Sie sind seit 1997 Cheftrainer der Nordisch Kombinierten des Deutschen Skiverbandes. Wie sieht ein Resümee nach 16 Jahren aus?
Hermann Weinbuch: Als ich damals Bundestrainer der Kombinierer wurde, war die Mannschaft ziemlich am Boden. Mir ist es gelungen, die Mannschaft innerhalb von drei Jahren an die Weltspitze heranzuführen und dort befinden wir uns jetzt seit dem Millenniumjahr. Das haben wir jetzt schon über ein Jahrzehnt halten können, was mich schon stolz macht. Auch die letzte Saison war mit dem Gewinn des Gesamtweltcups wieder sehr erfolgreich. Das einzige, was noch in der Sammlung fehlt, ist der Teamtitel bei einem Großereignis.
Sie waren lange Zeit Weltspitze. Was kann ein erfolgreicher Trainer seinen Sportlern mit auf den Weg geben?
Weinbuch: Wenn man selbst Siege feiern konnte, dann hat man doch die eine oder andere Erfahrung mehr. Das sieht man auch bei meinem Co-Trainer Ronny Ackermann, der komplett so arbeitet wie ich. Wir stimmen uns in der Wettkampfplanung ab und versuchen auch immer eine gewisse Lockerheit ins Team zu bringen. Wir können schon entscheidende Tipps geben.
Es sah bei Ihnen einmal nach einer gewissen Amtsmüdigkeit aus.
Weinbuch: Das ist richtig, ich wollte nach den überaus erfolgreichen Weltmeisterschaften in Oslo im Jahr 2011 aufhören. Das hing auch damit zusammen, dass ich noch einmal eine junge Familie habe. Damals wollte ich nicht mehr ganz so viel herumreisen. Aber der Skiverband wollte mich unbedingt halten, um auch neue Trainer auszubilden und an den Hochleistungssport heranzuführen. So absolviert Ronny Ackermann gerade das Diplom-Trainerstudium an der Sporthochschule in Köln. Ich soll vereinbarungsgemäß noch bis 2016 mit zwei Assistenztrainern im Cheftraineramt für die Nordische Kombination bleiben. Es ist natürlich nach so vielen Jahren als Cheftrainer immer wieder schwierig, die hohe Motivation mitzubringen, die für dieses Amt nötig ist.
Das nächste große Ziel heißt Olympische Spiele in Sochi. Wer sind die größten Gegner der starken deutschen Mannschaft?
Weinbuch: Speziell die Norweger sind wieder sehr stark. Norwegen hat viel Geld und viele Talente. Auch die Österreicher sind trotz fortgeschrittenen Alters immer noch gut. Dann muss man bei Olympia stets die US-Amerikaner auf dem Zettel haben und natürlich die Franzosen mit Jason Lamy Chappuis an der Spitze. Dazu kommen noch einzelne herausragende Sportler aus den verschiedenen Nationen. Es gibt einige Nationen, die Medaillen gewinnen und uns das Leben schwer machen können.
Wie gefällt Ihnen Sochi, die Wettkampfstätten, und was erwarten Sie von den Spielen dort?
Weinbuch: Wir waren im letzten Jahr in Russland und da in der größten Baustelle, die ich jemals gesehen habe. Es werden dort unheimliche Gelder freigesetzt, es ist unglaublich, was man aus solch einem Tal alles machen kann. Die Russen werden wohl keine organisatorischen Probleme haben. Was aber sehr interessant werden könnte, sind die Schneebedingungen. In Sochi kann es nämlich sehr warm sein und dann werden wir wohl einige Überraschungen erleben. Die Russen werden natürlich im Vorfeld Unmengen Schnee produzieren, aber bei zehn bis 15 Grad plus wird alles schwierig.
Die Sicherheit wird in Russland wohl auch eine große Rolle spielen.
Weinbuch: Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, ob es dort sehr steif zugehen wird oder ob es fröhliche Olympische Spiele werden. Man sah nämlich schon bei unserem Aufenthalt die totale Überwachung von Exekutivkräften. Man wird auch nicht die großen Zuschauermassen zulassen, weil sie die nicht ins Tal hineinbekommen. Ich habe für die Nordischen Bewerbe um 7 000 bis 10 000 Zuschauer als Obergrenze gehört. So könnte es durchaus sein, dass es keine begeisternden Spiele werden.
Jetzt haben Sie vom Ende Ihrer Trainerlaufbahn im Jahr 2016 gesprochen. Gehen Sie dann in den Ruhestand?
Weinbuch: Das könnte durchaus sein, ich bin ja Berufssoldat und meine Dienstzeit endet im nächsten Jahr. Aber der Deutsche Skiverband (DSV) hat schon einmal signalisiert, sich meine Autorität und mein Fachwissen erhalten zu wollen und so könnte es nach 2016 auch eine etwas andere Konstellation geben. Das ist aber alles noch offen, jetzt blicken wir zuerst einmal nach Sochi. Christian Wechslinger