Das Virus mit all seinen Auflagen und Vorgaben seitens der Regierung macht den Geschäftsleuten, Hoteliers und Privatvermietern zu schaffen. Dabei hätten sie das Weihnachtsgeschäft so dringend gebraucht, mussten sie doch schon im Vorjahr auf das Geschäft mit den Weihnachtsurlaubern verzichten.
»Das Weihnachtsgeschäft fehlt«, sagt der Vorstand der Berchtesgadener Bergbahn AG, Thomas Hettegger. Er spricht von halb so vielen Sportlern und Ausflüglern am Jenner, verglichen mit den Besucherzahlen im Vor-Corona-Dezember 2019. »Es rentiert sich fast gar nicht, aufzusperren«, sagt der Bergbahnchef. »Um den Jahreswechsel waren schon ein paar Gäste da«, räumt er ein. »Ab dem 27. Dezember haben ein paar Leute das schöne Wetter ausgenutzt. Aber ein paar gute Tage reißen das ausgefallene Geschäft in der Vorweihnachtszeit auch nicht raus.« Außerdem sehe es jetzt wieder »mau aus« am Berg. An der Talstation, auf der Skipiste und in den beiden Gaststätten »Jenneralm« und »Halbzeit«, die er führt, sind nur wenige Leute.
Den mageren Betrieb unter der Woche schiebt Thomas Hettegger auch auf das Wetter. Doch solche Schlechtwettertage gebe es jeden Winter. »Der Schnee kommt schon wieder«, sagt er. Auf den Schnee sei Verlass, »mehr zumindest als auf die Politiker, die die Coronabestimmungen veranlassen und sie von heute auf morgen ändern«.
Aktuell gilt in der Bahn und in den Restaurants die 2 G-Regel. Mit der Bahn auf den Berg fahren und in der »Jenneralm« und der »Halbzeit« einkehren darf nur, wer geimpft oder genesen ist. »Wir kontrollieren den Impfnachweis oder Genesungsnachweis, wenn die Gäste ihre Karte für die Bahn kaufen«, erklärt Thomas Hettegger. Die Besucher bekommen ein Band um das Handgelenk. Im Restaurant müssen sie nur noch das Band und nicht noch einmal den 2 G-Nachweis vorzeigen. Lediglich Tourengeher müssten in der »Jenneralm« oder der »Halbzeit« einen entsprechenden Nachweis erbringen.
»Die Gäste zeigen sich verständnisvoll und haben ihre Unterlagen stets parat«, lobt Thomas Hettegger. Freilich sei die Kontrolle des 2 G-Nachweises mit einem Mehraufwand verbunden. Thomas Hettegger und sein Team aber sind erstens froh, dass die Jennerbahn überhaupt fahren darf und zweitens, dass die Regierung in letzter Minute noch die 2 G-Plus-Regel in Seilbahnen gekippt hat und nun »nur« die 2 G-Regel gilt.
Hätte die Regierung an der anfänglich ausgesprochenen 2 G-Plus-Regel festgehalten, hätte sich Thomas Hettegger auch zu helfen gewusst und am Skidepot eine Teststation eingerichtet. »Der logistische Aufwand wäre enorm gewesen«, sagt er. »Ich bin froh, dass 2 G Plus erst einmal vom Tisch ist.«
Trotzdem aber kritisiert Thomas Hettegger als Vorstand der Berchtesgadener Bergbahn AG, als Geschäftsführer der beiden Gastronomiebetriebe, als Geschäftsführer der Berchtesgadener Advent GmbH und als Vorsitzender der Aktiven Unternehmen Berchtesgaden die Regierung, die Auflagen erlässt und kippt und wieder neue Regeln festmacht. »Wir haben einfach keine Planungssicherheit«, beschwert er sich und kommt auf den Berchtesgadener Advent zu sprechen.
Lange haben die Initiatoren, die Standlbetreiber und freilich auch die Ladeninhaber und Gastronomen im Markt von Berchtesgaden auf ein gutes Weihnachtsgeschäft dank des Christkindlmarktes gehofft – bis kurz vor der Eröffnung die Anordnung kam, dass im Freistaat keine Weihnachtsmärkte stattfinden dürfen. »Ohnehin ist wegen Corona der Umsatz der Berchtesgadener Geschäftsleute total eingebrochen«, weiß der Vorsitzende der Aktiven Unternehmen zu berichten. Das liege zum Teil auch daran, dass heuer selbst zur Weihnachtszeit viele von den 20.000 Gästebetten in Berchtesgaden nicht belegt gewesen seien. Und damit nehme die Kaufkraft enorm ab.
Das bestätigt Claudia Schülein, stellvertretende Abteilungsleiterin Destinationsmanagement vom Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden: »Im Vergleich zu den Wintern vor Corona konnten wir über Weihnachten und Silvester 2021/22 deutlich weniger Gäste willkommen heißen.« Viele Zimmer und Ferienwohnungen hätten in der Adventszeit und in den Weihnachtsferien leer gestanden. Dabei hätten die Gastgeber sehr auf eine gute Auslastung gehofft. »Mit den Absagen des Christkindlmarktes, des Adventssingens und der Kulturschmankerl aber schwand die Hoffnung«, so die stellvertretende Abteilungsleiterin Destinationsmanagement.
Einzelne Gäste hätten ihre Reservierungen storniert, sagt Claudia Schülein. Auch Busreiseunternehmen hätten gebuchte Zimmer abgesagt. Solch personenstarke Stornierungen würden besonders schwer wiegen. »Die sich ständig verändernden Beherbergungsregelungen verunsichern viele Gastgeber«, weiß Claudia Schülein.
Einige Gastgeber haben heuer in den Weihnachtsferien sogar überhaupt keine Zimmer vermietet. Und Franz Punz, Chef der Tourist-Information Schönau am Königssee, weiß, dass in der Tourismusgemeinde einige Vermieter ihr Gewerbe ganz aufgegeben haben. Sie vermieten die Wohnungen nun fest. Franz Punz seufzt: »Es ist schwierig.« Jedenfalls sei es wesentlich ruhiger als in den Wintern vor Corona.
Bei aller Unsicherheit und all dem Ärger gibt es für die Zeit nach den Weihnachtsferien doch einen Funken Hoffnung auf eine verhältnismäßig »gute Wintersaison«. So gibt es laut Claudia Schülein aktuell recht wenige Stornierungen – zumindest von Gästen aus Deutschland.
Nur vereinzelt hätten Gäste aus Sorge wegen der Virusvariante Omikron abgesagt. »Allerdings ziehen gerade einige ausländische Gäste ihre Reisepläne zurück, weil sich zum Beispiel die Einreiseregelung aus dem jeweiligen Herkunftsland geändert hat.«
Lisa Schuhegger