Sabine Ofner, stellvertretende Schulleiterin und charmante Moderatorin der Stabübergabe, ließ die geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem gesamten Netzwerk der Berufsschule zum Einstieg an einem der eng getakteten Tage im Leben des Schulleiters teilhaben. Deutsch-Fachschaft, Vertreter des Handwerks, Personalrat, Kaffee mit dem Verwaltungsteam, Kompetenzzentrum Kfz, Jour fix mit der Wirtschaft, Holzabteilung – das Engagement von Hermann Kunkel quer durch alle Fachschaften, quer durch die Bildungslandschaft BGL sei außergewöhnlich gewesen. Und, um im Bild zu bleiben: »Es sei wie beim Staffellauf. Vollgas bis ganz zum Schluss, damit der nächste Läufer den bestmöglichen Start hat«, so Ofner.
Nachdem Lena Kurfer aus der Klasse für Steuerfachangestellte mit gefühlvollen Harfenklängen für eine feierliche Stimmung in der voll besetzten Schulaula gesorgt hatte, bat Sabine Ofner als ersten Festredner den neuen Regierungspräsidenten von Oberbayern Dr. Konrad Schober ans Podium. Er hob in seiner Laudatio hervor, dass Hermann Kunkel Werte wie Miteinander, Toleranz und Einfühlungsvermögen immer ein besonderes Anliegen waren. Er habe den Paragraf 131 der Bayerischen Verfassung wörtlich genommen, nämlich dass Schulen nicht nur Wissen und Können, sondern auch Herz und Charakter der jungen Menschen bilden sollen.
Nach 36 Jahren Dienst Bilanz gezogen
Nun sei es an der Zeit, nach 36 Jahren »Dienst« und einem ausgesprochen erfolgreichen beruflichen Leben, Bilanz zu ziehen. Dr. Schober nannte einige Stationen des gebürtigen Unterfranken Kunkel, der 1978 in Aschaffenburg Abitur machte und danach in Darmstadt Lehramt für berufliche Schulen in den Fächern Holztechnik und Deutsch studierte. Nach seiner Referendarzeit kam dieser 1986 als Fachlehrer nach Freilassing, wurde 1999 Fachbetreuer für Bau- und Holztechnik und 2006 Vertreter der Schulleiterin.
»Die Krönung kam im Oktober 2017, als Ihnen das Kultusministerium die Leitung der Berufsschule und der angegliederten Fachschulen anvertraut hat«, so der Regierungspräsident. Als Schulleiter habe Hermann Kunkel das Vertrauen nicht nur erfüllt, sondern mit feinem Gespür und pfiffigen Ideen immer auch dem Fortschritt den Weg geebnet, ob bei der Digitalisierung der Klassenzimmer, der sehr guten Ausstattung in den Werkstätten oder der Förderung des europäischen Gedankens. »Sie übergeben eine zukunftsfeste Schule«, so Schober anerkennend. Für den Ruhestand wünsche er ihm Gesundheit, Glück und eine aufregende Zeit mit weniger Verpflichtungen. Doch nun gelte es, den dritten Lebensabschnitt auch offiziell einzuläuten. Und so durfte Hermann Kunkel unter großem Applaus seine Entlassungsurkunde entgegen nehmen.
Nun betrat sein Nachfolger Dr. Martin Brunnhuber die Bühne. Der Regierungspräsident gratulierte dem 46-Jährigen zu seinem neuen »Spitzenamt« und stellte ihn kurz vor. Der gebürtige Rosenheimer ist Bauingenieur und war zuletzt stellvertretender Schulleiter am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum in Traunstein. Er freue sich, so Schober, dass Martin Brunnhuber fortan dieses schöne Haus führen werde.
Landrat Bernhard Kern, Irene Wagner, die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Berchtesgadener Land, und der stellvertretender Kreishandwerksmeister Johannes Haas überbrachten Grußworte. Der Landrat würdigte Hermann Kunkel als hervorragenden Ideengeber im Zusammenhang mit dem anstehenden Um- und Neubau der Berufsschule und bedankte sich für dessen stets zuvorkommende, erfrischende und zielgerichtete Art. Irene Wagner empfand ihn als ausgezeichneten Netzwerker mit Visionen, der aber trotzdem immer am Boden der Tatsachen geblieben sei. Johannes Haas, ein langjähriger Weggefährte und mit Hermann Kunkel freundschaftlich verbunden, hob dessen pädagogisches Talent hervor. »Den anderen stärken und sich selbst zurücknehmen«, diese Maxime habe er stets bewundert, so der Schreinermeister. Martin Brunnhuber wünschten sie alle drei viel Kraft für die anstehenden Aufgaben. Man freue sich auf eine gute Zusammenarbeit.
Humorvoll beim Schulleiter bedankt
Der Leiter der dänischen Schule, mit der die Berufsschule seit vielen Jahren den europäischen Austausch pflegt, sandte sein Grußwort ebenso per Videobotschaft wie die Schülermitverantwortung, die sich auf sehr humorvolle Weise bei ihrem Schulleiter bedankte. Viel Beifall gab es für Florian Reiter, ehemals Kunkels Schüler und inzwischen Lehrer für Bau- und Holztechnik an der Berufsschule, für seine launige und sehr persönliche, mit Anekdoten gespickte Rede.
Nun war der große Moment der Stabübergabe gekommen, wie Studiendirektor Günther Mühlbauer als Sprecher »live aus dem Stadion« verkündete. Und tatsächlich: Hermann Kunkel und Martin Brunnhuber ließen es sich trotz hochsommerlicher Temperaturen nicht nehmen, einen kurzen, aber rasanten Staffellauf hinzulegen. »Transfercoup gelungen – verdienter Altstar durch Jungstar ersetzt« hallte es sogleich aus dem Mikrofon.
Der »Altstar«, sichtlich bewegt, verabschiedete sich mit dem Lieblingsspruch seines Opas »Aus is und gar is und schad is, dass wahr is« und übergab sogleich das Wort an den »Jungstar«. Dieser betonte, dass er nach der geglückten Stabübergabe erst einmal alles kennenlernen und auf Bewährtes setzen wolle. »Den Staffelstab gebe ich so schnell nicht mehr her«, so Martin Brunnhuber.
Nachdem Sabine Ofner noch Vieles aufgezählt hatte, was Hermann Kunkel in der »neuen Freiheit« unternehmen könne, unter anderem eine Ruderpartie, wurde eine dafür geeignete Dame gesucht. Diese war schnell gefunden und auf die Bühne geholt: Gattin Anneliese Kunkel, die vor kurzem ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wurde (wir berichteten). Dort standen sie dann, die beiden nun ehemaligen Schulleiter und freuten sich über die Standing Ovations. Das eingespielte Lied »The Time of my life« passte perfekt, hatten sie sich doch am Tag ihrer Vereidigung kennengelernt, dann gemeinsam als Lehrer angefangen und jetzt gemeinsam aufgehört.
Nach erfolgter Stabübergabe versammelte sich die große Berufsschulfamilie vor und in der Schule, um bei einem geselligen Umtrunk noch lange weiter zu feiern.
Karin Kleinert