Nach gut zwei Jahren im UCI Worl Team BORA-hansgrohe absolviert Toni Palzer gerade erfolgreich den Radklassiker »Giro d'Italia«, das nach der »Tour de France« zweitwichtigste Radrennen weltweit. Der »Berchtesgadener Anzeiger« sprach an einem Ruhetag mit dem Ramsauer Radsportler.
Toni Palzer, zwei Drittel des »Giro d'Italia« sind absolviert, welches Zwischenresümee ziehen Sie?
Toni Palzer: Ich bin ja zu 100 Prozent als Helfer für unsere beiden Team-Kapitäne Aleksandr Vlasov und Lennard Kämna dabei. Leider ist Aleksandr Vlasov auf der zehnten Etappe ausgeschieden, sodass wir fünf Helfer jetzt nur noch Lennard Kämna unterstützen, der unter den Top Ten ist. Wir sind zufrieden, denn die Ausgangssituation für die nächsten zwölf Etappen ist gut, obwohl wir schon vorher einen Mannschaftskameraden wegen Krankheit verloren haben. Die schwersten Etappen, bei denen wir uns viel erhoffen, kommen aber noch.
Sie haben ja nicht nur mit der Strecke, sondern auch gegen das Wetter gekämpft. Schwierig?
Palzer: Bei den ersten zwei Etappen war es trocken und danach hat es geregnet. Das erschwert alles noch einmal und vor allem besteht dann gerade in den Abfahrten Sturzgefahr. Aber bis auf einen schwereren Sturz von Aleksandr Vlasov haben wir bis auf kleinere Ausrutscher Glück gehabt. Wir sind froh, noch gesund zu sein.
Die richtig schweren Etappen in den Bergen kommen ja noch.
Palzer: Vor allem jetzt dann in der dritten Woche geht es zur Sache. Eine Etappe führt über 5 200 Höhenmeter auf den »Monte Bondone«. Dann denke ich an die Etappen nach Crans Montana, über die »Tre Cime die Lavaredo« mit 5 500 Höhenmetern und ein Bergzeitfahren auf den »Monte Lussari«, wo sieben Kilometer mit über zwölf Prozent Steigung auf uns warten. Da sind die Kletterer gefragt, zu denen ich mich auch zählen darf.
Auf welchen Etappen fühlen Sie sich am wohlsten?
Palzer: Natürlich in den Bergen, das ist mein Metier. Es kommt aber auf die Situation und meine Aufgaben im Team an.
Dann kommen Ihre Spezialetappen ja noch.
Palzer: Das kann man so sagen. Die dritte Woche wird aber schwer, weil man schon 2 500 Kilometer in den Beinen hat.
Da kommen Sie auch in Regionen, in denen Sie als Skibergsteiger unterwegs waren.
Palzer: Darauf freue ich mich natürlich besonders, auch wenn es sehr hart wird.
Was macht den Profi-Radsport so herausfordernd?
Palzer: Es ist schon anstrengend, in einem Feld von zig Fahrern Reifen an Reifen und Mann an Mann in kurzem Abstand zu fahren. Das habe ich erst einmal lernen müssen. Es hat lange gedauert, bis ich mich da einigermaßen wohlgefühlt habe. Mittlerweile habe ich auch schon gut 150 Renntage hinter mir und komme ganz gut zurecht. Auch damit, drei Wochen lang täglich bis zu 200 Kilometer und manchmal auch mehr im Sattel zu sitzen und auf alle Eventualitäten zu reagieren. Hinzu kommen nach den Renntagen die teilweise stundenlangen Transfers zum nächsten Etappenort. Man zieht jeden Tag in ein anderes Hotel. Das sind brutal lange Tage. Das alles macht den Profi-Radsport sehr speziell.
Denken Sie daran, wieder in Ihr ursprüngliches Metier zurückzukehren?
Palzer: Skibergsteigen ist ebenso sehr hart, auch wenn es nicht diese Umfänge hat. Die Dichte im Profi-Radsport ist noch einmal um vieles größer. Dennoch denke ich nicht an ein Zurück.
Gibt es noch Ressourcen?
Palzer: Ich versuche stets, meine Aufgabe zu erfüllen und bin bisher recht zufrieden. Ich denke, mein Team-Chef auch. Dass ich von 30 Fahrern den »Giro« als einer von 8 bestreiten darf, zeigt das. Der »Giro« ist nach der »Tour de France« immerhin das zweitwichtigste Etappenrennen der Welt.
cw