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Die Moosenalm ist ein Zeugnis traditioneller Almbaukultur. Der historische Rundum-Kaser gehört zu den ganz wenigen erhaltenen und noch bewirtschafteten Kasern in dieser Bauweise.
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Herzstück des Rundum-Kasers ist die Rauchkuchl – eine offene Feuerstelle ohne Schornstein, bei der der Rauch durch die Dachschindeln beziehungsweise durch eine kleine Dachluke entweicht. (Fotos: Molkerei BGL)

Die Moosenalm: Alpine Baugeschichte zum Erleben

Schneizlreuth – Inmitten der Berglandschaft des Berchtesgadener Landes liegt im Lattengebirge mit der Moosenalm ein Zeugnis traditioneller Almbaukultur. Der historische Rundum-Kaser, errichtet im frühen 19. Jahrhundert, gehört zu den ganz wenigen erhaltenen und noch bewirtschafteten Kasern in dieser Bauweise. Beispielhaft für die Urform der Almkaser-Bauweise bewahrt er so das Kulturerbe.


Abgeschiedenheit, schwierige Erreichbarkeit und die nur saisonale Nutzung der Almen bewahrten frühe Bautypen, die heute als Urzellen menschlichen Bauens gelten. Als älteste Form gilt das einfache »Hüttl« – ein fensterloser, aus Steinen oder mit Legholzbalken gefügter Kleinbau mit einer primitiven Feuerstelle und einer Lagerstatt aus Heu. Aus dem »Hüttl«, dem einfachen Einraumbau (Kaser), das zunächst nur dem Menschen Schutz bot, entwickelte sich der sogenannte Rundum-Kaser. Mensch und Tier leben dabei unter einem Dach, was Bau- und Brennmaterial spart und zugleich das Überleben in den abgelegenen Berglagen sichert. Im Raum in der Mitte wird sowohl geschlafen als auch Käse und Butter hergestellt, gekocht und gegessen. Indem das Dach traufseitig verlängert wurde, bot es einen geschützten Unterstand für das Vieh. Mit der Zeit wurde der noch offene Umgang geschlossen und bildete schließlich den Rundumstall.

Die Moosenalm folgt diesem klassischen Bautypus eines sogenannten Rundum-Kasers: Es ist ein schlichter Blockbau mit massiven Fichten- und Tannenstämmen, die im Blockhausstil ohne Nägel oder Metallverbindungen passgenau aufeinander geschichtet wurden. Besonders charakteristisch ist das flach geneigte Schindeldach, das wie ursprünglich auch heute noch mit gespaltenen Lärchenschindeln gedeckt ist. Diese sind mit Natursteinen beschwert und halten so Stürmen und starken Schneelasten in den Wintermonaten stand.

Rauchkuchl ist Herzstück

Der Innenraum der Moosenalm ist einfach und funktional gehalten. Herzstück ist die ursprüngliche Rauchkuchl – eine offene Feuerstelle ohne Schornstein, bei der der Rauch durch die Dachschindeln beziehungsweise durch eine kleine Dachluke entweicht, die heute die einzige natürliche Lichtquelle im Kaser darstellt. In der Feuerstelle hängt bis heute der originale Kupferkessel, der schon seit Jahrzehnten zur Käseherstellung auf der Alm genutzt wird.

In den 1980er-Jahren drohte der Almkaser zu verfallen. Paul Zimmermann vom Wölflbauern in Unterjettenberg – wie der Bergbauernhof mit Hofnamen geführt wird – ist Almbauer und Vater des heutigen Besitzers Peter Zimmermann. Er erkannte den Wert dieses historischen Gebäudes und setzte sich mit großem persönlichem Engagement für dessen Erhalt ein.

In aufwendiger Handarbeit und unter Verwendung traditioneller Techniken und Materialien wurde der Rundum-Kaser restauriert. Besonderes Augenmerk lag dabei darauf, die ursprüngliche Substanz und die überlieferte Bauweise möglichst unverändert zu bewahren.

Bis heute wird die Moosenalm während der Sommermonate bewirtschaftet und dient als Unterkunft für den Senner oder die Sennerin und ihr Vieh. Für sie ist die Arbeit hier oben herausfordernd, aber auch sehr besonders. Denn während der Almzeit leben und arbeiten sie in einem historisch alten Gebäude, in dem jeder moderne Komfort fehlt.

Almbauer Peter Zimmermann ist Mitglied der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land. Er führt die Arbeit seines Vaters weiter und setzt sich für den Erhalt der historischen Almkultur ein: »Für mich gehört die Alm einfach dazu und ist irgendwie Teil von mir.« Denn schon als Kind verbrachte er viel Zeit – damals mit der Oma – auf der Moosenalm. Um den Kaser kümmert er sich auch deshalb, weil er überzeugt ist: »Die neue Zeit ist nicht immer nur gut – und unser Rundum-Kaser ist nicht nur eine schöne alte Hütte, sondern zeigt auf, wie einfach, aber auch schwierig die Almwirtschaft war und im Grunde ja immer noch ist.« fb