Unterstützung aus der Luft ist im Nationalpark Berchtesgaden immer dann gefragt, wenn bei der Borkenkäfer-Bekämpfung größere Holzmengen angefallen sind und eine Bringung aufgrund von Zeitdruck und fehlender Erschließung durch Forststraßen nicht möglich ist.
„Unsere Mitarbeiter haben hervorragende Arbeit geleistet“, resümiert Nationalpark-Sachgebietsleiterin Kathrin Rinneberg nach mehreren Tagen intensiver Arbeit mit Unterstützung durch einen Spezial-Hubschrauber aus der Schweiz. Bereits seit Mitte April waren im Nationalpark professionelle Käfersucher unterwegs, die Windwürfe oder vom Borkenkäfer befallene Fichten entdeckt und über eine neue, vom Nationalpark entwickelte Handy-App per GPS standortgenau eingemessen haben. Auf Anweisung der drei Nationalpark-Revierleiter wurden die befallenen Fichten in den vergangenen Wochen für den Abtransport vorbereitet. „Knapp 1000 Festmeter Borkenkäferholz haben wir ausgeflogen, weitere 250 Festmeter wurden bodengebunden entfernt“, fasst Rinneberg zusammen. Darüber hinaus wurden die Almweideflächen auf der Fischunkl- und Bindalm von über 200 Festmetern Windwurf-Holz befreit und für das Weidevieh wieder zugänglich gemacht.
„Die warm-trockene Witterung im Frühling und Frühsommer hat die Entwicklung des Borkenkäfers begünstigt“, erläutert Nationalpark-Leiter Dr. Roland Baier. Über 2000 Festmeter Fichtenholz sind in der Borkenkäfer-Managementzone bisher angefallen, vor allem verursacht durch die Herbststürme des vergangenen Jahres. Keine großflächigen Windwürfe, wohl aber zahlreiche kleine Parzellen auf dem gesamten Nationalparkgebiet haben gutes Brutmaterial für den Borkenkäfer geliefert. Wenn es in schwer erreichbaren Lagen des Nationalparks schnell gehen muss, dann kommt in Ausnahmefällen auch ein Hubschrauber zum Einsatz. „Dies kommt für die Nationalparkverwaltung nur nach gründlicher Abwägung in Frage, denn die Bekämpfung des Käfers in Teilen der Pflegezone ist unsere gesetzliche Verpflichtung“, erklärt der Nationalparkleiter und stellt klar: „Grundsätzlich ist es unser Ziel, die Hubschraubereinsätze im Nationalpark auf ein Mindestmaß zu reduzieren.“

Einzigartig in Europa ist der zeitsparende und sichere Einsatz einer Holz-Greifzange, des so genannten „Grapple“. Diese Methode, die auch im Nationalpark eingesetzt wurde, ermöglicht es dem Hubschrauberpiloten, Stämme mit einer an einem langen Seil befestigten Greifzange aufzunehmen und zu transportieren. Diese Methode gilt als besonders sicher, denn im Vergleich zur traditionellen Methode entfällt am Abflugort das Hantieren mit Stahlseilen, an denen Waldarbeiter die Stämme vor dem Transport mit dem Hubschrauber befestigen müssen.
Doch nicht nur High-Tech kommt in der rund 1900 Hektar großen Borkenkäfer-Bekämpfungszone des Nationalparks zum Einsatz: „Handarbeit spielt bei uns nach wie vor eine große Rolle“, betont Revierleiter Werner Vogel. „Insgesamt haben unsere Waldarbeiter und Unternehmer in allen Revieren bislang über 800 Festmeter Holz von Hand entrindet“. Diese besonders nachhaltige aber arbeitsintensive Form der Borkenkäfer-Bekämpfung wird im Nationalpark seit 40 Jahren in schwer erreichbaren Lagen des Schutzgebietes oder bei kleinflächigem Befall angewendet. Bei dem so genannten „Schepsen“ entfernen Waldarbeiter die Rinde der vom Borkenkäfer befallenen Fichten. Damit wird dem Käfer und seinen Larven die Grundlage zur Vermehrung entzogen, sowohl Stämme als auch Rinde verbleiben im Wald.
Pressemitteilung des Nationalparks Berchtesgaden