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Ihre bemalten Spanschachteln sind begehrt: Elisabeth Metzenleitner, die letzten Samstag verstarb, arbeitete fast 70 Jahre lang für die Berchtesgadener Handwerkskunst. (Foto: B. Stanggassinger)

Mit Stempel und Feder

Schönau am Königssee – Jeden Tag fuhr Elisabeth Metzenleitner mit ihrem Fahrrad von Schwöb zu ihrem Arbeitsplatz in der Handwerkskunst im Markt. Immer mit einer großen Tasche ausgerüstet, radelte sie noch als 80-Jährige den Bahnhofsberg hinauf. Das alleine zeigt die wesentlichen Aspekte ihres Lebens auf: die Handwerkskunst, das Leben in und mit der Natur und die unglaubliche Hingabe an ihre künstlerische Arbeit. Denn gemalt hat sie ihr Leben lang.


Als junges Mädchen lernte sie bei dem von ihr zeitlebens hochverehrten Schusterbistl Toni die traditionellen Formen der Spanschachtelbemalung. Ihr Vater, der Schreiner war, fertigte ihr alle Stempelformen und das Zickei-Liserl, wie sie zumeist gerufen wurde, entwickelte seinen unverkennbaren Stil. Dabei bestempelte sie die grundierte Schachtel und malte anschließend mit der Feder mit weißer Farbe das filigrane Linienornament. Freihand, ohne Vorzeichnung musste jeder Strich sitzen, ein nachträgliches Ausbessern war nicht möglich. Ihr Stil ist unverwechselbar und wer eine »Metzenleitner-Schachtel« zu Hause hat, sollte sie in Ehren halten.

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Berchtesgadener Handwerkskunst wieder anfing, arbeitete sie als Freiberufliche mit. Das sollte ihr ganzes Leben so bleiben. Nur von 1983 bis 1986 war sie fest angestellt. Gemalt hat sie immer in den Räumen der Handwerkskunst – am Anfang noch in der Schnitzschule, dann im Schloss Adelsheim und zuletzt in den heutigen Geschäftsräumen.

Fleißig war das Zickei-Liserl, freundlich und hilfsbereit. Sie ging ganz in ihrer künstlerischen Tätigkeit auf. Mit Freude hat sie bis ins hohe Alter gemalt. Dabei war Elisabeth Metzenleitner bescheiden, zurückhaltend und großzügig. Neben dem Malen war es ihr Garten, dem sie viel Zeit widmete. Er lag rund um ihr Elternhaus, in dem sie mit der Familie ihres Bruders gewohnt hat.

Als Mitglied des Alpenvereins liebte sie die Berge. Mit ihren Freundinnen, die nur »Die Dirndln« genannt wurden, da keine verheiratet war, unternahm sie unzählige Bergtouren. Selbst auf der berühmten Haute Route war sie unterwegs.

Elisabeth Metzenleitner, die 1926 geboren wurde, ist vergangenen Sonntag gestorben. Sicher liegen im Himmel schon Stempel und Feder bereit. Dort freut man sich, endlich auch so schön bemalte Schachteln zu bekommen. Christoph Merker