Bürgermeister Stefan Kurz hatte sich seinen Kronprinzen schon vor längerer Zeit ausgesucht. Schließlich kennt man sich seit Jahrzehnten, hat für die Gemeinde gemeinsame Erfolge eingefahren und Niederlagen erlitten. Und irgendwie ist auch der berufliche Werdegang sehr ähnlich, denn auch Stefan Kurz war vor 30 Jahren von der Verwaltung auf den Chefsessel im Rathaus gewechselt.
Diese mögliche Parallele sieht Hannes Rasp nicht ungern, schließlich hat er gehörigen Respekt vor der Leistung seines Chefs. »Stefan Kurz zeichnet vor allem sein enormer Weitblick aus«, sagt der 47-Jährige und nennt ein Beispiel: »Kurz hat damals den Triftplatz für 500 000 Euro gekauft und zehn Jahre später für 6 Millionen Euro wieder verkauft. Ohne dieses Geschäft wäre das neue Schornbad nie entstanden.« Als weitere positive Charaktereigenschaften seines Chefs nennt Hannes Rasp dessen Gradlinigkeit und Gerechtigkeitssinn.
Mit Stefan Kurz' Zielstrebigkeit will Hannes Rasp im Falle eines Wahlgewinns schon gerne mithalten und so macht er sich bereits jetzt Gedanken um wichtige Zukunftsprojekte. Da wäre an erster Stelle der Neubau der veralteten Jennerbahn. »Bei einer Kapitalerhöhung der BBAG sollten die Aktien komplett auf den Markt geworfen erden, damit wir viele Investoren ins Boot holen.« Wenn die notwendigen Grundstücksverhandlungen positiv verlaufen, hält Rasp die Realisierung dieses Großprojekts innerhalb von fünf Jahren für möglich. Schneller umsetzbar wäre seiner Meinung nach die Errichtung eines Schneeparks für Kinder im Umfeld der Talstation.
Auch einen barrierefreien Umbau des Rathauses hält Hannes Rasp für wichtig, den will er im Fall einer Wahl möglichst zügig realisieren. Und schnell soll es auch mit der Einführung einer wöchentlichen Bürgermeistersprechstunde gehen – ganz nach dem Vorbild seines Berchtesgadener Namenskollegen an der Gemeindespitze. Überhaupt verspricht der 47-Jährige für die Dauer seiner Amtszeit eine verbesserte Informationspolitik im Rathaus. »Da ist in den letzten Jahren vielleicht doch etwas zu viel mit dem Hammer geschehen«, räumt der Kandidat lächelnd ein.
Und wie hält es Hannes Rasp mit Opposition und Meinungsfreiheit im Gemeinderat? Der Bürgermeisterkandidat: »Ich habe kein Problem damit, wenn einer seine eigene Meinung vertritt und gegen ein Projekt ist. Ich habe allerdings kein Verständnis, wenn eine ganze Gruppe aus einer Art Fraktionsmeinung heraus Front gegen ein Vorhaben macht. Jeder soll für sich alleine entscheiden.« Feindbilder sieht er in seinem politischen Umfeld ohnehin keine: »Bisher haben auch alle Grünen in unserem Gemeinderat stets nach gesundem Menschenverstand entschieden.«
Auch seinem Gegenkandidaten Richard Lenz von den Freien Wählern will Hannes Rasp im Wahlkampf fair gegenübertreten. Immerhin könnte der Campingplatzbetreiber aus Königssee auch einmal Rasps Chef werden, falls der Wähler so entscheidet. »Das wäre sicherlich für beide Seiten nicht leicht«, erklärt der CSU-Kandidat und lächelt etwas verlegen.
Doch an eine Wahlniederlage will der gesellige Königsseer, der in zahlreichen Vereinen aktiv ist und in der Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Königssee Klarinette spielt, gar nicht denken. Stattdessen macht er sich Gedanken darüber, wie lange er denn den Chefsessel im Rathaus von Schönau am Königssee besetzen könnte. »Nach maximal drei Wahlperioden müsste Schluss sein. Schließlich ist das Rentenalter dafür da, dass man sich zurückzieht«, sagt Rasp.
Doch bis es soweit ist, könnten auf den 47-Jährigen noch zahlreiche Aufgaben und Ämter warten. Denn als Bürgermeister der starken Tourismusgemeinde Schönau am Königssee müsste Rasp wohl auch den Vorstandsposten bei der BBAG übernehmen und in der Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee Verantwortung tragen. Beim Posten des TRBK-Vorsitzenden will er aber gerne anderen den Vortritt lassen. »Die ersten sechs Jahre darf ich mir nicht zu viel zumuten«, so der Königsseer. Der will nach eigenen Worten möglichst viel Zeit in der eigenen Gemeinde verbringen, um stets ein Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger zu sein. Dafür braucht man auch eine gehörige Portion Geselligkeit, die der 47-Jährige bei sich durchaus sieht. »Als Bürgermeister kannst du ohnehin Privates und Dienstliches nicht mehr trennen«, weiß Rasp.
Hannes Rasps Arbeitsplatz ist seit mittlerweile 30 Jahren, als er die Ausbildung zum Verwaltungsangestellten begonnen hatte, im Rathaus von Schönau am Königssee. Die Aussicht, dass es einmal im Falle seiner Wahl fast 50 Jahre werden könnten, ist für den Königsseer keinesfalls beängstigend. »Ich habe schon immer Freude an der Arbeit gehabt und gehe gerne ins Rathaus«, sagt der 47-Jährige. Trotzdem sei natürlich nicht jeder Tag gleich, fügt der CSU-Kandidat an und spricht damit den von mancher Seite geäußerten Vorwurf der Arroganz an. Fast ein wenig ratlos erklärt der Geschäftsleiter: »Ich weiß nicht, woher das kommt. Nein, arrogant bin ich wirklich nicht.« Ulli Kastner