Der 4. Platz beim Dolomitenmann-Berglauf in Lienz bedeutete einen weiteren Höhepunkt in der so erfolgreichen Berglauf-Karriere von Stefan Knopf. Mit der Zeit von 1:27,04 Stunde lag er nicht einmal drei Minuten hinter dem italienischen Weltklassemann Puppi Francesco, Weltmeister bei den Langstrecken-Berglauf-Weltmeisterschaften 2017. Platz 2 holte sich der Schweizer Remi Bonnet vor dem Italiener Aymonod Henri-Aimo.
Selbst Anton Palzer zollte dem Bischofswieser Respekt: »Das war eine super Leistung vom Knepfei. Er hat sogar den italienischen Vizeweltmeister Cesare Maestri eingeholt.« Auch Kurt König, beim Deutschen Leichtathletikverband zuständig für die Bereiche Berglauf/Trailrunning, geriet ins Schwärmen: »Der Knopf ist aufgegangen. Das ist ein toller Erfolg für den deutschen Berglauf.«
In der Teamwertung reichte es für Stefan Knopf, Marian Bstieler, Joshua Piaskowski und Fabian Rabensteiner auch noch zu Platz 7 unter 77 gewerteten Mannschaften. Dabei hat Stefan Knopf die Sprunggelenksverletzung, die er sich vor einem Jahr zugezogen hatte, immer noch nicht ganz überstanden.
Den Lauf in Lienz und auch am Tag darauf den Berglauf zur Wiechenthaler Hütte in Saalfelden, bei dem er sich mit neuem Streckenrekord den Sieg holte, absolvierte er noch mit Metallplatte und Schrauben im Fuß. Erst heute Mittwoch soll ihm das Material bei einer OP entfernt werden. Das musste im April wegen Corona verschoben werden.
Natürlich freut sich Stefan Knopf über die zwei Spitzenresultate: »Die Vorbereitung auf den Dolomitenmann lief heuer sehr gut, ich habe das meiste Training dafür wieder auf dem Rennrad gemacht. Dass die Form sehr gut ist, habe ich schon bei zwei Rennen in Gastein und Wagrain vor zwei Wochen gemerkt, bei denen ich jeweils die Tagesbestzeit beim Laufen hatte.« Dennoch hätte der Bischofswieser nie mit einem 4. Platz beim Dolomitenmann-Berglauf gerechnet. »Umso mehr freue ich mich über das Ergebnis und die perfekte Renneinteilung, da ich im Zielhang noch drei Plätze gutgemacht habe.«
Leider hatte der Paragleiter in Knopfs Team heuer Probleme. Auf der Moosalm beim zweiten Flug war ein Knoten in der Leine und danach riskierte er zu viel, sodass er sich im Stadion bei einer Bruchlandung verletzte. Knopf: »Aber so ist es in einem Teamrennen, da muss so viel passen.«
Der Berglauf zur Wiechenthaler Hütte am Sonntag war für den Bischofswieser dann noch ein »kleines spontanes Schmankerl«. Vom Start weg ging er volles Risiko und gab Vollgas. »Aber die Haxen waren richtig gut. Wahrscheinlich auch, weil ich am Samstag mit dem Hubschrauber wieder runterfliegen durfte.« Der Knepfei freute sich riesig, dass er den Streckenrekord von 32:28 auf 31:03 Minuten drücken konnte. Nach seiner OP am heutigen Mittwoch gibt's für den Bischofswieser erst mal eine Pause, bevor dann die Vorbereitung auf die Wintersaison beginnt.
Nicht so zufrieden mit seinem Abschneiden beim Berglauf war der Ramsauer Spitzenathlet Toni Palzer. Rang 8 war nicht die Platzierung, die er sich vorgestellt hatte. Zwar kam er mit seinem Red-Bull-Team Paul Guschlbauer, Harald Hudetz und Daniel Geißmayr auf den guten 2. Platz. Doch Palzer ist streng mit sich selbst: »Wenn ich stärker gelaufen wäre, hätte es für den Sieg gereicht.«
Dabei hat der 27-Jährige nach eigenen Angaben auch diesmal alles gegeben. »Ich war noch nie so lange am Limit wie bei diesem Rennen«, blickt Palzer zurück, »es war die schlimmste Rennstunde meines Lebens.« Denn in einem Teamwettbewerb geht es ja auch darum, den Zeitrückstand für die anderen Athleten so gering wie möglich zu halten. Das nach seinen Maßstäben mäßige Rennen führt er auf eine geänderte Trainingsplanung zurück. »Mein Schwerpunkt liegt aktuell auf der Weltmeisterschaft der Skibergsteiger im März in Andorra. Ich will unbedingt einmal Einzel-Weltmeister werden«, betont der Ramsauer. Dafür verlässt er sich erstmals auf einen eigenen Trainer, der ihm bei der Verwirklichung seines großen Traums helfen soll.
»Ich bin noch nie so viel geradelt wie zurzeit, aber auch noch nie so wenig berggelaufen«, erklärt Palzer. Und das habe er halt auch in Lienz gespürt. Vor allem die ersten drei flachen Kilometer hatten es in sich. »Da war ich schon völlig am Limit.« Als er später von Stefan Knopf eingeholt wurde, wollte er sich noch dranhängen. Aber Palzer hatte bereits zu viele Körner auf der Strecke gelassen, sodass ihm der Knepfei bis ins Ziel noch eine Minute abnahm. »Das freut mich für den Knepfei. Wenn du da vorne mit dabei sein willst, musst du richtig was drauf haben.«
Wie es in den nächsten Wochen weitergeht, weiß Toni Palzer aktuell nicht. »Wegen Corona ist eine Planung schwierig«, sagt der Ramsauer. Am Sonntag wird er vermutlich an einem Radrennen in Kufstein teilnehmen, alles andere steht in den Sternen. Und im Winter warten dann der Weltcup und die Weltmeisterschaften im Skibergsteigen. Dann wird sich zeigen, was die geänderte Trainingsplanung gebracht hat. Ulli Kastner