Aufgrund des schneereichen Winters konnten die Ehrenamtlichen des Vereins für Höhlenkunde Schellenberg erst am 28. Mai die Schellenberger Eishöhle am Untersberg erreichen. Erst am 29. Juni, einen Monat später als im Vorjahr, wurde sie für die Besucher geöffnet. Für den »Berchtesgadener Anzeiger« verschaffte sich Reporterin Veronika Mergenthal vor Ort ein Bild.
4,5 Meter hoch war der Schnee an der Toni-Lenz-Hütte, als Schmaus das erste Mal oben war, und der Kamin am Kammerl der Höhlenführer war von der Gewalt der Schneemassen umgedrückt worden. Ich stärke mich an der Hütte mit feinem Kaiserschmarren. Von dort ist es noch eine Viertelstunde bis zum Höhleneingang.
Am Sammelplatz bekommt jeder von uns einen Helm. Gerade am Eingang ist dieser sehr wichtig, um nicht von einem der zahlreichen spitzen Steinchen, die regelmäßig von der Felswand herunterfallen, wie auf dem Schneefleck am Eingang zu sehen ist, getroffen zu werden.

Der Schneekegel am Höhleneingang reicht noch jetzt im August bis hinunter in die »Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle«. Eine Schneetreppe führt hinab. »Auf den Laufbrettern bleiben«, mahnt Schmaus die bunt gemischte Besuchergruppe. Erstmals seit Jahren konnten die hölzernen Laufbretter in der Halle auf Schnee statt nur auf Eis verlegt werden.
Verzögerung durch Schäden
Etwa 1000 Arbeitsstunden waren nötig, um die Höhle für Besucher zugänglich zu machen. Wegen der Schäden am Weg, Lawinengefahr, großen Schneefeldern und Steinschlag verzögerte sich heuer alles. Die Gebirgsjäger der Patenkompanie 232 der Gemeinde Marktschellenberg halfen bei der Wegsanierung, doch als die Höhle endlich erreichbar war, hatten sie bereits eine andere terminliche Verpflichtung.
An einem Bohrhaken über dem Höhleneingang, der im Frühjahr nach dem schneereichen Winter 2006 angebracht worden war, befestigten die Höhlenführer und ihre Helfer eine Seilkonstruktion, um sich in die Höhle abzuseilen. »Nur ein Meter war frei am Eingang zwischen Fels und Schnee«, erzählt Schmaus. Im Schnee hätten sich bis zu acht Meter tiefe Dolinen, trichterförmige Senken, gebildet.

Warnung vor Sonneneinstrahlung
Anders als das aktuell sehr dicke Eis vermuten lässt, warnt der Professor in seinem jüngsten Forschungsbericht vor dem schädlichen Einfluss der direkten Sonneneinstrahlung auf den Eiskörper und rät dazu, über eine Abschattung im oberen Bereich nachzudenken.
Verstärkt beobachtete er in den letzten Jahren auch, dass zwischen dem Umgebungsfels und dem Eis eine Lücke entsteht, was für eine Temperatur der Wände über dem Gefrierpunkt spreche. Bis in 20 Zentimeter Tiefe gebe es keinen Permafrost mehr. Ein weiterer Sensor wurde laut dem Forscher in 50 Metern Tiefe angebracht, um dort vielleicht noch Permafrost zu finden.
Ende Oktober werden die Höhlenführer und ihre freiwilligen Helfer dann wieder alles zurückbauen. Sogar die Hütte am Sammelplatz muss in ihre Einzelteile zerlegt und abgetragen werden, sonst würde sie selber ein Opfer von Schnee und Eis.
Dies ist eine Kurzversion unseres Rundgangs durch die Schellenberger Eishöhle. Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Samstagsausgabe (10. August) des Berchtesgadener Anzeigers.

red/Veronika Mergenthal