Das Gremium sprach sich am Dienstag bei seiner Sitzung im Gasthof »Unterstein« einstimmig gegen den Erlass einer entsprechenden Verordnung aus, die die Nationalparkverwaltung für notwendig hält, weil die Natur im Bereich des bei Instagrammern und anderen Fotografen so beliebten Gumpens durch die vielen Besucher arg strapaziert wird. Entscheiden muss über den Erlass einer Verordnung allerdings die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt, die Gemeinde gibt im Rahmen einer Anhörung lediglich ihre Stellungnahme ab.
»Der Gumpen im oberen Teil des Königsbachwasserfalls ist seit einiger Zeit ein Highlight in den sozialen Medien. Dort gibt es ein Fotomotiv, das man anscheinend unbedingt braucht«, erklärte Bürgermeister Hannes Rasp den Hintergrund der aktuellen Sperrungsdiskussion. Denn vor allem im letzten Sommer hatte der abgelegene Ort scharenweise Besucher angezogen. Um Schäden und Gefahren für die Tier- und Pflanzenwelt zu vermeiden, soll deshalb nach Vorstellung der Nationalparkverwaltung ein rund 30 Hektar großer Bereich, der die gesamte Hangfläche von der Rabenwand bis hinüber zum Königsbach mit Ausnahme des direkten Uferbereichs umfasst, gesperrt werden.
Schon im Hauptausschuss hatte sich nach den Worten des Bürgermeisters Skepsis in Bezug auf diese Pläne abgezeichnet. Man befürchte unter anderem die Sperrung weiterer Flächen, weil auch andere Bereiche abseits offizieller Wege, beispielsweise in St. Bartholomä oder am Obersee, stark betreten würden. Im Hauptausschuss forderte man deshalb stärkere Aufklärungsarbeit vonseiten der Ranger, »die sich mal an die Rabenwand stellen und die Leute über die Schäden, die sie anrichten, informieren sollen«. Genauso sieht es Bürgermeister Hannes Rasp persönlich: »Ich halte gar nichts von einer Sperrung, hier sind eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung erforderlich.« Eine Sperrung über einen begrenzten Zeitraum, bis sich die Natur wieder erholt hat, sei vielleicht noch vorstellbar, »aber nicht ein Betretungsverbot für 30 Hektar zum Schutz eines kleinen Teilbereichs«.
Ähnlich lauteten die zahlreichen Stellungnahmen der Gemeinderäte in der anschließenden Diskussion. Stefan Lochner (CSU) regte statt eines Betretungsverbots die Anlegung eines Steigleins an, damit »die Leute geordnet dorthinter gehen und nicht wild im Gelände herum laufen«. Rudi Schwaiger (CSU) bescheinigte dem Nationalpark in dieser Angelegenheit eine »unglückliche Arbeit«. Man solle nicht gleich mit einer Sperrung drohen, sondern hier erst einmal die vielen Parkranger in die Pflicht nehmen.
Einen ganzen Vortrag zu dem Thema hielt Beppo Maltan (Freie Wähler), der als Alpenvereinsvorstand die Thematik ohnehin gut kennt. Maltan machte deutlich, dass für ihn »ein Betretungsverbot erst als allerletzte Möglichkeit kommt«. Der Alpenvereinschef erinnerte daran, dass schon bei der Parkgründung in der Bevölkerung Angst vor Gebietssperrungen geäußert worden wäre. Später sei der Park »still und leise« vom Landratsamt an das Umweltministerium übergeben worden. »Und nun geht die Salamitaktik weiter«, schimpfte Beppo Maltan, der in puncto Infinity-Pool von einem »hausgemachten Problem im Nationalpark« sprach. Dort habe man das Problem zwar erkannt, aber lange nichts Effektives unternommen. Als man dann im Internet an die Öffentlichkeit ging, seien noch mehr Besucher gekommen. »Man hätte die Angelegenheit viel früher durch Information und Aufklärung vor Ort in die richtigen Bahnen lenken müssen. Wenn man hier keine Ranger einsetzt, wo denn dann?«, fragte Maltan.
Eine Alternative zu einer zeitlich unbegrenzten Sperrung wären nach Ansicht Maltans eventuell eine zeitlich begrenzte Sperrung oder die Anlegung eines lenkenden Wegs, der die Entstehung vieler Trampelpfade verhindern könnte. Eine temporäre Sperrung auf drei oder fünf Jahren könne man eventuell mittragen, wenn man zuvor gemeinsam den Ist-Zustand feststellt und nach einigen Jahren die Entwicklung begutachtet. Maltan: »Ich stehe dem Nationalpark-Gedanken immer noch positiv gegenüber. Aber solche Aktionen verstärken bei mir das Gefühl, dass das Erlebnis im Nationalpark nur noch aus Informationsstätten und Umweltbildung bestehen soll.«
Sabine Kruis (Grüne) respektiert, dass der Nationalpark hier etwas unternehmen müsse, weil sich der Mensch auch dort immer mehr von der Natur nehme. Früher seien die Zustände am Wasserfall andere gewesen, jetzt erlebe man dort immer mehr Müllhalden. Aber Sabine Kruis verstand auch, dass man einer Sperrung skeptisch gegenüber steht. Eine zeitlich begrenzte Sperrung oder die Anlegung eines Wegs, »um die Besucherströme zu lenken«, hält sie deshalb für durchaus sinnvoll.
Die riesige Fläche von 30 Hektar, die gesperrt werden sollen, hat Martin Hofreiter (Freie Wähler) nach eigenen Worten schockiert. Er hielte es für schön, wenn die Jungen weiterhin ohne Sperrung zum Wasserfall gehen könnten. Er halte viel vom Nationalpark, betonte Hofreiter, aber hier gehe man den falschen Weg. Die Anlegung eines »geordneten Zugangs« hält auch er für angebracht. Ähnlich sah es Thomas Janzen (Freie Wähler), der sich auch als Nationalopark-Freund outete, der Verwaltung aber hier »Murks« attestierte. »Der Park entwickelt sich immer mehr zum Verbotsverein«, sagte Janzen.
Christa Brandner (CSU) hielt mit ihrer Meinung ebenfalls nicht hinter dem Berg: »Wenn man am Ostersonntag einen Ranger zur Schapbach-Holzstube stellt, der die Radfahrer kontrolliert, dann kann man auch an der Königsbach-Gumpen einen postieren.« Einen Bauwagen als Ranger-Stützpunkt, wie er in Schapbach steht, hat Margret Pfnür (Grüne) auch am Malerwinkel-Rundweg gesichtet. »Da drin sitzt vier bis sechs Stunden täglich ein Ranger, um die Leute zu beraten. An der Rabenwand aber steht keiner.«
Die sehr kritische Diskussion nahm zumindest ein versöhnliches Ende. Sabine Kruis plädierte dafür, die gute Zusammenarbeit mit dem Nationalpark zu erhalten. Das sah schließlich auch Beppo Maltan so, der dafür plädierte, eine Sitzung mit Nationalparkchef Dr. Roland Baier und dem Amtschef im Umweltministerium zusammen mit den Gemeinderäten Schönau am Königssee, Ramsau und Berchtesgaden abzuhalten. »Guter Vorschlag« fasste Bürgermeister Hannes Rasp zusammen.
Eine Sperrung des genannten Bereichs lehnte der Gemeinderat schließlich einstimmig ab, weil sie nicht zielführend sei. Stattdessen schlägt man eine gezielte Besucherlenkung zum Gumpen vor, um die Schäden zu reduzieren.
Ulli Kastner