Berlin (dpa) - Wie viel Unperfektes kann ich zeigen? Und wie viel Persönliches verrate ich meinem Umfeld überhaupt? Regisseurin Marie Kreutzer hat eine Weile am Drehbuch für ihren neuen Film »Der Boden unter den Füßen« gearbeitet.
Im Februar lief das Drama im Wettbewerb der Berlinale, nun kommt es in die Kinos. Die Österreicherin porträtiert die Unternehmensberaterin Lola (Valerie Pachner). Lola pendelt zwischen Wien und Rostock, wo sie eine Firma umstrukturieren soll. Wenn sie nicht arbeitet, sieht man sie im Fitnessstudio oder im Flieger.
Lolas aufgeräumte Welt gerät ins Wanken, als ihre Schwester Conny (Pia Hierzegger) erneut in die Psychiatrie kommt. Lola verheimlicht ihren Kollegen allerdings, dass sie überhaupt eine Schwester hat. Selbst vor ihrer Kollegin Elise (Mavie Hörbiger), mit der sie eine Affäre hat.
Doch dann findet sich auch Lola irgendwann am Rande des Zusammenbruchs. Regisseurin Kreutzer hat einen Film über die Schnelligkeit und den Optimierungswahn der heutigen Zeit gedreht, über den Druck der Arbeitswelt und den Umgang mit Nicht-Perfektem.
»Es geht, glaube ich, um etwas, was viele von uns haben: Nämlich diese Angst, nicht genug zu sein und nicht genug zu geben und es nie richtig zu machen«, hatte Kreutzer bei den Filmfestspielen in Berlin erzählt. Letztlich sei das der innerste Antrieb für den Film gewesen.
»Der Boden unter den Füßen« zeigt hervorragende Schauspielerinnen zwischen Kontrolle und Wahn. Die Darstellung der Beraterwelt driftet zwar etwas ins Klischeehafte ab. Aber der Film wirft wichtige Fragen auf - etwa nach den Grenzen der modernen Leistungsgesellschaft.
- Der Boden unter den Füßen, Österreich 2019, 108 Min., FSK ab 12, von Marie Kreutzer, mit Valerie Pachner, Pia Hierzegger, Mavie Hörbiger.