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Radrennfahrer Rainer Popp ist mit seinem Velo auch oft im Berchtesgadener Land unterwegs. Foto: Anzeiger/Wechslinger

Ein fast unglaubliches Comeback

Schönau am Königssee – Der fünffache Rad-Marathon-Weltmeister Rainer Popp ist nach überstandener schwerer Krankheit wieder zurück im Wettkampfsport. Anfang Februar war der Race-Across-America-Finisher mit bakterieller Blutvergiftung und beidseitiger Lungenentzündung auf der Intensivstation gelegen. Tagelanges hohes Fieber und neun Tage Koma raubten dem Ausdauersportler alle Kräfte. Nur einen Tag nach seiner Entlassung saß Popp jedoch zu Hause schon wieder auf dem Ergometer. Mit seinem bekannten eisernen Willen schöpfte der Schönauer täglich neue Energien und machte Fortschritte. Woche für Woche freute sich der Extremsportler über Verbesserungen. Mitte Juni stand für Rainer Popp fest, dass er noch in dieser Saison ins Renngeschehen zurückkehrt. Das bekräftigte der 53-Jährige auch im Gespräch mit dem »Berchtesgadener Anzeiger«.


Rainer, wie geht es Dir?

Rainer Popp: Ich fühle mich wieder blendend. Letzte Woche habe ich noch einen medizinischen Check absolviert, bei dem alles in Ordnung war. Nur mein gebrochenes Sprunggelenk spüre ich noch. Beim Radfahren behindert es mich aber nicht.

Welche Ziele hast Du in diesem Jahr?

Popp: Mitte Juli starte ich beim 24-Stunden-Rennen in Kehlheim. Wenn alles gut verläuft, plane ich Mitte August einen Start beim Race Around Austria. Mitte September plane ich noch ein 24-Stunden-Rennen in der Steiermark.

Da hast Du Dir ja schon ganz schön was vorgenommen.

Popp: Ich mache mir keinen Druck. Ich muss mir nichts beweisen, auch wenn Kehlheim schief geht. Im Juni bin ich schon einmal 300 Kilometer am Stück problemlos gefahren. Manchmal sitze ich auf dem Rad und denke, ich habe das Dilemma im Februar nur geträumt.

Was sagt Deine Familie zu den Plänen?

Popp: Meine Frau und meine beiden Kinder waren und sind mein großer Rückhalt. Es können sich nur wenige vorstellen, was es bedeutet, täglich ins Landeskrankenhaus zu fahren und dort zu erfahren, dass sich tagelang nichts verbessert hat. Das ist ein Horrorszenario für die Familie. Besonders meine Frau hat mich in den Wochen danach wieder aufgepäppelt und mir viel Kraft gegeben. Alle drei wissen, dass ich Rennfahrer bin, und sie sehen auch, dass ich fast wieder topfit bin.

Vor wenigen Tagen ging das Race Across America 2013 zu Ende, das Du auch schon erfolgreich absolviert hast.

Popp: Das habe ich natürlich täglich live verfolgt. Christoph Strasser, der auch bei meinem Start 2011 siegte, ist der erste Mensch, der das RAAM unter acht Tagen beendete. Ich habe ihm schon gratuliert. Auch mein Teamchef und Freund Gerald Bauer aus Hallein fuhr dieses Jahr. Mit dem neunten Platz lieferte auch Bauer eine tolle Leistung ab.

Startest Du noch einmal beim Rennen von der Westküste der Vereinigten Staaten zur Ostküste über 4 800 Kilometer?

Popp: Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht. Im Moment möchte ich einfach wieder im Rennzirkus dabei sein. Für 2014 liegen meine Schwerpunkte bei der Weltmeisterschaft, dem Race across the Alps und dem Race around Austria. Wenn ich die nächste Saison so absolvieren kann wie ich es mir vorstelle, wäre ein Start beim RAAM 2015 durchaus wieder möglich.

Wer gewinnt die Jubiläums-Tour de France?

Popp: So viele Favoriten gibt es nicht. Aber in der hektischen Anfangsphase liegst du auch als Mitfavorit unverschuldet schnell auf der Nase und kannst dich verletzen. Ich denke, der Sieger wird wohl aus dem Trio Chris Froome, Alberto Contador und Cadel Evans hervorgehen.

Du bist jetzt immerhin 53, wann ist Schluss mit dem Wettkampfsport?

Popp: Ohne dick aufzutragen, behaupte ich mal ganz frech, dass es auf der Welt nicht so viele Dreißigjährige gibt, die über meine Kondition verfügen. Wenn mein Kopf mir sagt, dass ich nicht mehr will, dann ist Schluss. Im Moment sehe ich dazu jedoch noch keine Veranlassung. Christian Wechslinger