Für zwei Akteure war es der letzte Auftritt auf der Breitwiese. Martin Förg wechselt zurück zu seinem Stammverein FC Bischofswiesen, Schiedsrichter Alfred Linhart vom ESV Freilassing wird an der Breitwiese auch nicht mehr zu sehen sein, weil er aufgrund der Altersgrenze nur noch Spielleiter ab der A-Klasse abwärts sein darf. Berchtesgadens Mittelstürmer Stefan Sontheimer machte sein Vorhaben wahr und holte sich mit 16 Treffern in 20 Spielen die Torjägerkanone in der Kreisklasse Gruppe 4.
Berchtesgaden hatte vor gut 50 Zuschauern einen Start nach Maß, denn Tsvyatko Petkov haute die Kugel aus knapp 16 Metern bereits in der fünften Spielminute zum 1:0 in den Torwinkel. Dieser Vorsprung beruhigte zwar, aber Anger deutete immer wieder seine technischen Möglichkeiten im Mittelfeld an. Alleine im Abschluss haperte es beim Gast bis zum Schluss. Allerdings lagen auch Glück für Berchtesgaden und Pech des Gastes eng beieinander. Nachdem beide Mannschaften gesichert waren, ging es teammäßig nur darum, sich in der Tabelle noch zu verbessern. Weitaus interessanter war jedoch, wer sich von den beiden Torjägern Stefan Plößl vom SC Anger und Stefan Sontheimer vom TSV Berchtesgaden, die vor dem Match bei 15 Einschüssen hielten, die Krone aufsetzen würde. Und beide gingen mit großem Einsatz zur Sache, blieben aber lange Zeit glücklos. Dabei kamen beide zu guten Möglichkeiten, alleine ihre Visiere waren schlecht justiert.
Ballsichere Gegner
Nachdem der TSV Berchtesgaden die Führung im Rücken hatte, agierten die Gastgeber abgeklärt und ballsicher. Es fehlte alleine der letzte, entscheidende Pass oder Angers guter Torhüter Alexander Koch verhinderte gute Möglichkeiten von Sontheimer, Aslantay, Lindner und Reichlmeier. Auf der anderen Seite des Spielfeldes zeigte Ersatz-Keeper Philipp Däuber, dass er trotz über einjähriger Spielpause ein sicherer Rückhalt seiner Mannschaft war. So, als er in der 15. Minute einen Schuss von Andreas Nitzinger und wenig später eine Möglichkeit von Angers Mannschaftskapitän Christian Höglauer gekonnt abwehrte. Berchtesgadens Abwehr stand gut und das Mittelfeld machte die Räume gegen die technisch versierten Gäste so eng, dass diese nicht richtig in Fahrt gekommen sind.
Nach einer halben Stunde scheiterte Angers Torjäger Stefan Plößl am aufmerksamen Däuber, der auch in der Folge immer wieder gut stand und alle Versuche der Gäste mit Glück und Können zunichtemachte. Kurz vor der Halbzeitpause vergab Sontheimer eine Riesenchance, es hatte fast den Anschein, als hätte er Angst vor dem finalen Abschluss. Nachdem die zweite Halbzeit ausgeglichen begonnen hatte, versuchte sich neuerlich Sontheimer nach einer Stunde mit einem sehenswerten Seitfallzieher, der übers Tor ging. Einen halben Meter tiefer, und der Torjäger hätte den Treffer des Jahres erzielt. So blieb die Begegnung offen, Anger wurde jedoch immer stärker und schnürte Berchtesgaden in dessen Abwehrzone ein. Die Chancenhäufigkeit des SC Anger erhöhte sich im gleichen Maße, als beim TSV Berchtesgaden die Kräfte nachgelassen haben.
Doch mit vereinten Anstrengungen und guten Abwehraktionen von Däuber hielt der TSV die Führung fest. In der 74. Minute wäre Däuber jedoch machtlos gewesen, als der stark spielende Georg Kuglstatter einen Hammer an den Außenpfosten gesetzt hat. Das Preisschießen des SC Anger ging weiter, Angers Mittelstürmer Plößl versuchte verzweifelt, den finalen Rekordschuss anzusetzen. Doch es blieb bei der knappen Führung der Berchtesgadener, denen zwei Minuten vor Schluss in der Druckphase der Gäste recht überraschend das glückliche 2:0 gelungen ist. Sontheimer wollte mit aller Kraft seinen Treffer und wurde vor dem Einschuss gefoult. Schiedsrichter Linhart zögerte keine Sekunde und deutete unmissverständlich auf den Punkt elf Meter vor dem Tor. Sontheimer trat selbst zur Exekution an und versenkte das Spielgerät zum 2:0 sicher in die linke Ecke. Damit war auf der Breitwiese alles gelaufen. Der TSV hatte gewonnen, Stefan Sontheimer die Torjägerkrone erobert und der gute Schiedsrichter Alfred Linhart aus dem Thalgau hatte sein letztes Kreisklassenspiel gepfiffen. Berchtesgadens Trainer Richard Hartmann machte allen Akteuren ein Riesenkompliment für deren großen Einsatz, der zum insgesamt glücklichen Sieg geführt hat. Gleichwohl hatten die Berchtesgadener in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und vergaben einige gute Möglichkeiten.
Die Kraft geht aus
Erst als ab der 70. Minute die Kraft ausgegangen ist, bewahrten Schlussmann Philipp Däuber und das Unvermögen der Angerer Spieler die Platzherren vor dem Ausgleich. »Wir haben die Saison als zweitbeste Talkessel-Mannschaft beendet, das freut mich richtig«, erklärte Trainer Richard Hartmann.
TSV Berchtesgaden: Philipp Däuber; Ahmed Alo, Florian Popp, Talha Gökbayrak, Tobias Botzenhard, Erdi Aslantay, Christian Lindner, Tsvyatko Petkov, Martin Förg, Robert Reichlmeier, Stefan Sontheimer, Oliver Löffler. Christian Wechslinger