Eigentlich war die heute 23-jährige Corina kerngesund auf die Welt gekommen, blickt Carmen Stumrauch zurück. »In den ersten 24 Monaten war sie nicht einmal krank.« Doch plötzlich ist alles anders: Das Kleinkind leidet fortan an einer halbseitigen Lähmung. Carmen Stumrauch hat keine andere Erklärung für die Behinderung, als dass sie die Folge einer Impfung ist. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht, da ein Impfschaden nur in den ersten 68 Stunden als solcher anerkannt wird. Die Ärzte waren damals jedoch drei Tage lang von einem Fieberkrampf ausgegangen.
Es folgt eine lange Leidensgeschichte mit schweren Operationen und monatelangen Krankenhausaufenthalten. Zwar fängt Corina wieder an zu gehen, aber ihre rechte Hand kann sie nie wieder benutzen. Hinzu kommen schwere epileptische Anfälle und das Mädchen wird zunehmend aggressiver. In den Jahren der Pubertät gerät Carmen Stumrauch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, wendet sich selbst ans Jugendamt. Mit 15 Jahren kommt Corina schließlich in eine Wohngruppe für Kinder mit Einschränkungen nach Mariaberg in Baden-Württemberg. Alle zwei Wochenenden ist sie zu Besuch in der Heimat.
Dabei bleibt es auch Mutter Carmen aber natürlich nicht verborgen, dass Corina durch die Verhütungspille rund 20 Kilo zunimmt. Mit 20 Jahren wird ihr stattdessen die Spirale eingesetzt – doch diese verrutscht offenbar. »Plötzlich hieß es, sie ist in der 9. Woche schwanger. Das war natürlich ein riesiger Schock«, gibt Carmen Stumrauch heute unumwunden zu. Denn von vornherein ist klar, dass sich Corina aufgrund ihrer Behinderung nicht in der Form um das Kind kümmern kann, wie es notwendig wäre. Da sie keinen Platz in einer Mutter-Kind-Einrichtung finden, zieht Corina im Februar 2020 wieder nach Hause und bringt drei Wochen später ein Mädchen zur Welt. Bei aller Freude über den gesunden Nachwuchs, ist die sechsfache Mutter Carmen Stumrauch der Sache nicht mehr gewachsen – zumal Corina selbst Pflegestufe 3 hat. »Ich wusste wirklich nicht mehr, wo oben und unten ist«, betont die 59-Jährige. Doch egal, wen oder welche Behörde sie um Rat fragt, niemand kann ihr bei ihrem speziellen Fall weiterhelfen.
Dann erhält sie schließlich den Tipp, sich mit einer EUTB-Beratungsstelle im Landkreis in Verbindung zu setzen. Hier fühlt sie sich von Beginn an gut aufgehoben. Konkret leitet Berater Hans-Jürgen Sczepanski in die Wege, dass Corina vom Bezirk Oberbayern Leistungen für die sogenannte Elternassistenz erhält. Dadurch kommt nun eine Hilfe ins Haus, die das Baby »rundversorgt«, wie Carmen Stumrauch es bezeichnet. Damit ist nun Corina und ihr selbst – die 59-Jährige hat inzwischen das Sorgerecht – bestens geholfen. Denn so ist auch gewährleistet, dass das Baby in einem wohlbehüteten Umfeld aufwachsen kann. »Wir sind eine große Familie und jeder liebt sie. Sie ist wirklich ein ganz besonderes Kind«, ist die Freude bei der Oma heute unüberhörbar.
Und so ist die Freilassingerin nun auch voll des Lobes über die EUTB und ihren Helfer in der Not: »Der Herr Sczepanski ist so ein sympathischer Mann. Der hat mir immer Mut zugesprochen und war der einzige, der mir geholfen hat. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn ich ihn nicht gehabt hätte«, sagt Carmen Stumrauch nicht ohne Rührung. Dass eine Beratung am Ende so von Erfolg gekrönt ist, freut natürlich auch Hans-Jürgen Sczepanski, wenngleich er bescheiden betont: »Wir wollen hier kein Lob einheimsen, sondern wir wollen den Menschen helfen – und das tun wir sehr gerne.« Deshalb bedauert der Berater der EUTB, dass viele Betroffene immer noch eine Scheu haben, das kostenlose Angebot in Anspruch zu nehmen. »Wir wollen die Leute aufwecken, dass ihnen diese Hilfe zusteht. Dafür steht der 3. Dezember.«
Franz Eder