Gut 3,4 Millionen Euro wird die Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee im laufenden Jahr investieren. Der allergrößte Brocken davon fließt mit 3,2 Millionen Euro in den zweiten Bauabschnitt bei der Kongresshaus-Sanierung (wir berichteten). Relativ große Posten sind auch die Vorbereitungen für die Scannung für die Gästekarten in Bussen (80 000 Euro) und die 50 000 Euro für Brandschutzmaßnahmen in der Küche der Watzmann Therme.
Der Erfolgsplan 2015 schließt nach dem von Thomas Ilsanker aufgestellten Wirtschaftsplan 2015 mit einem Jahresverlust von 500 000 Euro. Insgesamt fallen im Erfolgsplan Aufwendungen in Höhe von 10,7 Millionen Euro an, davon alleine 6,5 Millionen Euro unter dem Posten »Materialaufwand«. Dazu gehören 270 000 Euro für die Sanierung des Gipfelsteigs am Kehlstein, neue Schutzzäune und die Sanierung von Mauerkronen am Kehlstein sowie 240 000 Euro für die Watzmann Therme. Hier geht es vor allem um Reparaturen in der Technik und kleinere Sanierungsarbeiten.
1,8 Millionen Euro für Personal
Für Pacht, Benutzungsgebühr und Fahrentschädigung Kehlstein sind 2,9 Millionen Euro eingeplant. An Fahrpreisentschädigung für RVO und BLB (kostenloses Fahren mit Kurkarte) sind 840 000 Euro angesetzt, der Marketinganteil für die BGLT liegt bei 668 000 Euro. Darüber hinaus fallen für das EuRegio-Projekt Salzalpensteig nach Abzug der Zuschüsse noch 33 000 Euro an, die »sonstigen Werbekosten« sind mit 268 000 Euro veranschlagt. Auch verschiedene Sportveranstaltungen werden unterstützt, so gehen 30 000 Euro für den Rodel- und Bobweltcup weg, 20 000 Euro für den »Salomon 4Trails«. An Veranstaltungsaufwand und Gagen sind 325 000 Euro eingeplant.
Der Personalaufwand liegt in diesem Jahr effektiv bei 1,8 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl ist laut Thomas Ilsanker gleich geblieben, nur in der Dokumentation hat es eine geringfügige Aufstockung gegeben.
Gutachten zur Watzmann Therme
Fast ein wenig unter geht im Wirtschaftsplan der Ansatz »Neukonzeptionierung Watzmann Therme« in Höhe von 50 000 Euro, der für die Zukunft des Berchtesgadener Familienbads entscheidende Bedeutung haben könnte. Denn mit diesem Geld wird ein Gutachten finanziert, das Zukunftsperspektiven für das in die Jahre gekommene Bad aufzeigen soll. Immerhin weiß derzeit niemand, ob und wie sich das Wellness-Angebot an der Breitwiese in den nächsten Jahren noch vermarkten lässt. Womöglich wird der Verband hier in den nächsten Jahren noch beträchtliche Summen in die Hand nehmen müssen.
Auf der Einnahmenseite geht man von Umsatzerlösen in Höhe von 6,7 Millionen Euro und Kurbeitragseinnahmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro aus. So kommt es zum prognostizierten Jahresverlust von knapp 500 000 Euro.
Im Wirtschaftsplan enthalten sind neben den Investitionen von 3,4 Millionen Euro auch Einnahmen aus der staatlichen Förderung für das Kongresshaus in Höhe von 1 Million Euro und 300 000 Euro Einnahmen aus einem Grundstücks- und Gebäudeverkauf. Der ungedeckte Finanzbedarf von 2,3 Millionen Euro wird durch eine Darlehensaufnahme von 1,85 Millionen Euro und Umlagezahlungen der Gemeinden Berchtesgaden (68 000 Euro für den Standortvorteil Watzmann Therme) und Ramsau (effektiv 458 000 Euro Anteil Kurbeitrag) ausgeglichen. Am Ende steht ein Finanzüberschuss von 23 000 Euro zu Buche.
Zustimmung signalisierte in der Diskussion Dr. Bartl Wimmer. Gleichzeitig kritisierte der Verbandsrat aus Berchtesgaden aber, dass man sich für die Kongresshaussanierung entschieden habe, bevor überhaupt ein Konzept vorlag. Eine 6-Millionen-Euro-Ausgabe sei also ohne mittelfristige Finanzplanung beschlossen worden. Jetzt befinde man sich in einer Situation, in der man die Mehrausgaben von fast 1 Million Euro (wir berichteten) gar nicht mehr vermeiden könne.
Mit steigenden Schulden ist zu rechnen
»Es ist sehr unangenehm, so in Zugzwang zu kommen«, sagte Wimmer. Er könne sich nun nicht vorstellen, dass man im Verband mittelfristig auf gemeindliche Umlagen verzichten könne, zumal der Schuldendienst auch aufgrund zu erwartender Grundsatzentscheidungen bei der Watzmann Therme weiter ansteigen werde. Zwar habe man diesmal noch das Glück, 300 000 Euro aus einem Grundstücksverkauf verbuchen zu können, doch das sei wohl ein Einzelfall. »Weil wir mit steigenden Schulden rechnen müssen, sollten wir uns nicht nur der Markenbildung, sondern auch der Organisationsstruktur in der Tourismusregion widmen«, forderte Wimmer.
Dem Zahlenwerk zustimmen wollte auch Herbert Gschoßmann, Bürgermeister aus Ramsau. Auf die von Wimmer ins Gespräch gebrachten Umlagen mahnte Gschoßmann, dass jeder Euro, der den Gemeinden genommen werde, der Verbesserung der tourististischen Infrastruktur fehle. »Man sollte im Zweckverband deshalb sehr darauf achten, dass man nicht zulasten der Kommunen agiert. Das könnte die Gemeinden überfordern«, warnte Gschoßmann.
Man werde ehrlich und offen alle Notwendigkeiten ansprechen, versicherte Verbandsvorsitzender Franz Rasp. Die Investitionen in Kurdirektion, Watzmann Therme und Kehlsteinstraße müsse man im Rahmen einer langfristigen strategischen Planung quantifizieren, um Spielräume festzulegen und zu sehen, was man sich leisten kann. »Wir müssen uns auch Gedanken darüber machen, ob wir organisatorisch richtig aufgestellt sind«, sagte Rasp.
Der Zweckverband segnete den Wirtschaftsplan schließlich ohne Gegenstimme ab. Ulli Kastner