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Toni Palzer (l.) im Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Franzosen Kilian Jornet. (Fotos: Andres Beregovich)
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Toni Palzer und Seppi Rottmoser beim Start voraus.

Toni Palzer schlägt die Weltbesten

Puy Saint Vincent – »Es war das bislang größte Rennen meines Lebens«, sagte Toni Palzer am Samstag nach dem Einzelrennen beim Weltcup der Skibergsteiger im französischen Puy Saint Vincent. Da hatte der 21-jährige Ramsauer den ersten Weltcupsieg eines Deutschen bei den Seniorenskibergsteigern in der Tasche. Am Sonntag und Montag sollten dann noch zwei Podestplätze hinzukommen: 2. Plätze gab es für Palzer im Sprint und im Vertical Race.


Mit nur vier Athleten gehörte die deutsche Nationalmannschaft beim ersten Weltcup der Saison in dem französischen Bergdorf zu den kleinsten Delegation, wusste aber mit Ergebnissen zu überzeugen. Der Rosenheimer Seppi Rottmoser verzichtete auf das Single-Rennen am Samstag und konzentrierte sich auf seine Spezialdisziplin, den Sprint am Sonntag.

Trotz schwieriger Schneeverhältnisse schafften es die Organisatoren, eine anspruchsvolle Strecke neben den Skipisten in das Gelände zu legen. 1 800 Höhenmeter im Aufstieg, sechs sehr anspruchsvolle Abfahrten und drei Tragepassagen – eine davon verpflichtend mit Steigeisen – mussten die Skibergsteiger beim Einzelrennen am Samstag überwinden. Vor allem die schnellen Abfahrten auf dem windgepressten Schnee bereiteten den deutschen Athleten bei der Streckenbesichtigung etwas Kopfzerbrechen.

Vom Start weg lieferte sich der junge Toni Palzer ein an Spannung nicht zu überbietendes Rennen mit dem Spanier Kilian Jornet. Mehrmalige Führungswechsel, verbunden mit spektakulären Überholmanövern, raubten nicht nur Palzer und Jornet, sondern auch den Zuschauern an der Strecke den Atem. »Im Aufstieg war Kilian heute ein bissschen stärker als ich. In den technischen Passagen und vor allem in der Abfahrt konnte ich immer einen kleinen Vorsprung rausholen«, fasste Toni Palzer nach dem Rennen zusammen.

Jornet, in der letzten Abfahrt etwa zehn Sekunden vor Palzer liegend, wählte den falschen Weg, was Palzer ausnutzen konnte. Im Ziel völlig überrascht, freute sich der Ramsauer über seinen 2. Platz, nicht wissend, dass er als erster angekommen ist, da sich Jornet verfahren hatte und dafür disqualifiziert wurde. In einer unvorstellbar schnellen Zeit von 1:21,26 Stunde hatte Toni Palzer, nur drei Sekunden vor dem Zweitplatzierten Franzosen, Xavier Gachet, als Erster das Ziel erreicht. Auf dem dritten Platz kam der Dominator des letzten Jahres, der Franzose William Bon Mardion, mit einer Zeit von 1:22,4 Stunden.

Cornelius Unger belegte auf der anspruchsvollen Strecke in einer hervorragenden Zeit von 1:35,47 Stunden den 35. Platz. Simon kurz kam nach 1:43,59 Stunde als 45. ins Ziel. Die Freude bei Toni Palzer und im gesamten deutschen Team kannte nach dem Zieleinlauf keine Grenzen mehr. Als erster Deutscher hatte der junge Mann aus Ramsau ein Weltcup-Rennen bei den Herren in der Disziplin Single gewonnen.

»Es war das bisher größte Rennen meines Lebens. Ich wusste, dass ich dieses Jahr noch besser bin, als letztes Jahr. Aber dass es gleich beim ersten Weltcup klappt, ist schon unglaublich. Ich bin einfach nu glücklich«, antwortete Palzer im Zielbereich.

Eigentlich hatte der Ramsauer damit sein Soll schon mehr als erfüllt, doch er sollte am Sonntag und Montag noch für weitere Überraschungen sorgen. Am Sonntag stand das Sprintrennen auf dem Programm, in dem der Rosenheimer Seppi Rottmoser seit Jahren international das Maß der Dinge ist. Doch auch Toni Palzer hatte letztes Jahr bereits unter Beweis gestellt, dass er auch in dieser Disziplin viel erreichen kann. Bereits in den Qualifikationsrennen zeigten die beiden Freunde, dass sie vorne dabei sein werden. Über Viertel- und Halbfinale qualifizierten sie sich schließlich locker für das Finale, wo es dann richtig zur Sache ging.

Toni Palzer und Seppi Rottmoser legten gleich richtig los, übernahmen schon auf den ersten 100 Metern die Führung. Doch Rottmoser hatte zunehmen mit technischen Problemen zu kämpfen, In Führung liegend, rutschten ihm immer wieder die Ski weg. Dennoch erreichte er als Erster die Wechselzone. Es war aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem dicht hinter ihm liegenden Italiener Robert Antonioli. Weil Rottmoser mit weiteren technischen Problemen zu kämpfen hatte musste er schließlich dem Italiener und auch Toni Palzer den Vortritt lassen. Für den jungen Ramsauer reichte es zu einem nicht unbedingt erwarteten 2. Platz im Sprint vor seinem Kameraden Seppi Rottmoser. Cornelius Unger schaffte den 32. Platz, Simon Kurz landete auf Rang 45.

Weil das in Griechenland vorgesehene Aufstiegsrennen abgesagt worden war, hängten man es beim Weltcup in Frankreich noch an. Es sollte der große Tag des Franzosen Kilian Jornet werden, der am ersten Tag noch disqualifiziert worden war. Er holte sich eindrucksvoll den Sieg, doch schon 16 Sekunden hinter ihm kam Toni Palzer als Zweiter ins Ziel. Der Ramsauer ist damit endgültig unter den westbesten Skibergsteigern angekommen. Damit gilt er nicht nur beim nächsten Weltcup in Andorra, sondern vor allem auch bei der Weltmeisterschaft im Schweizer Verbier von 5. bis 12. Februar als einer der Favoriten. Kommt der nächste Weltmeister im Skibergsteigen etwa aus der Ramsau? Dieses Ziel jedenfalls hat sich Toni Palzer gesetzt. UK