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Im Gleichschritt ging es beim Festzug. Fotos: Anzeiger/B. Stanggassinger
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Lorenz Staudinger durfte das »Bergmandl« tragen.
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Ein Schnapserl in Ehren.
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Auftakt zum Bergfest am Pfingstmontag ist ein traditioneller Weckruf durch den Markt.

»Kultur der Wertschätzung und ethikorientierte Führungspersonen«

Berchtesgaden – Das Pfingstwochenende gehört in Berchtesgaden den Bergknappen, so ist es Tradition. Nach einem Umzug und einem Standkonzert am Pfingstsonntag ging es für die Bergknappen in ihren schmucken, weiß-blauen Uniformen und die geladenen Festgäste am Pfingstmontag zunächst ins Kaiser-Franz-Sinkwerk. Dort berichtete Standortleiter Franz Lenz vom vergangenen Betriebsjahr und ehrte verdiente Bergleute und Grubenwehrmänner (siehe gesonderter Bericht). Vom Bergwerk wurde anschließend gemeinsam zum Dankgottesdienst in die Stiftskirche gezogen.


Nur wenige Minuten dauerte die Fahrt ins Sinkwerk. Dort wurden Belegschaft und Gäste, darunter Landrat Georg Grabner und Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp – von Franz Lenz mit einem »Glück auf« in Empfang genommen. Als junger Ingenieur kam Lenz vor 26 Jahren ins Salzbergwerk Berchtesgaden. Seit 1998 ist er Standortleiter und Chef von circa 110 Mitarbeitern. Er weiß: Ein gesundes Unternehmen braucht mehr als positive Betriebszahlen, als bloße Gewinnmaximierung. »Wir brauchen eine Kultur der Wertschätzung, nicht nur gegenüber dem Eigentümer, sondern gegenüber den Mitarbeitern, den Kunden, den Lieferanten, dem Staat und der Gesellschaft insgesamt. Wir brauchen ethikorientierte Führungspersönlichkeiten, die nicht nur an Zahlen und Effizienz, sondern auch am Wohlergehen der Menschen interessiert sind«, schickte Lenz seinem Jahresbericht voraus.

Salz-Lecksteine sind gefragt

Zur Sicherstellung der Versorgung der Saline Bad Reichenhall mit vollgrädiger Sole wurden im Jahr 2013 aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden und den Solebohrungen im Reichenhaller Becken 1,05 Millionen Kubikmeter Sole gefördert. Das sind etwa sieben Prozent weniger als im Rekordjahr 2009. Durch Kostensenkungen und Steigerungen bei den Umsatzerlösen konnte der Gesamtaufwand am Standort Berchtesgaden im Berichtsjahr um über 1,5 Millionen Euro vermindert werden. »Das ist ein nicht unwesentlicher Beitrag, um das bayrische Siedesalz trotz reduzierter Förderung in der Gewinnzone zu halten«, sagte Lenz. Mit einem regionalen Vertriebs- und Marketingkonzept sowie der Produktentwicklung am Standort Saline Reichenhall erhoffe man sich, näher am Kunden zu sein und schneller auf Wünsche oder Trends im Speisesalzmarkt reagieren zu können.

Unerwartet großen Erfolg habe man zum Beispiel mit unbehandeltem Natursteinsalz für Rinder, das seit neuestem gemeinsam mit den Milchwerken Berchtesgadener Land angeboten werde. Seit jeher würden einheimische Bauern und Jäger diese Natur-Lecksteine bevorzugen, so Lenz. »Bei uns gibt es die Salzsteine nun auch in gemahlener Form für Futterautomaten. Die Nachfrage hat sich in kürzester Zeit weit über die Grenzen des Landkreises ausgeweitet.« Der Trend zur »regionalen Marke« in bester natürlicher Qualität hat für Franz Lenz Zukunft. »Sole – Salz und Wasser, zwei wesentliche Elemente, die der Mensch zum Leben braucht. Ich hoffe, dass sich hohe Qualität im Lebens- und Futtermittelbereich immer mehr durchsetzt.«

Der Grubenbetrieb

Im Berichtsjahr wurden an sechs neuen Gewinnungspunkten Arbeiten verrichtet. Für den Aufschluss und die Untersuchung der Lagerstätten wurden in Bergwerk Berchtesgaden im vergangenen Jahr 2 896 Meter Bohrkerne auf der ersten Tiefbausohle beziehungsweise der Hauptabbausohle abgebohrt, geologisch analysiert und kartographiert. Das Ergebnis: Eine Ausweitung der Abbautätigkeit auf der ersten Tiefbausohle ist beschränkt.

Mittlerweile wurden die Einlagerungen umfahren und die Lagerstättengrenze im östlichsten Teil durch Kernbohrungen erkundet. Franz Lenz: »Im Laufe des Jahres werden wir die Querstrecke II im Osten auffahren und damit ein geschlossenes Bewetterungssystem im Ostfeld erstellen. Durch die definierte Zufuhr von Frischluft und Ableiten der belasteten Luft, haben wir dann die Voraussetzung geschaffen, weitere 30 Gewinnungskammern auf der ersten Tiefbausohle aufzufahren und damit die Soleversorgung der Saline Reichenhall sicherzustellen.«

Auf der Frauenberg-Stollensohle wurden im größeren Umfang Unterhaltungsarbeiten durchgeführt. Die Maschine, die dabei im Einsatz war, wurde Anfang der 90er-Jahre extra fürs Bergwerk Berchtesgaden konstruiert und gebaut. Nach über zehnjährigem Winterschlaf hat man sie für die Unterhaltungsarbeiten generalüberholt. Auf der Frauenberg-Stollensohle wurden im Berichtsjahr außerdem 111 Eisenbaue gestellt. Seit fast drei Jahrzehnten werden dort Altgrubenbaue in dreiteiligem Stahl ausgebaut. Die Standfestigkeit der Strecken hat sich dadurch deutlich verlängert.

SalzZeitReise auf Arabisch

Erfreulich haben sich im Geschäftsjahr 2013 die Besucherzahlen und die Umsatzerlöse in der Tourismussparte des Bergwerkes entwickelt, verkündete Franz Lenz. Annähernd 333 000 Gäste konnten durch die SalzZeitReise geführt werden. Das entspricht einer Steigerung von über drei Prozent und ist das zweitbeste Ergebnis seit Umbau der Besuchereinfahrt. Trotz höherer Kosten aufgrund von Tariferhöhungen konnte das Betriebsergebnis deutlich verbessert werden.

Optimiert wurde auch der Online-Ticketverkauf. Jeder Gast kann mittlerweile sein Ticket bequem zu jeder Zeit und auch für den selbigen Tag unmittelbar über seinen Internetanschluss kaufen. Auf allen Print-Medien ist ein QR-Code aufgedruckt. Bis spätestens September soll auch die Homepage neu gestaltet sein.

Aber nicht nur technisch wolle man sich den Herausforderungen stellen, so Franz Lenz, auch im Bereich der Dienstleistung versuche man, aktuellen Ansprüchen gerecht zu werden. Seit heuer werden zum Beispiel Führungen auch in arabischer Sprache angeboten. Insgesamt gibt es damit 14 verschiedene Übersetzungen.

Nach dem etwa einstündigen Festakt im Sinkwerk ging es für die Belegschaft und die Ehrengäste wieder zurück ans warme Tageslicht, von zwölf auf 25 Grad. Die Feierlichkeiten waren aber noch nicht zu Ende. Im Festzug ging es weiter zum Gottesdienst in die Stiftskirche. Kathrin Thoma-Bregar