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WSV-Königssee-Vorstand Hannes Schneider (l.) hört auf. Dennoch glauben Maria und Norbert Loch an eine Fortsetzung des Seefests. (Fotos: Wechslinger)

Zum Seefest-Abschied weinte auch der Himmel

Schönau am Königssee – An das »Aus« des Seefestes nach 55 Jahren mag kaum einer so richtig glauben. Viele der Besucher, die am Wochenende an den Königssee gekommen sind, wünschen sich eine Fortsetzung des Spektakels inklusive Riesenfeuerwerk. Weil dessen Zukunft bis dato aber nicht gesichert ist, schien am Sonntag auch der Himmel zu weinen: Es regnete in Strömen.


55-mal hatten Hunderttausende Gäste des Königsseer Seefestes ihre Freude an der beliebten Veranstaltung. Am Sonntag endete mit dem neuerlich gigantischen Riesenfeuerwerk von der Insel Christlieger dieses von Gästen und Einheimischen hoch geschätzte Sommerspektakel. Weil Chef-Organisator Hannes Schneider nach 28 Jahren nicht mehr für den Vorsitz des WSV Königssee kandidiert und den Verein ein neuer Ehrenamtlicher leiten wird, droht dem Seefest das Aus.

Hintergrund des Dilemmas ist die Bürde der Haftung, die per Gesetz der 1. und 2. Vorstand des Vereins tragen. Bei einem finanziellen Crash haften sie mit ihrem Privatvermögen. Und dieses Risiko war der designierte Schneidernachfolger nicht bereit zu tragen. Beim Seefest am Wochenende kam der WSV Königssee wieder einmal mit einem »blauen Auge« davon, obwohl es zwei Regenphasen gab. Dennoch waren beide Musikabende am Freitag und Samstag sehr gut, der Sonntag zumindest zur Hälfte gut besucht. »Es hat immer großen Spaß gemacht, dieses schöne Fest zu organisieren, aber nach 28 Jahren darf auch einmal Schluss sein«, erklärte WSV-Vorstand Hannes Schneider.

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Das Seefest-Feuerwerk war auch heuer wieder der krönende Abschluss eines unterhaltsamen Wochenendes. (Foto: Ludwig Tradler)

Der hatte in den letzten Jahren bereits auf die strenger werdenden Sicherheitsauflagen reagieren müssen. Attraktionen wie das Fischerstechen sowie das Sautrog- und Ruderbootrennen hat man längst gestrichen. Doch trotz des abgespeckten Programms kamen immer noch zahlreiche Gäste und Einheimische zum Feiern an den Königssee.

Ob und wie es mit dem beliebten Seefest weiter geht, ist derzeit offen. Zumindest kommt aus der Gemeinde Schönau am Königssee ein Funken Hoffnung für die Fortsetzung des Seefestes. So deutete Bürgermeister Hannes Rasp gegenüber dem »Berchtesgadener Anzeiger« an, dass es eine Lösung geben könnte. »Die Gemeinde wird sicherlich nicht als Veranstalter auftreten, aber es gibt andere Möglichkeiten«, sagte der Rathauschef. Die Gemeinde werde die Veranstaltung, im Falle einer Fortsetzung jedenfalls unterstützen, auch was die Arbeitsleistung angeht.

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Veranstaltungsmanager Robert Ackermann (l.) – hier mit Gästen – ist jedes Jahr ins Seefest involviert.

Veranstaltungsmanager Robert Ackermann und Zauberer Jakob Lipp feierten diesmal ihre 15. Teilnahme am Seefest. Feuerwerker Franz Müller aus Palling war zusammen mit seinem Team schon zehnmal dabei und bot dem trotz Regens sehr zahlreichen Publikum wieder ein gigantisches Feuerwerk. Zum 40. Mal organisierte Günther Meissner mit seinen Helfern die Riesentombola, hört aber jetzt endgültig mit der aktiven Arbeit auf. Die Losverkäuferinnen Franziska Meissner und Theresa Leitner haben alle 4000 Lose an die Kundschaft gebracht.

Bei einer »Anzeiger«-Umfrage unter Seefestbesuchern war der einhellige Tenor, dass dieses traditionelle Fest am Königssee weiter fortleben müsse. Schon wegen des Riesenfeuerwerks, das trotz Regens auch in diesem Jahr gigantisch war. Der langjährige Berchtesgadener Saunameister Stefan Angerer glaubt fest an eine Fortsetzung des Seefestes, das einfach zum Berchtesgadener Land gehöre.

Helga Weinberger pflegt seit vier Jahren die vorzeigewürdigen sanitären Anlagen und hat das Seefest 2020 schon fest eingebucht. »Natürlich kenne ich die Problematik, aber man wird eine Lösung finden und das Fest weiter führen. Meine Kunden sind neben den Einheimischen auch Gäste, die extra wegen des Seefestes anreisen.«

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Christiane Müller (l.) und Nadja Plößl sind seit Jahren treue Gäste auf dem Seefest.

Überhaupt war die Zufriedenheit unter den befragten Gästen ausnahmslos gut. Sie erfreuten sich an bayerischer Kultur und Brauchtum. Auch das Musikprogramm und im Besonderen der Auftritt der »Berchtesgadener Buam« fanden großen Gefallen. Maria und Wasti Kurz kommen jedes Jahr zum Seefest und können sich überhaupt nicht vorstellen, dass es dieses Fest nicht mehr gibt. Walter Manns ist ebenfalls sehr traurig, dass es das letzte Seefest gewesen sein soll: »Wenn es fortgesetzt wird, wäre mir der Ort an der Seelände jedoch lieber«, so Manns.

Stete Gäste beim Seefest sind auch Nadja Plößl und Christiane Müller, die beide sehr auf eine Fortsetzung des Seefestes hoffen. »Ich komme seit meiner Kindheit zum Seefest«, berichtete Maria Loch, die traditionell auch dieses Mal mit ihrem Ehemann, dem Rodel-Bundestrainer Norbert Loch, vor Ort war. »Ich glaube und hoffe, dass es mit dem Seefest weiter geht«, wünscht sich auch Hannes Schneider. Sicher weiß er aber, dass es sein letztes Seefest als verantwortlicher Organisator war. Christian Wechslinger