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Die Olympiasiegerin und Ex-Weltmeisterin im 100-Meter-Sprint, Lauryn Williams (l.) aus den USA, beschleunigt seit zwei Jahren US-Bobs. Bei Inge Wenig im Hotel »Fischer« verstärkte die Silbermedaillengewinnerin von Sotschi kurzzeitig das Küchenteam. »Ich koche für mein Leben gern«, so die US-Amerikanerin. (Foto: Wechslinger)

Weltklasse-Sprinterin am Kochtopf

Berchtesgaden – Die Bobmannschaft der Vereinigten Staaten von Amerika wohnte während der Weltcupwoche im Hotel »Fischer« bei der Familie Wenig. Unter den Bobfahrerinnen war mit der 31-jährigen Lauryn Williams eine echte Olympiasiegerin und Weltmeisterin im 100-Meter-Lauf. Die hatte beim Weltcup am Königssee großes Glück, nachdem Pilotin Jamie Greubel-Poser den Bob zu Sturz gebracht hatte.


Die nur 1,60 Meter große gebürtige Pittsburgherin aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania gewann in ihrer beispiellosen Sprintkarriere elf Medaillen bei Großereignissen. Ihre größten Erfolge waren der Olympiasieg mit der 4x100-Meter-Staffel der USA 2012 in London und erst im letzten Jahr die Silbermedaille im Zweierbob in Sotschi, die sie zusammen mit Elana Meyers errungen hat. Williams stieg nämlich nach ihrem Karriereende als Sprinterin als Anschieberin in einen Bob: »Sie läuft unglaublich rund und bringt ihre ganze Schnelligkeit perfekt auf die Anschubbahn«, erklärte die Pressesprecherin des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, Margit Dengler-Paar.

Weitere herausragende Ergebnisse über die 100 Meter waren der Weltmeistertitel 2005 in Helsinki bei strömendem Regen und zwei Jahre später in Osaka der Weltmeistertitel in der Staffel und Platz zwei über die 100 Meter. Bereits im Jahr 2004 hatte die sympathische Sportlerin Silber über 100 Meter bei den Olympischen Sommerspielen in Athen gewonnen. Williams Bestzeit über die 100 Meter liegt bei 10,88 Sekunden. Seit dem letzten Jahr gehört die passionierte Hobby-Köchin zu den wenigen Sportlerinnen auf der Welt, die sowohl bei den Sommer- als auch bei den Winterspielen eine Medaille geholt haben.

Der US-Verband rekrutiert seine Anschieber immer wieder aus dem schier unerschöpflichen Potenzial erfolgreicher Leichtathletinnen und -athleten. »Diese Möglichkeit haben wir in Deutschland gar nicht, weil unsere Leichtathleten ganz einfach nicht so schnell sind und andere Wege gehen«, erklärte dazu Mannschaftsarzt Dr. Lutz Kistenmacher.

Zum US-Team im Hotel »Fischer« gehörte auch Jamie Greubel-Poser, die am Königssee ihren Kameradinnen, aber auch dem Publikum einen gehörigen Schrecken einjagte. Jamie Greubel-Poser, die mit dem deutschen Anschieber Christian Poser verheiratet ist, zog ihren Schlitten mit Lauryn Williams auf dem Rücksitz zu spät aus dem Kreisel, eckte bei der Ausfahrt an und baute im Labyrinth einen fürchterlichen Sturz. Der Bob schlitterte auf dem Kopf liegend durch die Echowand und kam nach einigen Hundert Metern erst in etwa dort zu stehen, wo vor gut fünf Jahren der schwere Unfall mit der Russin Irina Skworzowa passiert ist.

Doch beiden Bobfahrerinnen ist nichts passiert, die Pilotin verbrachte zwar eine Nacht in der Kreisklinik Bad Reichenhall zur Beobachtung, war tags darauf aber schon wieder bei ihrem Team im Hotel »Fischer«.

Dort verdingte sich inzwischen Lauryn Williams als Köchin: »Es war ihr größter Wunsch, einmal bei uns im Küchenteam mitzuarbeiten«, erklärte Inge Wenig, Chefin vom Hotel »Fischer«. Die schnelle Anschieberin hatte mit den Köchen eine rechte Freude, in der Küche herrschte mit der lustigen Sprinterin eine tolle Atmosphäre. Christian Wechslinger