Mit drei überaus beliebten klassischen Werken von Mozart, Bruch und Beethoven zogen die Reichenhaller Philharmoniker unter der Leitung von Christian Simonis die Zuhörer nicht nur magnetisch an, sondern auch in ihren Bann. Mozarts G-Dur-Serenade KV 525 »Eine kleine Nachtmusik« lieh dem Konzertabend den Übertitel und setzte als Eingangsstück ein vorzügliches Stimmungsbarometer. Das Streicherensemble brachte in schwerelos tänzelnden Klangschritten die charakteristischen Themen der vier Sätze zum frischen Blühen.
»Bühne frei für junge Künstler« war auch diesmal ein Anspruch der sinfonischen Abendmusik. Tassilo Probst, der 16-jährige Jungstudent der Hochschule für Musik und Theater München, begeisterte mit seiner glänzenden Interpretation von Max Bruchs Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26 Jung und Alt im vollbesetzten Auditorium. Probst beeindruckte als außerordentliche Begabung, spielte mit souveräner Sicherheit und hoher Musikalität. Mit runder, klangedler Tonqualität und exzellenter Intonationsreinheit formte er die romantischen Melodiebögen und brillierte in den virtuosen Passagen. Nicht nur eine bereits fabelhaft beherrschte Technik zeigte er als seine Stärke, sondern legte auch Gefühl und differenzierten Ausdruck in die Phrasierung.
In die von den Holzbläsern bestimmte Orchestereinleitung fädelte sich der junge Geiger mit einer wirkungsvollen Kadenz ein und setzte im Verlauf lyrische Bögen und fingerfertige Klangreize. Filigrane Piani brachte er ebenso überzeugend zu schönem Klingen wie die kraftvolle große Geste und gesteigerte Bravour im Finale. Simonis nahm das Orchester an den entscheidenden Stellen rücksichtsvoll zurück, sodass dem Solisten volles Primat gegeben war. In den Passagen dazwischen brachte orchestraler Vollklang die romantischen Themen zu kraftvollem Effekt.
Tassilo Probst ist als vielversprechende Begabung auf einem guten Weg. Er ist bereits Preisträger mehrerer Wettbewerbe, spielt außerdem Saxofon und Klavier und macht im nächsten Jahr Abitur. Seine Violine aus Mailand von 1690 von Giovanni Grancino ist eine Leihgabe der Deutschen Stiftung Musikleben.
Die Freude über einen schönen Konzertabend fand nach der Pause ihre Fortsetzung mit der Sinfonie Nr.7 A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven. Zunächst stimmten die Musiker eine langsam getragene Einleitung an, bevor die Geigen den Vorspann gaben zu spannender Rhythmik. Simonis ließ das prägende rhythmische Element in variierten Formen die ganze Sinfonie mit energischer Verve durchziehen. Kantable Linien wurden herausgeschält, die Kontrapunktik und das Modulieren zwischen Dur und Moll hörbar gemacht.
Die tiefen Streicher machten mit sonoren Klangwellen auf sich aufmerksam. Kraftvolle Fortissimoschläge blieben nicht aus, wenngleich dazwischen ein leuchtender Klarinetteneinschub und Holzbläserpassagen sanfte Ruhe auslösten. Und immer blieb durchgängig pulsierende Bewegung das tragende Element. Zum Ende hin war volle Kraft voraus angesagt und steigerte effektvoll zum siegreichen Höhe- und Endpunkt. Begeisterter Beifall war die letzte Konsequenz dieses schönen Serenadenkonzerts. Elisabeth Aumiller