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Skeleton-Pilotin Tina Hermann vom WSV Königssee führt nach wie vor im Gesamtweltcup. In St. Moritz wäre jedoch mehr als der fünfte Rang möglich gewesen. (Foto: Wechslinger)

Bob, Rodel und Skeleton gut

Berchtesgaden – Das vergangene Wochenende bot nicht nur bei den Berchtesgadener Skisportlern fast ausnahmslos großartige Erfolge (wir berichteten). Auch die stets für Topleistungen bekannten Kufensportler sorgten dafür, dass der Name Berchtesgaden und Königssee in aller Munde ist. Mit Bob, Rennrodel und Skeleton bewiesen sie ihre Weltklasse.


Für die wohl größte Überraschung sorgte der 24-jährige Maschinenbau-Student Johannes Lochner aus Unterstein, der bei seinem Weltcup-Debüt im Nobelsportort St. Moritz fast sensationell Fünfter geworden ist. Ohne einen Lenkfehler im Horse Shoe Corner und ein paar weitere kleine Fehler wäre sogar ein Podestplatz möglich gewesen. »Das sind einfach Erfahrungen, die ich machen muss. Ich bin aber dennoch mit meinem fünften Platz mitten in der Weltelite sehr zufrieden und freue mich schon auf die Olympiabahn in La Plagne, wo ich Anfang Dezember im Europacup Fünfter war«, so Lochner, dessen Onkel Rudi Lochner bei den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville die Silbermedaille geholt hatte.

Den Grundstein für seine guten Abfahrten auf der einzigen Natureisbahn der Welt nach Celerina legte Johannes Lochner vom Bob Club Stuttgart Solitude bereits am Start, wo er mit seinem schnellen Anschieber Joshua Bluhm die drittbeste Startzeit erreicht hat. So wird der Untersteiner nach Verbandsinformationen auch bei den Weltmeisterschaften (23. Februar bis 8. März ) in Winterberg einen Zweierbob pilotieren. Experten trauen dem Youngster sogar zu, bei der WM in die Medaillenränge zu fahren.

Tina Hermann baut Weltcupführung aus

Skeletonpilotin Tina Hermann vom WSV Königssee baute ihre Weltcupführung mit einem fünften Platz in St. Moritz weiter aus. Nach dem enttäuschenden sechsten Platz auf ihrer Heimbahn am Königssee konnte sich Tina Hermann erneut nur mit einem starken Lauf in Szene setzen. Die nach dem ersten Durchgang Zweitplatzierte fuhr im zweiten Lauf im oberen Streckenabschnitt gegen die Bande und büßte damit ihren zweiten Podestplatz in dieser Saison ein.

»Der erste Lauf war noch ganz in Ordnung. Da war ich zwar oben etwas zu unruhig, konnte aber für unten den Speed recht gut mitnehmen und hatte nur einen kleinen Fehler. Der zweite Lauf hat leider überhaupt nicht funktioniert«, analysierte die 22-Jährige.

Anja Huber-Selbach vom RC Berchtesgaden, am Königssee noch überraschend Zweite, landete auf der Olympiabahn mit über einer Sekunde Rückstand auf Rang acht. »Der erste Lauf war nicht ganz so prickelnd. Der zweite Heat war dann recht gut. Es hat viel Spaß gemacht, hier zu fahren, auch wenn es nicht für das Podium gereicht hat. Aber mit einem Ergebnis unter den besten Zehn bin ich schon ganz zufrieden«, erklärte Anja Huber-Selbach nach ihrem letzten Auftritt in St. Moritz.

Bei den Herren blieb Kilian von Schleinitz nach seinem guten Ergebnis vom Königssee mit dem sechsten Rang in St. Moritz hinter den Erwartungen. Von Schleinitz machte in beiden Läufen zu viele Fehler und so schaute am Ende nur der zwölfte Rang heraus.

Keine Überraschungen gab es bei den erfolgshungrigen Rennrodlern. So hängte die im Weltcup klar führende Miesbacherin Natalie Geisenberger die Konkurrenz auch beim sechsten von neun Weltcups in Winterberg wieder deutlich ab. Die Rennrodlerin aus der Berchtesgadener Trainingsgruppe »Sonnenschein«, die in dieser Saison erst einmal Alex Gough den Vortritt lassen musste, fuhr bereits ihren 30. Weltcupsieg ein.

Felix Loch siegt trotz Fahrfehler

»Medaillenhamster« Felix Loch vom RC Berchtesgaden konnte bei der durch Schneefall sehr schwierigen Konkurrenz nicht einmal ein Fahrfehler im zweiten Durchgang bremsen. Trotz des Malheurs siegte der Bundespolizist knapp vor dem Russen Stepan Federov und dem US-Amerikaner Tucker West und hält damit bei 23 Weltcuperfolgen.

Als zweitbester Deutscher landete Julian von Schleinitz vom WSV Königssee auf Rang fünf. In der Weltcup-Gesamtwertung führt Loch jetzt mit großem Vorsprung auf seinen Mannschaftskameraden Andi Langenhan vom RC Zella-Mehlis. »Das war heute ein Rennen unter äußerst schwierigen Bedingungen. Bei dem starken Schneefall wird man schnell einmal ein paar Plätze durchgereicht. Das Niveau bei den Herren ist insgesamt sehr hoch. Es macht wirklich viel Spaß, hier zuzusehen«, erklärte ein sichtlich zufriedener Cheftrainer Norbert Loch.

Wendl/Arlt auf Platz zwei

Im Doppelsitzerbewerb baute das im Weltcup führende Duo Toni Eggert/Sascha Benecken (RC Ilsenburg/RT Suhl) mit dem fünften Saisonsieg seine Führung weiter aus. Nach knapper Führung in Lauf eins vor dem Berchtesgadener Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt (RC Berchtesgaden/WSV Königssee) schlossen die Thüringer mit der Winterberger Bahn Frieden und ließen mit einer guten zweiten Abfahrt die Berchtesgadener zum fünften Mal in dieser Saison hinter sich.

Doch Wendl hatte ja schon beim Weltcupsieg am Königssee betont, dass die Saisonplanung nach dem Olympiasieg von Sotschi anders ausgelegt sei. Wenn Wendl auch den Gesamtweltcuperfolg für bedeutender hält, so zählt bei den Anhängern des Rodelsports und vor allem bei den Medien ein Titel bei Großereignissen freilich mehr. Und abgerechnet wird erst bei den Weltmeisterschaften im lettischen Sigulda, wenn es am 14./15. Februar um die Medaillen geht.

Nach den Erfolgen in den Einzelkonkurrenzen sorgte wie erwartet auch die deutsche Teamstaffel für den schon obligaten Erfolg. Das Quartett aus Natalie Geisenberger, Felix Loch und dem Doppel Sascha Benecken/Toni Eggert war beim vierten von insgesamt sechs Team-Wettbewerben erneut nicht zu schlagen. Das deutsche Team verwies Österreich und Russland auf die Plätze und könnte bereits am kommenden beim fünften Staffelbewerb im norwegischen Lillehammer die Titelverteidigung vollziehen. cw