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Humorvolles „Palliativjubiläum“ – Gemeinsame Feierstunde in Traunstein

Rund 150 Gäste folgten der Einladung der beiden Palliativstationen Bad Reichenhall und Traunstein sowie dem SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) des Netzwerk Hospiz ins Kulturforum Klosterkirche Traunstein. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Am Ende ist nicht Schluss mit lustig! – Humor in der Palliativmedizin“. Am Ende wurde das Versprechen der Gastgeber gehalten und die Lachmuskeln des Publikums teils auf eine harte Probe gestellt. Namhafte Redner sorgten unter anderem dafür, dass man einen ungewohnt humorvollen Blickwinkel zum Thema „Tod und Sterben“ erhielt.


Anlass waren gleich drei Jubiläen, die eigentlich schon 2020 hätten begannen werden sollen und letztlich der Coronapandemie zum Opfer gefallen sind. Nun feierten die Gastgeber das 17-jährige Bestehen der Palliativstation Bad Reichenhall, das 13-jährige Bestehen der Palliativstation Traunstein sowie sieben Jahre SAPV im Netzwerk Hospiz. Neben dem hochkarätigen Bühnenprogramm nutze man die Möglichkeit sich auszutauschen und die „Player“ der regionalen Palliativversorgung mit Infoständen im Foyer des Kulturforums vorzustellen. Neben dem Fachpublikum folgten auch interessierte Bürgerinnen und Bürger der Einladung des Netzwerk Hospiz.

Der Vorsitzende Stephan Bierschneider konnte in seiner Begrüßungsansprache unteranderem Georg Grabner, den Altlandrat des Berchtesgadener Landes sowie Resi Schmidhuber, die stellvertretende Landrätin des Landkreises Traunstein unter den Ehrengästen begrüßen. Neben dem Dank an die Stadt Traunstein für die Überlassung der Räumlichkeiten brachte er seine Freude zum Ausdruck, „zwei ganz besondere Ehrengäste“ willkommen heißen zu dürfen. Dr. Ottilie Genusswurzel und Dr. Liesel Radiesel, zwei Klinikclowns erhielten nicht nur tosenden Applaus für ihr Kommen, sie sorgten auch für viel Klamauk während der Feierstunde.

Oberärztin Monika Kinne von der Palliativstation Traunstein freute sich insbesondere darüber, „dass auch zwei Jahre nach dem eigentlichen Jubiläum so viele Gäste gekommen sind“ und die Festredner ebenfalls für den Nachholtermin zugesagt haben. Die Palliativstation in Traunstein wurde am 16.10.2009 geöffnet. Seit dem ersten Tag geben dort „viele Menschen ein Orchester“, freute sich Monika Kinne und ergänzte, „die allesamt das Beste für das Wohl des Patienten wollen“. Gleichzeitig musste bei den „Jubeljahren“ nachbessern – „ich habe uns bei den Ankündigungen um ein Jahr jünger gemacht, deshalb feiern wir heute nicht 10 + 2 sondern 10 + 3 Jahre“.

„Sie werden das Leben nicht lebend verlassen“, so der Auftakt des Vortrags von Werner Gruber, dem Leiter des Raphael Hospiz in Salzburg und Humorbotschafter, in seinem Vortrag „Ich lach mich tot – Humor in der letzten Lebensphase“. Er berichtete unter anderem darüber, dass sich die Arbeit in einem Hospiz und Humor nicht ausschließen. Seinen Worten nach hat er in seinem mehr als 20-jährigen Wirken unzählige humorvolle Erlebnisse mit Patienten gehabt. Ziel der Arbeit sei es, die Aufmerksamkeit auf positive Dinge zu lenken und den Menschen zu Mut machen „den eigenen Vogel öfter mal hervorzuheben“, um über Krisen besser hinweg zu kommen.

Dr. Michael Stöberl, der Leiter der Palliativstation Bad Reichenhall richtete seinen Dank insbesondere an alle Gründer, „denn ohne sie und deren unermüdliches zutun, gäbe es die Palliativstation in Bad Reichenhall heute nicht“. Weiter dankte er dem gesamten Team, „die trotz der immer schwieriger werdenden Bedingungen ihre Arbeit tun“. Es freue ihn, dass man seit der Gründung am 1.1.2005, „mehr als 3.000 Menschen begleiten, von ihnen lernen und sie mitnehmen durfte“.

Der langjährige Klinikseelsorger Norbert Kuhn-Flammensfeld ist der Überzeugung, dass sich Religion und Glaube sowie Humor und Lachen nicht ausschließen. „Eine Visite auf der Palliativstation ohne Lachen ist keine gscheide Visite“, so der Klinikseelsorger und führte weiter an, „als Gott die Welt schuf, erschuf er Mann und Frau sowie den Humor – damit es erträglich wird“. Seiner Meinung nach gebe es im Leben stets eine Zeit zum Lachen und eine Zeit Weinen und dies gelte auch für die Palliativversorgung.

„Als Palliativstation auf Rädern die zu den Patienten nach Hause kommt“ bezeichnete Dr. Robert Kühnbach, der Leiter der SAPV im Netzwerk Hospiz das mobile Angebot. Er brachte gleichzeitig seine Freude zum Ausdruck, „dass rund 20 Prozent aller Verstorbenen in irgendeiner Form Kontakt zum Netzwerk Hospiz haben, wenngleich man immer wieder mit „wir wussten nicht, dass es euch gibt“ konfrontiert werde.

Dr. Robert Kühnbach ermutige dazu, dass das Sterben wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt werden müsse, wenngleich das Netzwerk Hospiz eine klare Haltung zur Sterbehilfedebatte habe. Derzeit laufen mehrere Projekte wie es mit der Versorgung der am 1.5.2015 gegründeten Mobilen Hilfe in Zukunft weiter gehen soll. Besonders hob er die finanzielle Unterstützung der beiden Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein in der Gründungsphase hervor, die damit eine Entwicklung erst ermöglicht haben.

Auf anschauliche und heitere Art und Weise näherte sich Prof. Dr. Dr. Berend Feddersen, Leiter der SAPV am Klinikum der Universität München, zugleich Gaukler und Clown, über die wissenschaftliche Perspektive der Frage „Was passiert bei Humor im Gehirn?“. „Humor verändert zwar nicht die Situation aber den Blickwinkel“, so Berend Feddersen was gerade in der Palliativen Versorgung eine Verlinkung schafft und einen Perspektivwechsel erzeugt. Mit Zaubertricks und einer Jongliereinlage veranschaulichte er, gepaart mit Witz und Humor die positive Wirkung des „Humors für den Körper“, was letztlich eine Bewältigungsstrategie bietet und die eigene Resilienz stärkt.

Hob