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Leiterin Simone Resch und ihr Chor. (Fotos: Tessnow)
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Einfach cool. Simon Hanke (r.) und Philipp Kortenacker am Klavier.
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Ganz allein an der Flöte: Anna Friedrich.

Stimmen, Stimmung und Applaus

Berchtesgaden – »Klänge aus Nord- und Südamerika und mehr«. So das Motto des diesjährigen Schülerkonzerts am Mittwochabend in der Aula des Gymnasiums Berchtesgaden. Rund 120 musizierende Schüler zeigten ihr Können aus unterschiedlichsten Musikgenres und begeisterten rund 300 Gäste in einem zweistündigen Veranstaltungsrahmen. Gewidmet wurde das Konzert dem Leiter der »Musikschule Berchtesgadener Land«, Igor Oder, der erst kürzlich verstarb.


Achtzig Chorsänger und -sängerinnen, fünfzehn Orchestermusiker, zwölf Schlagwerker, fünf Solointerpreten und zwei Duette. So speziell und umfassend zusammengestellt war das Aufgebot heuer im Jahreskonzert. Es gelang eine erfolgreiche Demonstration des musischen Schüler-Talentpotenzials unter pädagogischer Leitung. Ob Samba, Tango, Rag, Klassik oder Hits aus der Popularmusik. Was auch immer gespielt wurde, überzeugte die Zuhörer.

Perkussiver Kracher gleich zu Beginn

Die Begrüßungsworte von Markus Hanke waren gerade erst verhallt, da krachte es schon gewaltig in der Aula am Anzenbachfeld. Mit der »Saturday Night Samba« eröffnete die Schlagwerkgruppe unter der Leitung von Evi Paulusberger mit ihren Wahlfachschülern den vielseitigen Abend. Mit Snaredrums, Ölfässern, Congas, Woodblock, Cajón und Agogo Bell kam gleich zu Beginn der Veranstaltung lateinamerikanisches Feuer unter das gymnasiale Dach.

Nach dieser Station schlossen sich Vivian Kalmar und Simon Bauer der musikalischen Reise an. Mit der flotten Rag-Nummer »Cantina Band« von J. Williams präsentierten sie ein temporeiches Piano-Duett. Danach wurde ein Bühnenplatz frei für den großen Moment der kleinen und fesch herausgeputzten Caroline Skriwan. Mit G. F. Humberts »Kuckucksuhr« gewann sie im Nu die Herzen der Zuschauer.

Wohin ein musikalisches Reiseziel der jungen Talente vom Gymnasium zukünftig gehen kann, das bewies der Halleiner Gastmusiker Helian Zehetmair begleitet von Alina Skrivan am Klavier. Der Sohn der Musiklehrerin Yi-Ying Zehetmair strich den Bogen seines Violoncellos mit professioneller Sensibilität. So wurde es auch plötzlich ganz still und andächtig in der Aula. Jeder der Anwesenden spürte, dass Zehetmair sie mit Charles Gounods Vertonung von J. S. Bachs »Ave Maria« in die hohe Kunst der Klassik führte. Dem 19-jährigen Mozarteum-Studenten wird eine große Karriere prognostiziert.

Im Veranstaltungsprogramm wurde nun den Preisträgern des Regionalwettbewerbs »Jugend musiziert« eine Plattform vor großem Publikum aufzuspielen eingerichtet.

In Begleitung von Musiklehrer Markus Hanke am Klavier durfte Anna Friedrich mit ihrer Altflöte ihr Können mit J. C. Naudots »Sarabanda« und »Allegro« zeigen. Auch diese junge Dame erntete den verdienten Beifall für ihr Talent. Typisch amerikanisch ging es mit »Charlie Chaplin« vom Komponisten V. Ipatow weiter. Dennis Nadles betrat mit einer weißen Konzertgitarre mit Cutaway die Bühne. Auch ihm gelang die Umsetzung des sehr anspruchsvollen Titels, was auch im Anschluss Verena Wimmer mit »Largo« und »Allegro« von J. B. Loilett gelang.

