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Die Studentinnen Maria Nißl (l.) und Anna Teufl bei ihren Untersuchungen auf den Biosphären-Blühwiesen und Spenderflächen. (Foto: Universität Salzburg)

Schwebfliegenart erstmals in Deutschland

Berchtesgadener Land – Die Studentinnen Anna Teufl und Maria Nißl stellten im Veranstaltungssaal der Sparkasse Berchtesgadener Land die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts »Vielfalt von Blütenpflanzen, Wildbienen und Schwebfliegen in neu angelegten Blühflächen der Biosphärenregion Berchtesgadener Land« vor, welches im Rahmen des seit 2018 existierenden Wildbienenprojekts initiiert wurde. Eine Schwebfliegenart (Eumerus consimilis) wurde sogar erstmalig in Deutschland nachgewiesen.


Das Wildbienenprojekt in der Biosphärenregion Berchtesgadener Land setzt sich zum Ziel, vielfältige Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. aufzuwerten oder neu zu schaffen. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Anlage neuer Blühwiesen mit regionalen Wiesensamen, die von artenreichen Wiesen aus dem Berchtesgadener Land stammen. Gemeinsam mit Kommunen, Vereinen, Schulen und Unternehmen wurden in den letzten fünf Jahren gut 30 Spenderflächen beerntet und mehr als 100 neue Lebensräume für Insekten geschaffen, im Jahr 2019 wurde das Projekt sogar als UN-Dekadeprojekt ausgezeichnet.

Ob diese neuen Blühflächen tatsächlich positive Effekte auf die Vielfalt der Blütenpflanzen und der Bestäuber haben, wurde im Laufe des vergangenen Jahres von Anna Teufl und Maria Nißl, Studierende der Universität Salzburg beziehungsweise der TU München, im Rahmen ihrer Masterarbeiten untersucht. Von Mai bis September 2021 beprobten sie die Blühwiesen sowie jeweils angrenzende Kontrollflächen, die nicht mit regionalen Wiesensamen aufgewertet wurden. Zudem untersuchten die Studierenden die Spenderflächen, von welchen die Samen für die Blühwiesen stammten. Mittels Insektenkeschern wurden auf den Flächen Wildbienen und Schwebfliegen gefangen und bei jeder Begehung alle blühenden Pflanzenarten erfasst.

Insgesamt entdeckten Anna Teufl und Maria Nißl fast 100 Wildbienen- und mehr als 50 Schwebfliegenarten. Eine Schwebfliegenart (Eumerus consimilis) wurde sogar erstmalig in Deutschland nachgewiesen. »Diese Fliege, welche in der Nähe der Barmsteine in Marktschellenberg gefangen wurde, ist eine absolute Rarität in Europa«, so der wissenschaftliche Leiter der Untersuchungen, Stefan Dötterl, von der Universität Salzburg.

Die neuen Blühflächen waren deutlich blütenreicher und bieten, ähnlich wie die Spenderflächen, Lebensraum für eine größere Anzahl an Bienenindividuen und tendenziell auch mehr Bienenarten als die Kontrollflächen. »Wir konnten feststellen, dass die neu angelegten Blühwiesen die Lebensraumfunktionen für Wildbienen und Schwebfliegen verbessert haben,« sagt Anna Teufl und Maria Nißl ergänzt: »Positiv ist auch, dass die Blühflächen maximal zweimal im Jahr gemäht wurden, denn nur Pflanzen, die zur Blüte kommen, bieten genug Nahrung für viele verschiedene Insekten.«

Die positiven Effekte bei den Bienen und Schwebfliegen dürften in den kommenden Jahren noch deutlicher werden, wenn sich die Pflanzengemeinschaften auf den erst in den letzten Jahren angelegten Flächen vollständig etabliert haben.

Wildbienen und Schwebfliegen sind durch die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen von großer Bedeutung für die Funktionalität natürlicher Lebensräume sowie die Landwirtschaft und damit unserer Lebensgrundlagen. Die Untersuchungen zeigen, dass schon auf relativ kleinen Flächen durch entsprechendes Engagement viel erreicht werden kann. Jede und jeder Einzelne kann somit im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Betriebsgelände einen kleinen Beitrag gegen das Insektensterben und für mehr Lebensraum für Wildbienen und andere Bestäuber leisten.

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