Er lobte nicht nur die individuelle Kennerschaft des Publikums, dessen Ausstrahlung ihn erfreut hat, sondern auch das private Fördertum, welches die Konzertreihe zu einer glanzvollen Form vereinigt habe, so Rihm. Auch seine Gedanken zur Musik waren so einleuchtend wie analytisch interessant. Zunächst freute er sich darüber, im Programmverlauf von Robert Schumann umgeben zu sein, denn, so Rihm, der passe in keine Schublade, und jede Äußerung von ihm sei individuell, weshalb er »ein Komponist für Komponisten« sei.
Dann besprach Rihm das zuvor Gehörte, »fünf Stücke im Volkston für Violoncello und Klavier« die Axel Bauni, Klavier, und Wen-Sinn Yang, Violoncello, so spannend interpretiert hatten. Er stellte den Titel der Komposition in Frage: »Welches Volk Schumann da gemeint habe, erschlösse sich nicht, denn er kenne keines, dem diese Musik entnommen worden sein könnte. Ja, so Rihm, man könne sich eher ein von Schumann erdachtes, utopisches Volk vorstellen, denn diese Musik sei nun mal keine gepflegte Salonmusik und sprenge den häuslichen Musizierrahmen allein schon dadurch, dass Schumann immer wieder Querschläger in die Harmonik der Stücke mit hinein komponierte. – Faszinierende Denkergebnisse eines Fragenstellers.
Die von Wolfgang Rihm vertonten sieben Gedichte, Heine zu »Seraphine« für Mezzosopran und Klavier, waren im Anschluss an seine Ausführungen zu hören. Die Sopranistin Kristin Ebner interpretierte die Texte Heines mit hochdramatischen Ausbrüchen, da wäre weniger manchmal vielleicht mehr gewesen. Auch ihre Interpretation der Wesendonck-Lieder, von Richard Wagner berührte kaum, denn die Sängerin mochte keine Intimität in ihrem Liederabend aufkommen lassen, zu sehr war sie damit beschäftigt, das Publikum mit großer Stimme zu überwältigen statt es zu berühren. Zu viel äußeres Beben, zu viel Aufwallung verstellten die Sicht auf das Wesentliche. Da half es auch nicht viel, dass Axel Bauni sehr wohl ein intimer Liedbegleiter war. So blieb so manch einer der Zuhörer vielleicht etwas ratlos zurück; man kam auf keinen Nenner, weil der Eindruck eigentlich nur sperrig zu nennen war.
Dieses Gefühl zog sich allerdings fast durch den Abend, an dem außerdem noch das Adagio und Allegro von Robert Schumann zu hören waren, und auch eine Komposition von Klaus Huber (*1924), der Kompositionslehrer Rihms war, dessen Stück für Solocello »transpositio ad infinitum für virtuoses Solocello« aus dem Jahr 1976 von Wen-Sinn Yang virtuos zu Gehör gebracht wurde. Barbara Heigl