Die Augen von Lars Lachmann sind kaum zu sehen. Er hält ein Fernglas direkt vor sein Gesicht und blickt suchend in die Ferne. Dann entdeckt er etwas in der Luft. »Das war vermutlich eine Silbermöwe«, sagt der Vogelexperte.
Dort, wo Lars Lachmann steht, erwartet man normalerweise keine Silbermöwe. »Die lebt eigentlich am Meer, aber in der Stadt brütet sie auf Flachdächern«, sagt Herr Lachmann. Er sieht sie am Freitag in der größten Stadt Deutschlands: Berlin. Offenbar stört es die Möwe nicht sehr, dass dort Baustellen dröhnen und Autos vorbeirasen.
Herr Lachmann macht bei der »Stunde der Gartenvögel« mit. Dabei zählen Natur-Fans in einer Stunde so viele Vögel wie möglich. Die Organisatoren erklären: So können sie erkennen, welche Vögel sich ihren Lebensraum mit dem Menschen teilen. Also wie viele in Parks, Gärten, Städten und Dörfern leben.
Von Freitag bis Sonntag machen Tausende Menschen überall in Deutschland mit. Damit die Tierliebhaber die Tiere nicht doppelt zählen, gibt es einen Trick: Jeder schreibt nur auf, wie viele Vögel von einer Art er gleichzeitig sieht. Um die Tiere bestimmen zu können, gibt es im Internet Fotos von verschiedenen Vogelarten, etwa von Blaumeise oder Grünfink.
Im vergangenen Jahr wurde der Haussperling am häufigsten entdeckt. Er wird auch Spatz genannt und ist oft in großen Gruppen unterwegs. Danach folgten Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling.
Welche Vögel die Teilnehmer besonders oft sehen, hängt auch von ihrem Wohnort ab: Manche Vögel leben lieber in einer Stadt, andere auf dem Land. Den Feldsperling oder den Gartenrotschwanz etwa kann man eher in ländlichen Gegenden sehen.
Typisch für Städte hingegen ist zum Beispiel der Haussperling, sagt Herr Lachmann. Aber auch Tauben sehe man dort sehr häufig. Wobei viele Tauben gar keine Wildvögel sind: Die Straßentauben sind Nachkommen von verwilderten Brieftauben.