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Olena Skyrta und die einheimischen Schüler helfen den ukrainischen Kindern an der Grundschule in Bischofswiesen, sich in den Schulalltag einzufinden. (Foto: Lisa Schuhegger)

»Willkommens-Angebote« helfen aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen

Berchtesgadener Land – Deutsch lernen und das Schulsystem kennenlernen: Spezielle »Willkommens-Angebote« helfen aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen, sich zu integrieren. Im Schulamtsbezirk Berchtesgadener Land finden sich aktuell 129 ukrainische Kinder (Stand Donnerstag) in den Schulalltag ein, an den Grundschulen Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee und Marktschellenberg sind es insgesamt 14. Sie nehmen am Regelunterricht teil.


Drei Mädchen, sie sind sieben und acht Jahre alt, besuchen seit mittlerweile fast einen Monat die Grundschule Berchtesgaden. Sie sitzen in zwei zweiten sowie einer dritte Klasse unter den hiesigen Schülern und seien, wie Schulleiterin Martha Kienzerle sagt »besonders lernwillig«.

Sprachbarrieren würden dank geeigneter Apps überwunden. »Auch unsere Schüler aus der Slowakei unterstützen bei der Verständigung«, erklärt Martha Kienzerle.

Die ukrainischen Mädchen an der Bacheifeldschule hätten einen eigenen Stundenplan, wie die Schulleiterin informiert. Speziell der Deutschunterricht sei individuell gestaltet. Die Mädchen bearbeiteten Aufgaben in Arbeitsheften, die entweder zweisprachig sind oder die durch das Tool Google Translator übersetzt würden. Auch Laptops, auf denen spezielle Lernprogramme installiert sind, kämen zum Einsatz. Zudem helfen den Mädchen ihre deutschen Klassenkameraden beim Deutschlernen. »Wir arbeiten mit der Methode des Partnerlesens«, erklärt Martha Kienzerle. Beim Partner- oder Tandemlesen übernimmt das lesestärkere Kind die Rolle des Trainers und das leseschwächere Kinde die Rolle des Sportlers. Das ukrainische »Sportler-Mädchen« lernt vom deutschen »Trainer-Klassenkamerad«.

Daneben unterrichteten eine deutsch-russische beziehungsweise eine deutsche Brückenlehrkraft sowie eine ukrainisch-deutsche Praktikantin die ukrainischen Mädchen zwölf Wochenstunden gesondert, informiert Martha Kienzerle. »Das zusätzliche Personal hat unsere Schule auf Eigeninitiative gewonnen«, erklärt die Schulleiterin, die die drei Mädchen in den höchsten Tönen lobt: »Die ukrainischen Kinder sind besonders lernwillig, sehr anstrengungs- und ausgesprochen leistungsbereit.« Sie nähmen jede Unterstützung an und setzten das Erlernte um.

Ihre Schulleiterkolleginnen der Grundschulen Bischofswiesen und Schönau am Königssee Daniela Frank und Anita Weindl sind ebenfalls angetan von den ukrainischen Schülern. »Die jungen Ukrainer sind sehr motiviert und engagiert«, erklärt Daniela Frank. Die Bischofswieser Schulleiterin hat eine zusätzliche Lehrerin für die ukrainischen Kinder gewonnen. Olena Skyrta, eine ukrainische Grundschullehrerin, die seit mittlerweile fünf Jahren in Deutschland und seit zweieinhalb Jahren mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Bischofswiesen lebt, arbeitet jeden Vormittag auf ehrenamtlicher Basis an der Grundschule in Bischofswiesen. »Mit Olena Skyrta haben wir großes Glück«, sagt Daniela Frank. Die 27-jährige ukrainische Pädagogin unterstützt die vier Buben, die an der Grundschule in Bischofswiesen Klassen der Jahrgangsstufen 1, 2 und 4 besuchen. Olena Skyrta geht von Klasse zu Klasse und hilft den jungen Ukrainern, die Aufgabenstellungen zu verstehen.

Deutsch als Fremdsprache

Zusätzlich unterrichtet sie jeden Montag, Mittwoch und Freitag zwei Schulstunden Deutsch als Fremdsprache. Den Deutschunterricht besuchen auch vier Mädchen und ein Bub der Jahrgangsstufen 2 bis 4 der Grundschule Schönau am Königssee. Anita Weindl hat sich um eine Kooperation mit der Grundschule Bischofswiesen bemüht und ist sehr froh, dass auch die Schönauer Flüchtlingskinder von der ukrainischen Lehrerin betreut werden. Alles ist organisiert. »Ein Bus holt die ukrainischen Kinder an der Schneewinkelschule ab. Olena Skyrta lernt mit den Bischofswieser und Schönauer Flüchtlingskindern von 9.40 bis 11.10 Uhr in Bischofswiesen Deutsch. Dann werden die Kinder wieder retour gebracht. »Das klappt super«, berichtet Anita Weindl.

Daniela Frank freut sich: »Die ukrainischen Schüler verstehen schon ein bisschen Deutsch.« Die neue Sprache sprechen aber falle vielen Kindern noch schwer, sagt Olena Skyrta. »Deutsch ist eine schwere Sprache«, räumt sie ein. Doch die Kinder verbrächten viel Zeit in der Schule und mit ihren Mitschülern. »Das hilft ihnen«, erklärt die 27-jährige Pädagogin.

An der Grundschule Marktschellenberg sind zwei ukrainische Mädchen eingeschult, wie Schulleiterin Irmela Leubner berichtet. Eines der beiden Mädchen habe in Kiew eine deutsche Schule besucht, beherrsche die deutsche Sprache entsprechend gut und »kommt super mit«, sagt Irmela Leubner. Das andere Mädchen spreche Englisch. Auf Englisch »mit Händen und Füßen« verständigte sie sich. »Auch das klappt gut«, erklärt die Schulleiterin. Beide ukrainischen Schülerinnen beteiligten sich am Regelunterricht und würden zusätzlich zweimal pro Woche von ehrenamtlich Engagierten in Deutsch als Fremdsprache unterrichtet.

Schulpflicht

Wenn die Flüchtlingskinder in ein paar Monaten ausreichend gut Deutsch sprechen und wenn sie im Talkessel wohnen bleiben, nehmen sie »ganz normal« am Unterricht teil. Das müssen sie auch. Die ukrainischen Kinder ab sechs Jahren sind nach drei Monaten nach ihrer Ankunft schulpflichtig. Die Schulleiterinnen sind guter Dinge, dass sich die Mädchen und Buben gut in den Schulalltag einfinden. »Die Kinder sind total nett und aufgeschlossen«, sagt Anita Weindl. Sie freut sich, wenn sie auf dem Pausenhof beobachtet, wie die ukrainischen und die einheimischen Kinder miteinander spielen.

li