München (dpa/lby) – Die Waldbesitzer in Bayern machen sich Sorgen um die deutsche Eiche und um Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft. «Ein Nationalpark im Spessart wäre eine Bedrohung für die Eiche, weil sie sich ohne menschliche Hilfe nicht gegen die Buche durchsetzen kann, die dann überhandnähme», sagte der Vorsitzende von ProHolz Bayern, Martin Bentele, anlässlich des internationalen Tags des Waldes am Dienstag. «Die Eiche als Wahrzeichen des Spessarts ist in 200 Jahren verschwunden, wenn der Wald nicht mehr bewirtschaftet wird.»
Die Staatsregierung plant einen dritten Nationalpark neben Bayerischem Wald und Berchtesgaden. Als Regionen sind der Spessart sowie die Rhön und der Steigerwald im Gespräch. Das Aktionsbündnis ProHolz sieht 600 Arbeitsplätze in der lokalen Forst- und Holzwirtschaft bedroht, wenn Eingriffe auf 10 000 Hektar Wald unterbunden würden.
In einer Expertenanhörung vergangene Woche im Umweltausschuss des Landtags hatten mehrere Fachleute gefordert, auch den Steigerwald unbedingt in die Überlegungen einzubeziehen. Die Staatsregierung hatte die Region zuvor mit dem Hinweis auf Proteste der Bevölkerung vor Ort vom gesamten Auswahlverfahren ausgenommen.
In einer Studie für das Umweltministerium hatte der Würzburger Forstwissenschaftler Jörg Müller die Sorge um die Spessart-Eichen für grundlos erklärt: «Eine große nutzungsfreie Zone würde die Alteichen vor Übernutzung schützen und in nur 100 Jahren zu einer Verdopplung der Altbaumfläche führen.»
«Es ist dringend an der Zeit, dass das Umweltministerium die überfälligen Machbarkeitsstudien für alle fünf im Gespräch befindlichen Nationalparkstandorte in Auftrag gibt – also für Steigerwald, Spessart, Ammergebirge, Auen an Donau und Isar sowie Rhön», forderte der umweltpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Christian Magerl. «Wir brauchen eine solide und faktenbasierte Diskussionsgrundlage für eine solide Standortentscheidung.»
Mehr als ein Drittel der Fläche Bayerns (37 Prozent) ist bewaldet. Mehr als die Hälfte davon ist Privatwald: Rund 700 000 Waldbesitzer gibt es in Bayern. Weil Kohlendioxid im Holz gespeichert wird, tragen Wälder und Holznutzung dazu bei, dass der Ausstoß des klimaschädlichen Gases um fast ein Viertel reduziert wird. «Ein aus Holz gebautes Haus speichert so viel CO2, wie sein Bewohner durch 40 Jahre Autofahren emittiert», sagte Bentele.
Hintergrund:
Ein Sprecher des Umweltministeriums erläuterte am Dienstag, nun sollten verschiedene Auswirkungen des Nationalparks im Detail untersucht werden. «Die umfassende Studie wird neben den Aspekten der Holznutzung weitere regionalökonomische und sozioökonomische Auswirkungen von einem Nationalpark auf die Region untersuchen. Beispielsweise die Frage, wie sich ein Nationalpark auf die Wirtschaft und den Tourismus auswirken wird.»
«Außerdem ist es Zeit, mit Pauschalaussagen aufzuhören», betonte die Umweltschutzorganisation Greenpeace. «Ein Nationalpark im Spessart würde auf lediglich 6,4 Prozent der Fläche des bayerischen Spessart errichtet, und zwar ausschließlich im Staatswald. Der Rest der Wälder im Spessart kann weiterhin bewirtschaftet werden. Privatwälder wären von der Errichtung eines Nationalparks gar nicht betroffen. Wie soll da die Eiche aus dem Spessart verschwinden?» dpa