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Gedrückte Stimmung herrschte während der letzten Versammlung des Katholischen Frauenbunds Teisendorf mit Pfarrer Martin Klein. (Foto: Konnert)

Keine neue Vorstandschaft gefunden: Katholischer Frauenbund Teisendorf beschließt Auflösung

Teisendorf – Der Zweigverein Teisendorf des Katholischen Frauenbunds (KDFB) wird nach 70 Jahren aufgelöst. Dies wurde bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Pfarrheim Teisendorf einstimmig beschlossen.


Bereits im Januar konnte bei der Jahresversammlung keine neue Vorstandschaft gefunden werden, nachdem sich die amtierende Vorstandschaft aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl gestellt hat. In den vergangenen zwei Monaten blieb sie zwar noch kommissarisch im Amt, trotz intensiver Bemühungen ist es aber nicht gelungen, neue Frauen für die Übernahme von Führungsämtern zu gewinnen. In der jetzt angesetzten außerordentlichen Generalversammlung stand das Thema Neuwahlen erneut auf dem Programm. Auch diesmal stellte sich niemand für Vorstandsämter zur Verfügung, sodass über die Auflösung des Vereins abgestimmt wurde.

Im Vorfeld skizzierte die scheidende Vorsitzende Lissi Hoiß die Gründe, die zu dieser Situation geführt haben. Zum einen ist es die totale Überalterung des Vereins. Von den aktuell noch 58 Mitgliedern sind nur wenige unter 70 Jahren, viele sogar über 80. Die Teilnahme an Aktivitäten wie Ausflügen, Führungen und Vorträgen wurde immer spärlicher, auch weil viele Mitglieder physisch nicht mehr dazu in der Lage waren.

Damit können auch die von den übergeordneten Gremien wie Diözesanverband zur Verfügung gestellten Materialien nicht mehr genutzt werden. Die Interessen und die Vereinslandschaft haben sich in der Gemeinde gegenüber den Anfangsjahren des KDFB stark verändert, jüngere Frauen haben keine Zeit und kaum Interesse, zum Frauenbund zu kommen. Die früher sehr aktive Bastelgruppe hat aus Altersgründen bereits vor sieben Jahren aufgehört zu bestehen. Der Gebrauchtkleidermarkt hat aus denselben Gründen im vorigen Sommer nach 50 Jahren seine Pforten für immer geschlossen.

In den vergangenen Jahren ist die Mitgliederzahl des Zweigvereins auch durch Todesfälle stark zurückgegangen. Eine Austrittswelle etwas jüngerer Frauen war 2020 nach dem Bekanntwerden der Position der Bundesvorsitzenden des KDFB, Dr. Maria Flachsbarth, und der Berliner Diözesanvorsitzenden Barbara John zur Abtreibung festzustellen. Die Aussage »Abtreibung ist kein Verbrechen« von John war ein Satz, für den bei so mancher Frauenbundfrau jedes Verständnis fehlte. Die verlangten Klarstellungen vom Büro Flachsbarth oder vom Diözesanverband, an den die Vorstandschaft ein Schreiben geschickt hatte, blieben ohne Antwort. Die stetige Beitragserhöhung auf derzeit 34 Euro, die sich in den nächsten Jahren laut Beschluss des Diözesanverbands fortsetzen wird, ist für die älteren Frauen mit kleiner Rente oder für Frauen im Seniorenheim nicht zu vertreten und war für die Vorstandschaft schwer zu kommunizieren, weil sie nicht dahinter stand. Ein großer Teil der Beiträge muss an den Diözesanverband abgeführt werden, von dessen Unterstützung der Zweigverein in der derzeitigen Verfassung nicht profitieren kann.

Der Präses des KDFB Teisendorf, Pfarrer Martin Klein, zeigte Verständnis für die Situation und für den Auflösungsbeschluss. Er drückte aber seine Hoffnung auf einen wie auch immer gearteten Neuanfang eines Frauenverbands in der Pfarrgemeinde St. Andreas aus, an dem Frauen aller Generationen beteiligt sind. Denn ohne einen Frauenverein fehle auch dem Pfarrer und der ganzen Gemeinde eine wichtige Unterstützung und Hilfe. Pfarrer Klein bedankte sich bei allen, die den Frauenbund in den 70 Jahren seiner Tätigkeit im christlichen Sinne geprägt und mitgestaltet haben. Die ganze Gemeinde habe davon profitiert. Dennoch müsse man einen Schlussstrich ziehen, wenn die Situation es verlange und dann, in nicht allzu langer Zeit, hoffentlich wieder an einen Neuanfang denken.

Die Mitglieder wurden darauf hingewiesen, dass sie mit der Auflösung nicht automatisch aus dem Frauenbund ausscheiden, sondern ihre Mitgliedschaft schriftlich bei der scheidenden Kassiererin Marianne Gruber kündigen müssen, falls sie dies wünschen. Andernfalls können sie in einem anderen Zweigverein Mitglied werden oder dem Diözesanverband als Einzelmitglied beitreten.

kon