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Ministerialbeauftragter Richard Rühl (r.) führte den neuen Direktor des Gymnasiums Berchtesgaden, Andreas Schöberl (M.), und dessen Stellvertreter Markus Spiegel-Schmidt (l.) in ihre Ämter ein. Anzeiger-Foto

Vom »Piraten« zum »Kapitän« im Anzug

Nach der Verabschiedung von Direktor Otto Kamplade war Ministerialbeauftragter Richard Rühl erneut an den Anzenbach gekommen - diesmal, um Andreas Schöberl als neuen Schulleiter und Markus Spiegel-Schmidt als dessen Stellvertreter in ihre Ämter einzuführen. Rühl bekundete großes Vertrauen in die Fähigkeiten Schöberls, zumal der in den letzten 20 Jahren in die Schulfamilie am Gymnasium Berchtesgaden hineingewachsen und bestens vertraut mit Schülern und Eltern sei. Der Ministeriumsvertreter weiß aber auch, dass auf den neuen Schulleiter zahlreiche Aufgaben warten wie die Weiterentwicklung des G 8, das neue Dienstrecht mit der Beurteilung aller, die verstärkte Eigenverantwortung der Schulen, die individuelle Förderung der Schüler und anderes. Rühl räumte ein, dass eine »zweifache Hausbesetzung« (Schöberl und Spiegel-Schmidt sind ohne Versetzung in die Chefämter aufgestiegen) durchaus unüblich sei. »Doch sie wird auch für Kontinuität sorgen«.


Davon ist auch der neue Stellvertreter Markus Spiegel-Schmidt überzeugt, der das Engagement Schöberls und dessen Verdienste der letzten Jahre nannte. So entstand auf Schöberls Initiative hin das neue Tutorensystem, er entwickelte das Austauschprogramm mit Arkansas, organisierte Faschings- und Halloweenpartys, engagierte sich beim Aufbau des Schülerforschungszentrums, war Verbindungslehrer, Mittelstufenbetreuer und Personalrat. »Andreas Schöberl war immer bekannt durch seinen schülerorientierten Ansatz - und das macht ihn auch so beliebt«, sagte Spiegel-Schmidt.

Das Engagement Schöberls hob auch Landrat Georg Grabner hervor. Der versprach, dass der Landkreis als Sachaufwands- und Bildungsträger den Bildungsprozess der Jugendlichen am Gymnasium Berchtesgaden unterstützen werde, sofern man es sich leisten könne. »Im Interesse eines leistungsfähigen, innovativen und menschlichen Gymnasiums«. Das Miteinander am Berchtesgadener Gymnasium hob auch Bürgermeister Franz Rasp hervor, der den Schülern zu ihrem neuen Direktor gratulierte. »Denn der stellt immer euch in den Mittelpunkt - beispielsweise, wenn er mit mir ums Geld für die Belange des Gymnasiums verhandelt. Und das ist auch richtig so«, sagte Rasp. Dem neuen Führungsduo wünschte der Bürgermeister, dass es die Erwartungen erfüllt, gab den beiden aber auch einen Rat mit auf den Weg: »Macht euch nicht zu Sklaven der Erwartungen der Eltern«.

Den optischen Wandel Andreas Schöberls seit seiner Ernennung zum neuen Schulleiter analysierten Sebastian Spiegel-Schmidt, Sophie Huber und Annalena Willeitner von der Schülermitverantwortung (SMV). »Für uns war es komplett neu, dass Herr Schöberl plötzlich im Anzug zur Schule kommt«, stellten sie fest. Nun hofft man, dass er sich den freundlichen Umgangston, der ihn in den letzten Jahren auszeichnete, auch als Chef behält. »Herr Schöberl besitzt das Vertrauen der Schüler«, stellten die SMV-Vertreter fest. Nach Gratulationsworten von Helmut Langosch als Vertreter des Elternbeirats bilanzierte Dr. Agnes Schlee die Stürme, die die MS Berchtesgaden in den vergangenen Jahren durchstehen musste. In dieser Zeit ist Andreas Schöberl nicht nur aufgrund seiner äußeren Wandlung vom »Piraten« zum »Kapitän« aufgestiegen. Frau Dr. Schlee ließ keinen Zweifel daran, dass man künftig gemeinsam erfolgreich die sieben Weltmeere der bayerischen Schulpolitik durchqueren werde. »Selbst ein G 7 wird uns nicht schrecken«.

Warum Andreas Schöberl ein gutes Schulklima für sehr wichtig hält, ließ er die Festversammlung in seinem Schlusswort wissen. Denn als er, wohl behütet und verliebt in seine Grundschullehrerin, im Alter von fünf Jahren aus Nordrhein-Westfalen an die Grundschule in Waging wechselte, da konnte er die Welt nicht mehr verstehen. »Da waren der Lehrer und der Herrgott noch dieselbe Person, Watschen und Ohrenziehen an der Tagesordnung«, erinnerte sich Schöberl. Erst später, am Gymnasium in Laufen, wo es viele motivierte Lehrer gab, fand Andreas Schöberl seine Freude am Lernen wieder. Damals fiel dann der Entschluss, Lehrer zu werden. Und als er nach dem Studium im September 1991 seinen Dienst in Berchtesgaden antrat, wurde er mit offenen Armen empfangen.

Schulleiter wollte Andreas Schöberl nach eigenem Bekunden nie werden. Doch die Festversammlung hatte das Gefühl, dass er es jetzt - mit Markus Spiegel-Schmidt im Führungsteam - gerne ist. Und so versprach er den Gästen: »Schulentwicklung wird bei uns ganz groß geschrieben«.

Die musikalische Umrahmung dieser Feierstunde übernahmen der Schulchor, der Lehrerchor und der Fünftklässlerchor - alle unter der Leitung von Simone Resch -, Jonas Langenhorst (Klarinette und Trommel), Johannes Daxberger (Euphonium) sowie Markus Hanke (Klavier). Und die Tanzgruppe von Rosi Garbe zeigte den Huttango. UK