Tianwa Yang, eine wahrhafte Teufelsgeigerin mit kultiviertem Strich, spielte die Violinsonaten von Robert Schumann und Johannes Brahms mit einer optimalen Dosis an Emotion und Hingabe an das Werk. Ihre ästhetische, hochenergetisch-konzentrierte Körpersprache war wunderschön anzuschauen, was den musikalischen Ausdruck auf eine höhere Ebene beförderte.
Trotz ihrer großen musikalischen Strahlkraft blieb Nicholas Rimmer am Klavier aber keineswegs zurück. Die aufregende Dynamik, die sich im gemeinsamen Spiel entwickelte, entstand oft auch dadurch, dass die Struktur des gemeinsamen Spiels nicht festgelegt schien, und die Führungsrollen wechselten. Nicholas Rimmers musikalischer Charakter ist ausgeprägt, er ist über das Virtuosentum bereits hinaus.
Natürlich gab es – das haben sich die Veranstalter seit Anbeginn auf die Fahnen geschrieben – auch moderne Musik zu hören. Mit der Komposition »Diptychon op. 11« des dänischen Komponisten Per Nørgard (geboren 1932) erlebten die Zuhörer einen leider viel zu kurzen Ausschnitt seiner musikalischen Schaffenskraft.
Tianwa Yangs anfänglich schüchternen, verhalten seufzenden Strich in der Violinsonate Nr. 2 d-Moll op. 21 von Niels Wilhelm Gade (1870 bis 1890), ihr intuitives, unbändiges und doch kontrolliertes Spiel, in dem sich maskuline Elemente mit den weiblichen umschlangen, und mit dem sie die Herzen der Zuhörer zum Tanzen brachte, machte sie auch als Person erlebbar und war ein großartiges Ereignis, von dem die Zuhörer am Ende des Konzerts immer noch mehr wollten. Mit Ravells »Pièce en forme de Habanera«, als dritter Zugabe und »Betthupferl« verabschiedeten sich die Künstler elegant und warmherzig von ihrem Publikum. Barbara Heigl