Zwei Wochen später, im Mannschaftszeitfahren der Vuelta a Burgos, gelang dem Ramsauer zusammen mit seinen BORA-hansgrohe- Mannschaftskameraden dann sogar der Sprung aufs Podium. Im Interview spricht Toni Palzer über den Start in seine zweite Saisonhälfte und erzählt, warum er beim Mannschaftszeitfahren in Spanien zuerst nur Hinterräder und dann Sternchen gesehen hat.
Toni, der Giro d'Italia war der Höhepunkt und zugleich Abschluss deines ersten Rennblocks in dieser Saison. Wie hat die Zeit nach dem Giro ausgesehen?
Toni Palzer: Im Anschluss an den Giro war erst mal Pause angesagt. Ich war nach den drei Wochen in Italien etwas angeschlagen und habe etwas mehr Zeit zur Erholung benötigt. Anfang Juli habe ich mich dann im Ötztal für ein dreiwöchiges Höhentrainingslager einquartiert. Viele Stunden auf dem Rad, ordentlich Höhenmeter und dünne Luft – für mich die perfekte Kombination, um in Form zu kommen und Kraft für die weitere Saison zu tanken.
Dein erster Renneinsatz nach dem Trainingslager war die Czech Tour. Rang 12 in der Gesamtwertung, das bisher beste Ergebnis deiner Karriere als Radprofi. Wie hast du deinen Wiedereinstieg ins Renngeschehen erlebt?
Palzer: Wir waren eine super Truppe dort und hatten als Team vier richtig starke Renntage in Tschechien. Mit dem Gesamtsieg von Florian Lipowitz, einem Etappensieg und dem Gewinn der Mannschaftswertung haben wir uns dort ganz gut verkauft. Ich war richtig heiß darauf, nach meiner Pause im Juni wieder eine Startnummer an mein Trikot zu pinnen. Ich habe mich sehr gut gefühlt und hatte einfach Spaß am Rennenfahren. Über diesen 12. Rang habe ich mich genauso gefreut wie über den Sieg meines Teamkollegen. Das beste Ergebnis meiner Karriere und für mich auch der Beweis, dass die Pause nach dem Giro und der Neuaufbau im Höhentrainingslager der richtige Weg waren.
Die Top 10 waren in Reichweite. Hast du neben der Arbeit für die Mannschaft auch mit einem Auge auf das eigene Ergebnis geschielt?
Palzer: Klar wäre ich gerne noch in die Top 10 und vielleicht noch etwas mehr auf das eigene Ergebnis gefahren. Nach dem Etappensieg von Florian Lipowitz auf der zweiten Etappe aber war klar, dass er die Rundfahrt gewinnen kann und jetzt unser Kapitän ist. So funktioniert Radsport!
Auf den Fernsehbildern des Mannschaftszeitfahrens bei der Vuelta a Burgos war ein Radprofi zu sehen, der direkt nach der Ziellinie ausgepumpt am Boden lag. Du warst jener Fahrer, der sich in der Hitze Spaniens völlig verausgabt und für einen Podiumsplatz seiner Mannschaft alles gegeben hat – mit Erfolg. Wie kam es zu dieser Situation?
Palzer: Mein nächster Renneinsatz war dann die Vuelta a Burgos im Norden Spaniens. Auf der zweiten Etappe stand ein Mannschaftszeitfahren auf dem Programm. Sieben Fahrer, die Zeit des vierten Fahrers im Ziel zählt für die Mannschaft. Ich bin nicht unbedingt ein Spezialist in dieser Disziplin, mit Aleksandr Vlasov als Kapitän für die Gesamtwertung mussten wir aber natürlich ordentlich aufs Gas drücken. Es war sehr heiß an diesem Tag, drei meiner Teamkollegen waren bereits abgehängt und ich war der vierte, entscheidende Mann. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich es geschafft habe, an den anderen drei Jungs dranzubleiben. Ich habe nur noch Hinterräder gesehen. Nach der Ziellinie gingen bei mir kurz die Lichter aus und die Sternchen an. Ich weiß nicht, ob ich jemals schon so tief gegangen bin, gefühlt war ich am Meeresgrund! Wir haben es mit Platz drei auf das Podium geschafft und einen wichtigen Grundstein für den späteren zweiten Gesamtrang von Aleks gelegt.
Eine Leistung und ein Ergebnis, auf das du stolz bist?
Palzer: Stolz bin ich vor allem, weil ich behaupten kann, wirklich alles gegeben zu haben. Klar freue ich mich auch über das Ergebnis und dass wir als Team perfekt harmoniert haben. Auf messbarer Ebene hat mein Wattmesser persönliche Bestwerte ausgespuckt. Schon cool zu sehen, dass mein Motor mittlerweile auch in einem flachen Zeitfahren bei 35 Grad Celsius ganz ordentlich läuft.
Das Radsportjahr geht noch bis Mitte Oktober. Wie sehen deine nächsten Wochen aus?
Palzer: Ende September geht es für mich nach Italien, dort stehen mehrere Eintagesrennen auf dem Programm. Im Oktober folgt dann zum Saisonabschluss noch die Tour of Guangxi in China. fb