Fahrverbote an Autobahn-Abfahrten in Salzburg: Angaben können nicht kontrolliert werden
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Nicht alle Angaben der Autofahrer können während der angekündigten Sperrungen der Autobahn-Abfahrten in den kommenden Wochen von der Polizei kontrolliert werden. Im Bild: Der Ausweichverkehr in Richtung Norden durch Grödig und Wals-Siezenheim bleibt weiterhin ausgesperrt. (Foto: Hudelist)

Abfahrten-Sperre in Salzburg: »Aber ich geh' nur mal schnell tanken...«

Salzburg – Entgegen der Ankündigung, ab 13. Juli »bei Bedarf« lediglich zwei Abfahrten an der Tauernautobahn zu sperren, will das Land Salzburg nun an den Wochenenden alle Abfahrten zwischen Puch-Urstein und St. Michael für den Transitverkehr schließen.


Diese überraschende Entscheidung wurde am Dienstag in einer dünnen Presseaussendung publik gemacht. Der zuständige Verkehrslandesrat befindet sich derweil im Urlaub. Mittlerweile wird klarer, warum es zu diesem Schwenk kam.

»Man will auf alle Fälle den Großteil des Verkehrs auf der Autobahn halten«, sagen sowohl Polizei als auch ÖAMTC. Eine Sperre von Abfahrten würden die verschiedenen Navi-Systeme nur erkennen, wenn sie mindestens von 6 bis 20 Uhr gelten. Doch der erlaubte »Zielverkehr« kann nicht kontrolliert werden. Wenn ein deutscher Autofahrer bei der Abfahrt Hallein zum Beispiel sagt, er will zum Tanken fahren oder zu »McDonald's«, kann ihm das nicht untersagt werden.

»Transit bleibt während der Reisewochenende auf A10«, so verheißungsvoll lautet der Titel der Pressemitteilung des Landes, in der die Sperren der Abfahrten an den Wochenenden zwischen dem 13. Juli und dem 18. August angekündigt werden, die Sperren gelten jeweils von 6 bis 20 Uhr, »das ist praktischer als wechselnde verkehrsbedingte Sperren«, so Landesrat Stefan Schnöll.

Vor zwei Wochen hatte Schnöll noch von Sperren bei Bedarf gesprochen und auch nur von zwei Abfahrten. Diese zwei Sperren finden sich auch in der neuen Regelung, und zwar Puch-Urstein in Richtung Norden und Kuchl in Richtung Süden. Sie können »bei Bedarf« zur Gänze gesperrt werden, auch für Einheimische. Auch die Sperren der Ortsdurchfahrten von Grödig und Wals-Siezenheim werden aktiviert, sobald der Stau in Richtung Deutschland vom Walserberg bis zum Knoten Salzburg zurückreicht.

Die Polizei will die Sperre aller Abfahrten ab Samstag stichprobenartig überwachen, aber »es wird nicht an jeder Abfahrt ein Polizist stehen, die Kontrollen erfolgen punktuell«, so Friedrich Schmidhuber, Leiter der Verkehrspolizei Salzburg. Der »Zielverkehr« ist erlaubt, dieser Begriff ist allerdings dehnbar, eine Hotelbuchung oder Bestätigungen, dass man möglicherweise Verwandte besucht braucht man nicht, bei der Ausfahrt Hallein würde zum Beispiel genügen, wenn ein Tourist sagt, er will in der Stadt tanken, einkaufen oder essen gehen. »Das gilt dann auch als Zielverkehr«.

Ziel der Abfahrtssperren sei es, den Großteil des Transitsverkehrs auf der Autobahn zu halten, damit Bundes- und Landesstraßen zum Beispiel für Rettungseinsätze befahrbar bleiben. Dass jetzt eine Sperre von 6 bis 20 Uhr vorgesehen ist, hält Schmidhuber aber auch für die Autofahrer für eine »planbarere Lösung«. Für den Polizeieinsatz ergebe sich aus der neuen Regelung kein großer Unterschied, rund 30 Beamte der Autobahnpolizei, Verkehrspolizei und Motorradstreifen werden die Abfahrtssperren überwachen.

14-Stunden-Sperre

Überrascht von der Sperre aller Abfahrten zeigt sich auch Aloisia Gurtner vom Autofahrerklub ÖAMTC. »Es geht bei dieser Sperre nur um die Navis.« Technisch sei diese »Abfahrt gesperrt«-Anzeige bei den meisten Anbietern wohl nur möglich, wenn diese Sperre von 6 bis 20 Uhr gelte. Natürlich werde es Fahrer geben, die sich mit Ausreden durch die Sperren schmuggeln werden. »Wie soll kontrolliert werden, ob jemand im Ort abseits der Autobahn schnell einkaufen geht?« Die Polizei werde hier mit Augenmaß handeln.

Die letzten beiden Reisewochenenden seien ohnehin ungewöhnlich ruhig gewesen, »viele Autofahrer fahren wohl schon antizyklischer, also entweder in der Nacht oder sehr früh«. Gurtner glaubt auch nicht, dass am Samstag der Verkehr auf der Autobahn stehen wird.

Interessant wird an diesem Wochenende auch, ob Salzburg, wie angekündigt, den Verkehr bei Salzburg-Süd in Richtung Marktschellenberg und Berchtesgaden umleitet. Für diesen Fall haben die bayerischen Behörden angekündigt, den umgeleiteten Verkehr bei Marktschellenberg wieder nach Salzburg zurück zu leiten. Aber vielleicht wird ja auch in Bayern ein »Ich will mal schnell am Königssee einen Kaffee trinken« als Zielverkehr akzeptiert. Michael Hudelist