Bildtext einblenden
Gleich nach dem Start holte der spätere Sieger Toni Lautenbacher aus Bad Tölz einen komfortablen Vorsprung heraus, den er ausbaute und später kontrollierte. Weitere Bilder unter www.berchtesgadener-anzeiger.de (Foto: Wechslinger)

Topverhältnisse beim Jubiläums-Jennerstier

Schönau am Königssee – Die Sonne und die Verantwortlichen der DAV-Sektion Berchtesgaden als Organisatoren des »Jennerstiers« strahlten am Samstag förmlich um die Wette. Pünktlich zum Jubiläumsrennen der Skibergsteiger änderte sich das Wetter und bescherte den 53 Teilnehmern beste Verhältnisse. Durch Toni Palzers Verletzung und in Abwesenheit von Sepp Rottmoser aus Studiengründen war diesmal der Weg frei für den letztjährigen Dritten Toni Lautenbacher aus Bad Tölz, der sich genauso wie Sylvia Berghammer aus Prien am Chiemsee den Titel des Deutschen Meisters sicherte.


Sektionsvorstand Beppo Maltan denkt bereits an eine Weltcupveranstaltung in zwei Jahren. Im nächsten Jahr soll davor als »Warm-up« ein Alpencup am Jenner stattfinden. Dann sollte auch wieder Toni Palzer dabei sein, der wegen seiner Knieverletzung dieses Mal nicht aktiv dabei war. Die Veranstalter hatten bis zuletzt auf eine Teilnahme Palzers gehofft. »Die Abfahrt über den Spinnergraben und den Beckhaushang wäre für mich zu gefährlich gewesen«, erklärte Palzer, der die Strecke außer Konkurrenz absolvierte, bei einem kurzen Zwischenstopp zur Bergstation. So wurde die Stimmung der Organisatoren durch zahlreiche, krankheitsbedingte Absagen lokaler Skibergsteiger getrübt. Die Vorjahressiegerin Steffi Koch-Klinger musste sich um ihre kurzfristig erkrankten Kinder kümmern. Dazu mussten auch noch die mehrmaligen Sieger aus den Vorjahren, Judith und Franz Grassl, sowie ein großer Teil der DAV-Nationalmannschaft krankheitsbedingt absagen.

Aber diese Absagen konnten einem spannenden Rennen nicht im Wege stehen. Denn das Rennen war trotzdem noch hochkarätig besetzt, hierzu trugen auch die zahlreichen österreichischen Teilnehmer und der neue Streckenverlauf bei. Der Start wurde in diesem Jahr 100 Höhenmeter nach unten verlegt, an den Beschneiungsweiher unterhalb der Mittelstation. Der Aufstieg erfolgte über den neuen Tourenweg am Beckhaus vorbei durch den kleinen Spinnergraben mit einer abschließenden Tragepassage bis zur Bergstation der Jennerbahn. Der Anstieg zum Jennergipfel musste wegen Lawinengefahr kurzfristig wegfallen.

Die Abfahrt führte wie üblich im freien Gelände durch den steilen Großer Spinnergraben bis zum Spinnerkaser und über den Beckhang zur Mittelstation und auf der Piste zum Beschneiungweiher, wo eine Skatingpassage oberhalb des Weihers zur Wendezone und zu dem erneuten Aufstieg zum Ziel an der Bergstation der Jennerbahn führte. Stolze 1 450 Aufstiegshöhenmeter und 750 Meter in der Abfahrt waren dabei für die Herren und die Damen zu bewältigen. Die Schnellsten benötigten für diese Strecke nur ein wenig mehr als eine Stunde.

Keine Probleme mit der Strecke hatte der souveräne Sieger Toni Lautenbacher, der einen Start-Ziel-Sieg feierte. Bereits nach wenigen Metern führte der Tölzer einsam und allein. Ohne das Letzte zu geben und auch in der Abfahrt im Schongang legte Lautenbacher knapp zweieinhalb Minuten zwischen sich und den zweitplatzierten Philipp Schädler vom Team Dynafit. So belegte der Berchtesgadener Sepp Huber hinter dem Besten aus dem Berchtesgadener Land, Stefan Klinger vom SC Anger, den achten Platz. Maxi Palzer vom SK Ramsau folgte mit sehr guter Zeit an der elften Stelle.

Überhaupt legten sich die Berchtesgadener Skibergsteiger mächtig ins Zeug und bewiesen ihre Kondition und skifahrerisches Können in der Abfahrt. Altmeister Wolfgang Palzer kam bei den Senioren nach einer tollen Leistung an die zweite Stelle. Erwähnt werden sollte noch eine Platzierung im Mittelfeld: Als einziger Teilnehmer war Günther Maier aus Otterfing bei allen zehn Rennen des Jennerstiers dabei, darüber hinaus hat er auch 15 Teilnahmen am Götschenfuchs vorzuweisen.

Bei den Damen freute sich bei ihrer ersten Teilnahme Sylvia Berghammer vom Chiemsee mit einer Zeit von 1:27:24 Stunde über den Sieg beim Jennerstier und die deutsche Meisterschaft. Mit großem Abstand siegte sie vor Martina Endreß aus dem Allgäu und Maria Hochfilzer vom DAV Skitourenteam Berchtesgaden. Anders als bei den Männern drängte sich bei den Damen die Österreicherin Magdalena Krenslehner-Schmid knapp hinter Sylvia Berghammer als Zweite dazwischen, sie hatte auf der ersten Runde noch das Damenfeld angeführt.

Die Cadets und Junioren waren auf verkürzter Strecke unterwegs, konnten beim ersten Aufstieg bereits am Spinnerkaser wenden und hatten nach nur kurzer Abfahrt zum Beschneiungsweiher den Aufstieg bis zum Ziel an der Bergstation zu bewältigen. Auch sie mussten im Aufstieg 1 015 Meter und in der Abfahrt 300 Höhenmeter Höhenunterschied überwinden. Die Schnellsten schafften dies in weniger als einer Stunde. Schnellster bei den Junioren war mit Christoph Scheiber ein Österreicher, zwei Minuten dahinter erreichte der für das DAV Skiteam Berchtesgaden startende Schönauer Christoph Walch das Ziel am Jenner. Bei den jungen Damen starteten nur zwei Teilnehmerinnen, hier holte sich konkurrenzlos Theresa Grassl vom DAV Skitourenteam Berchtesgaden den Titel.

Nachdem der 10. Jennerstier bei Traumwetter und Top-Schneebedingungen sein kleines Jubiläum gefeiert hatte, dankte bei der Siegerehrung im Hotel »Bergheimat« Bernhard Kühnhauser als OK-Chef den mehr als 70 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz bei dieser gelungenen Veranstaltung.

Nach den erneut sehr guten Rennbedingungen und dem Lob fast aller Teilnehmer für die Strecke am Jenner wächst wieder die Hoffnung, dass am Jenner doch noch eine weltcuptaugliche Strecke entstehen könnte. Dazu sind allerdings weitere Streckenadaptionen notwendig, also mindestens ein weiterer Aufstieg und eine zusätzliche Abfahrt. Richard Lenz, Initiator des ersten Jennerstiers 2006 und diesjähriger Streckenchef, gab sich optimistisch. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann dieser Wunsch Realität werden. Denn zu wünschen wäre es den Verantwortlichen und den einheimischen Skibergsteigern. Allein die Bergkulisse lohnt es, jedes Jahr dabei zu sein – ob als Teilnehmer oder Zuschauer. cw/JG/BAK