An ihr erstes Treffen erinnern sich die beiden sehr gut. »Es war 1957 an Fasching«, erzählt Alois. »Am 5. März«, ergänzt Irene lächelnd. Damals gab es noch einen Faschingsball im Neuhaus in Berchtesgaden. »Es war Kehraus und da haben wir uns getroffen und den ganzen Abend miteinander getanzt.« Auch danach ließen die beiden keinen Tanz mehr aus und verbrachten viel Zeit miteinander. »Im Bahnhof fand früher immer ein Dirndlkranzl statt. Es war Damenwahl beim Tanzen. Wenn ein Mädchen einen Burschen öfters aufforderte, konntest du davon ausgehen, dass die beiden dann zusammen gehörten«, erinnert sich Alois.
Auch für Alois und Irene war es klar, dass sie zusammen gehörten. »Es war Liebe auf den ersten Blick.« Neben Tanzen gingen die beiden oft ins Kino. Das typische »Fensterln«, wie man es manchmal in alten Heimatfilmen sieht, haben die beiden nie erlebt. »Das hat hier nie jemand gemacht«, lacht Alois. »Das haben die Burschen höchstens mal bei den Kurgästen probiert. Aber hier untereinander war das nicht üblich.«
Sie verbrachten ihre Zeit am liebsten zu zweit. »In der Öffentlichkeit wurde nicht so ›umeinandergeschmust‹ wie heute. Wenn es dunkel wurde, hat man vielleicht mal Händchen gehalten, aber sonst war man tagsüber zurückhaltender«, schildert Irene. Damals noch ganz ohne Handy oder Telefon wurde sich auch einfach verabredet, ohne dass der andere angerufen werden musste.
Nach drei Jahren läuteten für das junge Pärchen 1960 die Hochzeitsglocken. Auch im Eheleben haben die Zwei immer alles zusammen angepackt und den Alltag bewältigt. »Ich habe gearbeitet, war mit der Musik unterwegs, habe Sport gemacht. Meine Frau hat sich um die Familie gekümmert«, fasst Alois ihren Alltag ein bisschen zusammen. Auf die Idee, sich zu trennen, wären die beiden nie gekommen. »Natürlich hast du mal Streitereien. Aber wir haben doch immer alles gemeinsam angepackt«, so der pensionierte Forstwirt.
Was dem Ehepaar immer wieder in schwierigen Situationen half, war der Glaube zu Gott. »Durch den Glauben haben wir vieles geschafft. Das ist etwas, was uns immer wieder Kraft gab«, erklärt Irene ihre Ansicht zu Gott. In den 52 Ehejahren bekamen Alois und Irene drei Kinder und sie sind stolz auf ihre Nachkommen. »Wir haben unsere Kinder und sie uns sehr gern. Das ist etwas, worauf man stolz sein kann. Sie sind alle etwas geworden und unsere Enkelkinder haben ebenso ihren Weg gemacht.«
Auf die Frage, was Liebe in ihren Augen ist, kommt die Antwort übereinstimmend: Zusammenhalt. »Wenn du nicht einander beistehst, dann schaffst du es nicht. Zum Beispiel, als wir das Haus gebaut haben, kam es sehr auf den Zusammenhalt an. Wir haben beide gearbeitet und alleine hätten wir das nie geschafft.«
Der Valentinstag ist für die beiden nicht so wichtig. »Meine Frau hat nie verlangt, dass ich ihr etwas zum Valentinstag präsentiere«, meint Alois, »für uns ist Weihnachten viel wichtiger.« Besonders die Geste des Schenkens am Fest der Liebe hat für die beiden eine wichtige Bedeutung. »Wir überreichen uns auch heute noch eine Kleinigkeit an Weihnachten. Selbst wenn du schon alles hast oder nichts braucht, es zeigt einfach, dass du an den anderen denkst.«
56 Jahre, die das Paar zusammen verbrachte, haben es zusammengeschweißt. Die beiden strahlen eine Ruhe aus, die sich manch junges Paar vielleicht wünschen würde. Warum sich das Liebesleben der neuen Generationen so verändert hat, können Alois und Irene nicht wirklich erklären.
»Nicht die Zeiten haben sich geändert, sondern die Menschen. Vieles ist schnelllebiger geworden«, stellt Alois fest. Für die jungen Menschen haben die beiden Ratschläge, wie man die Liebe meistern kann: »Der Glaube hilft ungemein. Ebenso ist es wichtig, immer du selbst zu bleiben.« Ines Burkhardt *Namen der Redaktion bekannt