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Eine Delegation des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestags traf sich mit heimischen Tourismusexperten. Foto: Anzeiger/Wittenzellner

Wintersport, Tourismus-Standbein, Bergsteigerdorf

Berchtesgaden – Sieben Mitglieder des Ausschusses für Tourismus des Deutschen Bundestages haben sich am Mittwoch in Berchtesgaden getroffen und in Gesprächen mit Landrat Georg Grabner und MdB Dr. Peter Ramsauer über touristische Maßnahmen unterhalten. Auch ein Besuch am Königssee stand auf dem Programm.


Man sehe den Tourismus als Wirtschaftsmotor und als echte Zukunftsbranche, so das Selbstverständnis des Ausschusses, der sich bundesweit für touristische Rahmenbedingungen einsetzt, und sich für das rechtzeitige Erkennen und Vermarkten globaler Trends starkmacht. In Berchtesgaden wurden sie von Landrat Georg Grabner sowie dem heimischen Wahlkreisabgeordneten Dr. Peter Ramsauer empfangen und durch das Tagesprogramm geführt. Dieses sollte den Delegationsmitgliedern durch Besuche touristischer Höhepunkte einen kleinen Einblick in den regionalen Tourismus verschaffen.

Daneben standen umfangreiche Gespräche mit regionalen Vertretern aus der Kommunalpolitik wie auch heimischen und externen Tourismusexperten auf der Agenda. Der Landrat betonte, dass das »Haus der Berge« eine hohe Akzeptanz genieße, was sich auch an den hohen Besucherzahlen ablesen lasse. Für die Umweltbildung und den Tourismus sei es gleichermaßen von wichtiger Bedeutung.

Ramsauer wies darauf hin, dass das Berchtesgadener Land andere »touristische Eigenheiten« habe wie der Chiemgau. Er sagte, dass der Tourismus in der Region kein Selbstläufer sei.

Tourismus-Standbein alleine reicht nicht

Hannes Rasp, Bürgermeister von Schönau am Königssee, sagte, man dürfe sich im regionalen Tourismus nicht zurücklehnen: »Es reicht nicht, dass wir den Königssee haben.« Professor Dr. Thomas Bausch vom Alpenforschungsinstitut betonte, dass der Tourismus alleine nicht reiche, um der regionalen Bevölkerung ein dauerhaft gutes Auskommen zu schaffen.

Dr. Peter Eggensberger vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wies darauf hin, dass die Alpenkonvention In Berchtesgaden zumeist nicht die Akzeptanz habe, die man sich wünsche. Es sei nicht deckungsgleich, was man in den Hauptstädten der Alpenregion entscheide, und was bei den Menschen vor Ort ankomme. »Wir müssen die Konvention näher an die Menschen bringen«, gab er die Zielsetzung aus, die man im Staatsministerium umsetzen wolle.

Ramsau bald DAV-Bergsteigerdorf?

Stephan Köhl, Geschäftsführer der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, berichtete vom Bestreben, die Ramsau könne zum ersten DAV-Bergsteigerdorf ernannt werden. Hier sei die Nachbar-Tourismusregion Österreich in der Entwicklung voraus. Er warb für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Tourismus und regionaler Wirtschaft.

Durchaus wünschenswert, in der Praxis aber nicht realisierbar, sehe er die Überlegung, die Tourismusaktivitäten am Chiemsee, dem Berchtesgadener Land und dem Königsee unter »einen Hut« zu bringen, betonte Peter Ramsauer.

Fokussierung auf den Wintersport falsch?

Längere Diskussionen gab es bei der Frage, ob sich die Region nicht zu sehr auf das Wintersportangebot konzentriere. Eine klare Absage erteilte Ramsauer einer möglichen Bevormundung der Bürger, weil man den Winterurlauber lieber auf südostbayerischen Skihängen als in fernen, warmen Gefilden beim Tauchen am Roten Meer sehe.

Einig waren sich die Anwesenden, dass man die Bemühungen intensivieren müsse, die Wertschöpfung in der Region zu belassen. Auch warb man dafür, dass die Beherbergungsstätten über einen zeitgemäßen Stand verfügen müssen.

Ramsauer nutzte den anschließenden Gang über die Seestraße zum Königsee, um sich mit örtlichen Geschäftsinhabern und Bürgermeister Hannes Rasp intensiv über die Problematik der vielfach diskutierten Öffnung der Geschäfte am Sonntag zu unterhalten. Andreas Wittenzellner