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»Ich bin ein Familienmensch«, sagt Bürgermeisterkandidat Richard Lenz aus Schönau am Königssee. Deshalb ist er auch gerne mit seinen beiden Töchtern unterwegs. Foto: privat

Zweiter Anlauf für Richard Lenz

Schönau am Königssee – Mit einem Achtungserfolg von fast 33 Prozent der Wählerstimmen vor sechs Jahren gegen seinen übermächtigen Gegenkandidaten Stefan Kurz konnte Richard Lenz gut leben. Bei den kommenden Kommunalwahlen am 16. März erhofft sich der erneute Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler aber deutlich mehr. »Die Chance, ins Rathaus von Schönau am Königssee einzuziehen, ist jetzt viel größer«, sagt der 44-jährige Campingplatzbesitzer, der seit sechs Jahren dem Gemeinderat angehört. Im aktuellen Wahlkampf überlässt er deshalb nichts dem Zufall.


Mit Prospekten, Wahlplakaten im XXL-Format und Aufklebern am eigenen Auto will sich Richard Lenz im Bewusstsein seiner potenziellen Wählerinnen und Wähler festgraben. Nach seiner verhaltenen, fast schüchternen Bewerbung um das Bürgermeisteramt vor sechs Jahren überrascht der Campingplatzbetreiber aus Königssee heuer mit einem durchaus selbstbewussten Wahlkampf. Lenz begründet das so: »Es geht bei der Wahl nach dem Abtritt von Stefan Kurz um eine Neuordnung; diese Chance muss man nutzen«. Das Selbstbewusstsein rührt aber auch vom gemeinsamen Erfolg der Freien Wähler bei den Kommunalwahlen 2008 her. Damals war die Fraktionsstärke von vier auf acht Mandate in die Höhe geschnellt. Außerdem stellen die Freien Wähler Schönau am Königssee seitdem drei Kreisräte.

Verflogen ist die Sanftheit, mit der sich der politische Quereinsteiger noch 2008 dem Wählervotum gestellt hatte. Im Gegensatz zu damals stellt er heute schon einmal klar, was ihm am Arbeitsstil des bisherigen Bürgermeisters Stefan Kurz nicht gefällt: »Stefan Kurz wollte vieles mit der Brechstange durchbringen, das funktioniert heute nicht mehr«. Zwar will Lenz anerkennen, »dass Kurz viele Jahre lang ein starker Bürgermeister war, der gute Arbeit gemacht hat.« Doch das will Lenz in den letzten sechs Jahren nicht mehr erkannt haben.

»An das Königsseer Hotelprojekt hätte man doch viel sensibler herangehen müssen«, sagt Lenz. Zur Haltung der Freien Wähler im Gemeinderat, die das Projekt anfänglich befürwortet, später aber wegen Überdimensionierung abgelehnt hatten, steht der Königsseer auch heute noch. »Wenn dort etwas entsteht, dann muss es zu uns passen. Das Geplante hat sich einfach nicht mehr ins Landschaftsbild eingefügt«, sagt der zweifache Familienvater. Nur wenn die Bevölkerung dahinter stehe, seien die Erfolgsaussichten gut. Er selbst würde, das zumindest versichert der Bürgermeisterkandidat, im Falle einer Wahl »sofort wieder das Gespräch mit allen Beteiligten suchen«. Hier meint er insbesondere alle Grundstückseigentümer, die nach seiner Ansicht wieder ins Boot geholt werden müssten.

Über den Neubau einer Jennerbahn, die sein Gegenkandidat Hannes Rasp (CSU) auf der Prioritätenliste weit vorne hat, äußert sich Richard Lenz eher skeptisch. »Am Anfang würde einmal eine Analyse des Ist-Zustandes stehen«, sagt der Königsseer, der überzeugt ist, dass vielen Mandatsträgern und der Öffentlichkeit wichtige BBAG-Zahlen vorenthalten worden seien. Lenz hält es durchaus für möglich, dass die derzeitige Bahn mit verschiedenen kleineren Investitionen noch weitere 20 Jahre betrieben werden könne. Grundsätzlich erkennt der 44-Jährige die Wichtigkeit der Jennerbahn zwar an, doch dürfe man nicht nur auf die Alpinen setzen. Auch für die Skitourengeher und Rodler sollte man den Jenner nach seiner Meinung attraktiver machen. Schließlich müsse ein BBAG-Vorstand für alle Bürger arbeiten und nicht nur für die Alpinskifahrer. »Da ist in den letzten Jahren einiges schief gelaufen«.

An Attraktivität gewinnen könnte auch das Rathaus, meint Lenz, der vor allem größere Transparenz gegenüber der Bevölkerung und den Gemeinderäten verspricht. Und der Bürgermeisterkandidat legt sich fest, dass es mit ihm zunächst keine Steuererhöhungen geben werde. »Wir haben ausreichend Einnahmen. Allerdings sollten wir uns genau überlegen, für was wir das Geld ausgeben«. Schließlich ist Lenz davon überzeugt, dass die Gemeinde sorgsam mit ihrem »Tafelsilber« umgehen müsse. »Unsere Liegenschaften gehören allen Bürgern, man sollte sie nicht einfach verscherbeln«. Als Bürgermeister würde Richard Lenz deshalb erst einmal ein Liegenschafts- und Gebäudekonzept erstellen lassen, das vor allem eine Prioritätenliste der wichtigsten Maßnahmen beinhalten solle.

Dass die Gemeinde weiterhin auf den Tourismus ausgerichtet bleiben muss, steht für Richard Lenz, der als Campingbetreiber selbst von den Gästen lebt, außer Frage. »Wir brauchen aber einen sanften Tourismus. Es geht um Ruhe und Erholung im Einklang mit der Natur, weshalb vor allem die Wander-und Radwege gut in Schuss sein müssen«, sagt der 44-Jährige, der sich auch die Schaffung von weiteren Themenwanderwegen vorstellen kann. Der Bodensee-Königssee-Radweg sei beispielsweise ein großer Renner, weiß der Tourismusexperte. Deshalb fordert er: »Vor allem die kleinen Dinge müssen passen«.

Für den Fall, dass ihm die Wählerinnen und Wähler am 16. März die Stimmenmehrheit geben, hat Richard Lenz vorgesorgt. »Meine Familie und die Mitarbeiter im Betrieb packen alle mit an, das läuft«, sagt der Königsseer. Und so könnte er sich durchaus vorstellen, dass sein Arbeitsplatz für die nächsten Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte im Rathaus sein wird. Dort wäre er dann nach derzeitigem Stand der Chef seines Gegenkandidaten und Geschäftsleiters Hannes Rasp. Lenz sagt, dass das kein Problem für ihn wäre: »Wenn ich gewählt würde, dann würde ich mich auf die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Verwaltungsfachmann Hannes Rasp durchaus freuen«. Ulli Kastner