Dass junge Musiker cool sein und dennoch gefühlvoll spielen können, stellten Simon Hanke und Philipp Kortenacker mit E. Griegs »Norwegischem Tanz Nr. 3« unter Beweis. Vierhändig und mit viel jugendlichem Charme hüpften die beiden fast auf ihren Klavierhockern.

Gleich darauf folgte ein nächstes Highlight des Abends. Ipatows »Banjo«. Sebastian Fraas rockte das Haus. Es war schon bemerkenswert, wie viel Gitarrentricks er drauf hatte. Eine perfekte Banjoimitation auf einer Konzertgitarre so authentisch umzusetzen, verdiente Respekt. Aus einem Rucksack vollen Ideen, wie Slappen, Picking und Blueslicks, holte er eine lässige und überzeugende Performance heraus. Das Publikum belohnte ihn mit lautem Beifall. Mit der Schlagwerkgruppe ging es dann in die Pause. Den Verkauf organisierten die Schülerinnen der Q 12.

Zeit der Orchester und Chöre

Weiter ging die nicht ganz auf Kurs gehaltene musikalische Reise durch Amerika. Jetzt wurde es eng auf der Bühne: Nachdem die Musikschüler ihr Potenzial erfolgreich abrufen konnten, mussten jetzt die leitenden Lehrer zeigen, was sie drauf haben. Simone Resch übernahm den Dirigenten-Taktstock für die Chöre, Markus Hanke den fürs Orchester.

Neben Geigen, Bass, Querflöte, Klarinette, Violoncello, und einem Cajón musste Hanke begleitend am Klavier selbst beweisen, wie gut er seine Talente vorbereitet hat. Und die ließen ihn nicht im Stich. Ergänzt durch die Geigenklasse von Regina Sager der »Musikschule Berchtesgadener Land« gab es zwei Traditionals »Morpeth Rant« und »Keel Row«.

Nun musste auch Chorleiterin Simone Resch sich als Reiseführer behaupten. Auch sie hatte alle Stimmen im Griff. Mit viel Akribie gelang ihr ein harmonisches Klangbild. Mit dem Unterstufenchor und dem Welterfolg der American Authors »Best Day of my life« legten sie zusammen los. Allein ein Blick in die glänzenden Kinderaugen zeigte, wie viel Enthusiasmus Resch geschaffen hat. Die Chorpräsentation erfuhr darauf sogar noch eine Steigerung. Das Vokalensemble griff sie in die Erfolgsrezept-Kiste und holte zwei Titel aus dem Welterfolg von »Sister Act« hervor. Mit Hand-Clapping und angepasster Choreografie sprang auch der Funke zum Mitmachen ins Publikum über. Sogar Elton Johns anspruchsvolles »Circle of Live« wurde wunderbar umgesetzt. Zu guter Letzt brillierte Maresa Summek mit »You raise me up« von Secret Garden mit ihrer Solostimme. Eigens dazu wurde die PA vom souveränen Technik-Team hochgefahren.

Zum Konzertfinale fusionierten dann alle Chöre mit dem Orchester und beendeten den musikalischen Querschnitt mit »Can you feel the love«, ebenfalls aus der Feder von Elton John. Zum Dank für die erfolgreiche und aufwendige Arbeit aus vielen Lernstunden überreichte Schulleiter Andreas Schöberl den Organisatoren bunte Frühlingssträuße.

Das Einzige, was die Schüler noch lernen müssen, ist den Erfolg zu genießen. Kaum waren die Töne verklungen und der Applaus noch rauschend, da huschten die jungen Talente schon in den Backstage-Raum. Selbstverständlich forderte das Publikum eine Zugabe. Da mussten Schüler und Lehrer aber passen. Sie hatten alles gegeben. Jörg Tessnow