus an: per Video auf Facebook.

Klick mich, Wähler!

Berchtesgaden – Für die Aufmerksamkeit zählt im Wahlkampf jedes Mittel: Vor allem im Internet bei Facebook und im Videoportal Youtube sind die Bürgermeisterkandidaten des Talkessels häufig anzutreffen. Das Ziel bleibt immer dasselbe: die Stimmenjagd bei Erstwählern und Technikaffinen.


Thomas Resch von der FWG hat sich ein schönes Plätzchen ausgesucht. Er steht hoch droben auf der Kastensteinerwand, unter ihm Bischofswiesen. Die Kamera ist auf ihn gerichtet. »Ein Platz zum Verweilen«, sagt er, ein schöner Ort. Aber einer, der in Gefahr ist. Knapp drei Minuten spricht der Bürgermeisterkandidat, er richtet sich an alle, die im Internet unterwegs sind. So was kommt gut an.

Weitere Bürgermeisterkandidaten sind auf den Online-Zug aufgesprungen. Etwa Michael Koller oder Richard Lenz (beide FWG), die seit Längerem so manche Wahlkampfstation auf Facebook kommentieren und bebildern. Es gilt, nah am Wähler zu sein, greifbar zu bleiben. Auf Fragen antworten die Bürgermeisterkandidaten, sie äußern sich zu Aktuellem, wollen Transparenz an den Tag legen. Viele potenzielle Wähler honorieren das. »Wünsche Euch viel Erfolg«, schreibt einer auf der Facebook-Seite von Michael Koller. Dieser ist auf Facebook derzeit bemüht, seine Nominierungen für das sich verbreitende Trinkspiel (wir berichteten) diplomatisch von sich zu weisen: »Oiso Buam, dass i das net machen kann, is hoffentlich klar«, schreibt der Berchtesgadener Bürgermeister-Kandidat. Partei-Kollege Richard Lenz hält seine Facebook-Freunde währenddessen mit einer amüsanten Anekdote des Wahlkampfes bei Laune. So musste der für Schönau am Königssee kandidierende Lenz sein Werbebanner neben der Bundesstraße 20 in Richtung Königssee wieder entfernen lassen. Das Banner stand auf Berchtesgadener Grund. Mittlerweile hat der Kommunalpolitiker aber schon wieder einen neuen Platz gefunden.

Auch erfahren netzaffine Internet-Nutzer, dass alle FWG-Bürgermeisterkandidaten nun ihre Fahrzeuge mit den eigenen Konterfeis beklebt haben und im Wahlkampf öffentlichkeitswirksam unterwegs sind. Die Info mag beiläufig sein: Die verfolgte Absicht, transparent zu wirken und alles mit dem potenziellen Wähler zu teilen, wird aber erreicht.

Sehr aktiv im Internet unterwegs ist auch der CSU-Bürgermeisterkandidat von Bischofswiesen, Thomas Weber. Nicht nur auf Facebook veröffentlicht er so manchen Beitrag, sondern auch auf Youtube. Dort hat Weber einen eigenen Videokanal, der in regelmäßigen Abständen mit Inhalten gefüllt wird. So lässt sich Weber etwa von Insula-Leiter Rolf Hopmann interviewen. Natürlich zu aktuellen Themen. In einem anderen Interview spricht Weber mit Melanie Moderegger, Gemeinderatskandidatin in Bischofswiesen. Persönliche Fragen werden gestellt, Weber gibt sich bürgernah. Das zieht bei jenen, die die Videos verfolgen. Das Interview wurde bereits über 600 mal geklickt.

Auch Parteikollege Hannes Rasp, der Bürgermeister Stefan Kurz in Schönau am Königssee beerben möchte, ist auf Facebook aktiv – und ruft etwa öffentlich zu einer Infoveranstaltung auf. »Es gibt keine großen Wahlreden, versprochen«, meint er. Die Mehrheit der Bürgermeister-Kandidaten im Talkessel nutzt das Internet bislang allerdings kaum. Man verlässt sich auf das bewährte Vorgehen, auf den persönlichen Kontakt, das Kennenlernen mit dem Wähler. Tür-zu-Tür-Besuche inklusive. Der Wähler hat am Ende die »Qual der Wahl«. Der überzeugendere Auftritt bringt schließlich das Kreuz. Kilian Pfeiffer