Der Schapbachhof ist seit 1957 im Besitz des Landkreises Schwäbisch Hall. Zunächst kamen nur Schulklassen in das Freizeitheim, seit 1990 werden dort auch Ferienwohnungen vermietet. Allerdings – das teilte der Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer laut »Haller Tagblatt« im Kreisausschuss mit – betreibe man das Haus seit rund 30 Jahren defizitär. Der Betrieb des Freizeitheims ist also ein Zuschussgeschäft, die Belegungszahlen sind schlecht und es besteht Investitionsbedarf in Höhe von rund 5,8 Millionen Euro. Zwar ist die Entscheidung im Kreisausschuss noch nicht gefallen, aber die Zeichen stehen auf Verkauf. Laut Wertgutachten würde das rund 4,1 Millionen Euro in die Kassen des Landkreises Schwäbisch Hall spülen. Das Interesse von Investoren steige aber, sagte Landrat Bauer im Kreisausschuss, wenn die Gemeinde Schönau am Königssee Planungsrecht für eine erweiterte bauliche Nutzung wie beispielsweise ein Hotel oder Wohnungen schaffe. In dieser Sache sollen bereits Vorgespräche mit Bürgermeister Hannes Rasp geführt worden sein.
Landrat Kern meldet sich in Schwäbisch Hall
Genau in dieser Phase soll der Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer laut »Haller Tagblatt« aber einen Anruf von seinem Kollegen Bernhard Kern, Landrat im Landkreis Berchtesgadener Land, bekommen haben. Der soll den Wunsch geäußert haben, im Schapbachhof Flüchtlinge unterzubringen, weil der Landkreis Berchtesgadener Land aktuell große Mühe hat, eine entsprechende Zahl an Unterkünften zu finden.
Bürgermeister Hannes Rasp bestätigte das Ganze nach der Wortmeldung von Thomas Janzen. Der hatte den Zeitungsbericht entdeckt und an den Bürgermeister weitergeleitet. »Unsere Fraktion ist sich einig, dass die Gemeinde Schönau am Königssee ihrer Verantwortung bei der Flüchtlingsbetreuung schon in hohem Maß nachgekommen ist«, betonte Janzen. Das werde man auch weiter mittragen. Nicht einverstanden sei man aber, wenn die Gemeinde über Gebühr belastet werde. Denn im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei man landkreisweit bereits Spitzenreiter bei der Flüchtlingsunterbringung. »Jetzt müssen erst einmal die anderen Kommunen in die Pflicht genommen werden«, forderte Thomas Janzen, der wissen wollte, was Bürgermeister Hannes Rasp bei Landrat Bernhard Kern erreicht habe.
Belegung mit Flüchtlingen »vom Tisch«
Rasp war nach eigenen Worten »mehr als überrascht«, als ihm der Zeitungsbericht zugeleitet wurde. Er habe dann im Landratsamt darauf hingewiesen, dass die Gemeinde weit mehr Flüchtlinge aufgenommen habe als die anderen Gemeinden. Rasp nannte das Hotel »Tauernhof« und das »Sporthotel Schönau«, in dem Ukrainer leben.
Auch die Kindergartenplanung habe man an den höheren Bedarf angepasst. Die damals eingeplante Reserve sei nun durch den Zuzug der Ukrainer bereits aufgebraucht. Er habe nun, so Hannes Rasp, von Landrat Bernhard Kern die Zusage, dass eine Belegung des Schapbachhofes mit Flüchtlingen nicht mehr geplant sei. »Seit Freitag ist eine solche Belegung aus Sicht des Landkreises vom Tisch«, betonte Rasp. Er gehe des Weiteren davon aus, dass auch die Regierung von Oberbayern den Schapbachhof nicht mit Flüchtlingen belegen wird. »Wenn wir vom Verteilungsschlüssel her wieder dran sind, wird es allerdings wohl wieder ein Thema werden«, schränkte der Rathauschef ein.
Die meisten Gemeinderäte wie beispielsweise Franz Graßl (CSU) unterstützten die Aussagen Hannes Rasps und Thomas Janzens. Allerdings verwies Jakob Palm (Grüne) schon darauf, dass der Landkreis in seiner Unterbringungs-Not oft nur große Hallen zur Verfügung stellen könne. Dr. Caren Lagler (CSU) war grundsätzlich auch der Meinung, dass die Verteilung gerecht sein müsse. Allerdings forderte sie bei der Flüchtlingsunterbringung auch langfristiges Denken. Schließlich würden die aktuellen Grenzen nicht dauerhaft Bestand haben und es werde zu einer Weltgemeinschaft kommen. »Wir sollten deshalb mit den Planungen nicht warten, bis wir wieder dran sind, sondern uns schon jetzt Lösungen erarbeiten, beispielsweise in Sachen Kinderbetreuung, Containerdorf oder Arbeitserlaubnis«. Caren Lagler: »Wir brauchen kreative Lösungen, wie einer vom anderen profitieren kann.«
Pachtvertrag zum 30. Oktober gekündigt
Der Landkreis Schwäbisch Hall hatte der langjährigen Pächterin bereits zum 30. Oktober gekündigt, der Betrieb steht also aktuell still. Der Kreis will nun ein Konzept für den Schapbachhof erarbeiten und startete als Grundlage eine Umfrage in den Schulen. Dort will man etwas über den Bedarf erfahren und über die Gründe, warum der Schapbachhof nicht genutzt wird.
Über die Zukunft der Einrichtung wird dann irgendwann der Kreisausschuss in Schwäbisch Hall entscheiden. Ganz leicht machen wird man es sich wohl nicht. Denn in der Diskussion im Ausschuss war unter anderem betont worden, dass vor allem bei älteren Leuten »viel Herzblut am Schapbachhof hängt«.
Ulli Kastner