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Die Bahn läuft, der Skibetrieb war aber schon eingestellt: Nur wusste so mancher Jenner-Besucher mit Skifahrambitionen davon nichts. Deshalb gab es nun Beschwerden. (Foto: Berchtesgadener Land Tourismus GmbH)

»Publikumsrenner« Jenner

Schönau am Königssee – Für »dumm verkaufen lassen« wollte sich Thomas Hummel sicher nicht, als er nach den Osterfeiertagen zum Skifahren an den Jenner fuhr. Mit Familie sollte es auf den Berg gehen, die guten Schneeverhältnisse nutzen. Mehrfach hatte sich der Münchner auf der Homepage der Jennerbahn erkundigt. Die Info: Der Skibetrieb läuft bis 12. April. Dem war nicht so. Die Bahn fuhr zwar noch, der Skibetrieb war aber bereits eingestellt worden. Betriebsleiter Wilfried Däuber sagt, dass man bei der Jennerbahn alle Termine auf der Webseite übermittelt habe.


Nicht nur Thomas Hummel war an diesem Dienstag verärgert. Ein weiterer Leser des »Berchtesgadener Anzeigers« hatte sich gemeldet und sich beschwert, dass der Skibetrieb eingestellt wurde. Auch Thomas Hummel hatte sich auf das Internet verlassen, als er guter Dinge zum Jenner fuhr. Um dort zu erfahren, dass es für diese Saison keinen Skibetrieb mehr gibt. Erbost zeigte er sich, weil er sich von den Jennerbahn-Mitarbeitern ungerecht behandelt fühlte. »In der Verwaltung wurde ich behandelt wie ein Idiot, denn eine der beiden Damen behauptete brüsk, dass schon überall bekannt gegeben worden war, dass am Ostermontag der letzte Skitag gewesen sei.«

Auch Wilfried Däuber sagt, dass dies bekannt war. Auf der Jennerbahn-Homepage sei dies wiedergegeben worden, und zwar rechtzeitig, also auch schon an jenem Dienstag nach Ostern. Thomas Hummel unterstreicht, dass er sich mehrfach erkundigt habe.

Betriebsleiter Däuber sagt, dass – theoretisch – auch die Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee für die Falschinformation verantwortlich sein könne. Immerhin pflege die TRBK jene Webcam-Informationen ein, die schließlich auch im Fernsehen ausgestrahlt werden. Wer früh am Morgen durch das Programm schaltet, stößt regelmäßig auf die Informationen zu Schneeverhältnissen. Auch der Jenner ist dort mit einer eigenen Webcam vertreten.

Nachfrage bei der Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee. Geschäftsleiter Michael Wendl versteht den Trubel nicht. Die TRBK schuld an der Falschinformation? »Wir haben unsere Webcam-Information rechtzeitig eingepflegt«, sagt er. Außerdem habe sich die Beschwerde des Gastes Thomas Hummel ganz klar auf die nicht aktualisierte Jennerbahn-Homepage bezogen.

Dass die Jennerbahn Schuld trägt, dafür gibt es für Thomas Hummel klare Indizien: Immerhin seien an besagtem Dienstag viele Skifahrer am Jenner angekommen, die dann alle enttäuscht wurden. Auch eine weitere Familie, die zunächst zur Verwaltung gegangen sei und dort Beschwerde – wie so oft an diesem Tag – eingelegt habe. Mitarbeiter der Jennerbahn-Verwaltung hätten daraufhin bestätigt, dass ein Internet-Dienstleister Probleme eingeräumt habe.

Wilfried Däuber erwähnt von der angeblichen technischen Schwierigkeit nichts. Mittlerweile ist nicht nur der Skibetrieb eingestellt worden, sondern auch der Seilbahnbetrieb. Und zwar bis 30. April. Wegen Revisionsarbeiten. Übrigens rechtzeitig angekündigt auf der Jennerbahn-Homepage. Kilian Pfeiffer