Dabei erreichten die beiden nach knapp 35 Kilometern und gut 3 500 Höhenmetern – jeweils im Auf- und im Abstieg – als bestes deutsches Duo zwar rund fünf Minuten langsamer als 2021, dafür drei Plätze besser in 6:38:53 Stunden das Ziel im Bergdorf Alagna Valsesia (1 192 Meter) im Piemont.
Mit geistlichem Segen am Start wurde die Trailrunning-Meute samt Equipment – Klettergurt und –steigset, Zehn-Meter-Seil, Mini-Steigeisen, Wetterschutzkleidung, Rettungsdecke und Proviant – auf die anspruchsvolle Berglaufstrecke Richtung Signalkuppe (4 554 Meter), den sechsthöchsten Alpengipfel, geschickt. Hervorragend präsentierten sich dabei die beiden National-Skibergsteigerinnen Anna Michel aus Berchtesgaden und Tanja Löwenhagen (Allgäu Racing-Team) als gesamtzweites Damenteam in 6:56:16 Stunden. Der Sieg ging souverän an das italienische Duo Negra/Zanovello (6:42:33).
Bei den Männern war der italienische Weltklasse-Skibergsteiger und 2021-Sieger William Boffelli mit seinem slowenischen Teampartner und Vorjahres-Champion Tadej Pivk nicht zu bezwingen. Die Favoriten erreichten in neuer Rekordzeit von 4:29:20 vor dem italienisch-französischen Duo Antonioli/Dunand-Pallaz (4:36:26) das Ziel. Umso bemerkenswerter, da die Verhältnisse aufgrund eines kalten Nordwinds im Gipfelbereich mit minus elf Grad nicht gerade die beste Voraussetzung für schnelle Zeiten waren. Das machte auch dem 28-jährigen Oberteisendorfer Johannes Strohmaier und dem Freilassinger Stephan Tassani-Prell (52) am meisten zu schaffen. Denn unter diesen Bedingungen konnten die beiden erfahrenen Ausdauersportler ihre hervorragende Akklimatisation im Gipfelbereich nicht ganz ausspielen. Dennoch gelang es ihnen, im Bereich ab 3 800 Metern Meereshöhe zahlreiche Konkurrenten zu überholen.
Die letzte Querung vom Colle del Lys (4 250 Meter) bis zum finalen Gipfelanstieg befand sich auf Schweizer Grund und war zum Glück, abgeschirmt von Zumsteinspitze (4 563) und Dufourspitze (4 634) nicht mehr ganz so Wind-ausgesetzt wie im Bereich der Gnifettihütte (3 647) sowie vorbei an Vincent Pyramide (4 215) und Balmenhorn (4 167). Hier konnten die meisten Athleten sogar einen kurzen Blick aufs Matterhorn (4 447) und das Zermatter Tal riskieren. Als extrem anspruchsvoll präsentierte sich zudem der Downhill von der Verpflegungsstation Indren (3 260) bis Bocchetta delle Pisse (2 396). Dort brachen die Teilnehmer im zum Teil sehr aufgeweichten Altschnee stark ein. »Im letzten Abschnitt herrschten dann wieder perfekte Bedingungen, er führte uns in etwa einer halben Stunde 1 200 Höhenmeter bergab ins Ziel«, berichtet Tassani-Prell.
Von den insgesamt 200 gestarteten Zweierteams erreichten 126 innerhalb des Zeitlimits das Ziel. Bereits die Vorbereitung war von entscheidender Bedeutung: Stephan Tassani-Prell stellte fest, dass es nahezu unmöglich ist, ohne Akklimatisation auf mindestens 4 000 Metern das Rennen innerhalb des Zeitlimits erfolgreich zu bestreiten. Johannes Strohmaier begann die direkte Wettkampfvorbereitung mit einer Skibesteigung des Mont Blanc (4 808), während sich sein Sportpartner aus Freilassing aus dem Training heraus einem Testwettkampf im Rahmen der Berglauf-Weltmeisterschaft im Stubaital bei Innsbruck stellte.
Im Anschluss begaben sich die beiden heimischen Athleten zwei Nächte auf die Capanna Gnifetti und bestiegen mit ihren Tourenski die Zumsteinspitze, die Signalkuppe (4 554) und die Vincent Pyramide (4 215) bei nahezu optimalen Schneeverhältnissen. Bestens betreut von Tassanis Ehefrau Barbara am Colle del Lys und dem heimischen Traillaufpaar Sigrid Lindlacher und Konrad Huber auf der Bocchetta delle Pisse, die das Duo obendrein bei der Vorbereitung auf der Gnifetti-Hütte inklusive Gipfelanstieg begleiteten. bit