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Pilgern macht hungrig, deshalb kamen in Rom auch die kulinarischen Aspekte nicht zu kurz.

Als Pilger der Hoffnung an den Heiligen Pforten in Rom

Berchtesgaden/Rom – Der Wunsch vieler Gläubiger im Pfarrverband Stiftsland Berchtesgaden, im Heiligen Jahr nach Rom zu pilgern, war so überaus groß, dass in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Pilgerbüro heuer nicht nur eine, sondern zwei Romreisen angeboten werden.


Die Frühjahrsgruppe war nun in der Ewigen Stadt. Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob hatte ein intensives Programm organisiert, das den Teilnehmern nicht nur das Durchschreiten der vier Heiligen Pforten, sondern darüber hinaus vielfältige Einblicke in die lange Historie der Stadt mit ihren Monumenten, das Leben der Weltkirche und ihrer Verwaltung ermöglichte, aber auch Aspekte der vita italiana nicht zu kurz kommen ließ.

Betend durch die Heilige Pforte von St. Peter

Bereits um 4.30 Uhr traf sich die Reisegruppe, um gemeinsam zum Münchner Flughafen zu fahren und den Flug über die Alpen mit atemberaubenden Ausblicken auf die verschneiten Gipfel anzutreten. Angenehme Temperaturen und wolkenloser Himmel begleiteten die Gruppe all die Tage in der Ewigen Stadt. Gleich am Ankunftstag konnten die Berchtesgadener einen ersten Blick hinter die von der Schweizer Garde streng bewachten Grenzen des Vatikans tun. Auf dem Deutschen Friedhof – Campo Santo Teutonico – im Schatten der Petersbasilika erläuterte Pfarrer Frauenlob die Geschichte dieser ältesten deutschen Kultureinrichtung im Ausland. Seit Karl dem Großen besteht hier eine deutsche Enklave. Da er im dortigen Priesterkolleg selbst sieben Jahre gewohnt hatte, konnte er so manche Anekdote erzählen, die nicht selten zum Schmunzeln Anlass gab. Am späteren Nachmittag ging es dann mit einem großen Pilgerkreuz die Via della Conciliazione entlang betend und singend durch die Heilige Pforte von St. Peter an die Confessio, den Ort des Apostelgrabes. Es floss dabei so manche Träne der Rührung im Bewusstsein, etwas Großes erleben zu dürfen und seine Sorgen und Bitten an dieser prominenten Stelle vor Gott hintragen zu können. Die Pilger nahmen danach die Gelegenheit wahr, bei der abendlichen Vesper des Domkapitels und der heiligen Messe am Kathedralaltar die Peterskirche beim Gottesdienst zu erleben.

Der Papst liegt im Krankenhaus, sein Gesundheitszustand besorgniserregend. Die Pilger werden ihn nicht live sehen können. Tausende Kardinäle und Mitarbeiter im Vatikan, Junge und Ältere, Familien mit Kindern sind auf dem nächtlichen Petersplatz im Rosenkranzgebet vereint. Es berührt und beruhigt, im Rund der mächtigen Kolonnaden und der Fassade der Basilika mit all den Heiligenfiguren zu einer großen Gemeinschaft zu gehören, eben wie diese Heiligen um Christus versammelt »Freunde Gottes« zu sein.

Zum Pilgern gehört neben Gebet und Gottesdienst auch die Gemeinschaft und natürlich das Verkosten italienischer Lebensart, die sich durch eine gewisse Leichtigkeit auszeichnet. Pfarrer Frauenlob führte die 38 Pilgerinnen und Pilger allabendlich in ein anderes typisch italienisches Lokal mit entsprechenden kulinarischen Schwerpunkten, die er aus seinen langen Jahren in Rom kennt und offensichtlich in guter Erinnerung behalten hat.

Da die römische Stadtverwaltung die Gebühren für einfahrende Reisebusse derart erhöht hat, nutzten die Pilger aus dem Stiftsland ein kostengünstiges Wochenticket der öffentlichen Verkehrsmittel Roms. Die Fahrt mit der oft überfüllten Metro war für manchen durchaus eine ungewohnte Herausforderung, aber eben auch die Erfahrung des »normalen« Lebens für Millionen in dieser Weltstadt.

Vatikanische Gärten und Sixtinische Kapelle besucht

So besuchte die Gruppe sukzessive in diesen Tagen die Heiligen Pforten von Maria Maggiore, der Laterankirche und der zweiten Apostelkirche, St. Paul vor den Mauern, die Vatikanischen Gärten und die berühmte Sixtinische Kapelle. Die Spaziergänge durch die Stadt boten viele kunstgeschichtliche Höhepunkte, Kirchen und einen atemberaubenden Blick vom Kapitol auf die Ruinen des Forum Romanum, die die einstige Pracht des römischen Reichs unschwer erkennen lassen. Zu Fuß ist in der Ewigen Stadt die beste Möglichkeit, viel zu sehen, so absolvierten die sportlichen Pilger in den Tagen tapfer rund 100 Kilometer auf dem römischen Pflaster.

Besonders intensiv waren Begegnungen mit zum Teil bekannten Personen. Unter dem Thema »Das Rom des Barocks und der Studenten« führte Pfarrer Frauenlob die Gruppe zur größten der 13 päpstlichen Universitäten und Hochschulen, der Jesuitenuniversität Gregoriana. Dort empfing sie Prof. P. Hans Zollner SJ, viele Jahre Vizerektor der Universität und Leiter des psychologischen Instituts, der mehrere Jahre als Sommeraushilfe das Stiftsland gut kennt und mit dem späteren Pfarrer von Berchtesgaden in Rom immer wieder Schafkopf gespielt hat. P. Zollner ist der führende Experte zum Thema Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und Schutz vor Missbrauch weltweit. Er berichtete von seiner Tätigkeit, die ihn in die ganze Welt führt, wo er in sehr unterschiedlichen kulturellen Kontexten die Sensibilität für Missbrauch, einen angemessenen Umgang mit den Opfern und die nötigen Maßnahmen zur Prävention zu fördern versucht. Er zeigte sich zufrieden darüber, dass seine Impulse in den letzten Jahren spürbar Früchte tragen, sodass »international gesehen die katholische Kirche die Institution ist, die auf diesem Gebiet bisher am meisten getan hat und insbesondere im Bereich Prävention als Vorbild weltweit einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Missbrauch leistet«. Die Gruppe besuchte auch das Päpstliche Kolleg Germanicum et Hungaricum, wo sie von P. Prassl SJ, dem Minister (Verwalter) empfangen wurden. Er erzählte einiges zu dieser mit ältesten Priesterbildungsstätte der Welt, in der Priesterkandidaten aus ganz Mitteleuropa im Geist des hl. Ignatius von Loyola ausgebildet werden. Pfarrer Frauenlob, selbst sechs Jahre »Germaniker«, trug so manche persönliche Erfahrung und Anekdote aus den Jahren im Kolleg bei. Es wurde den Pilgern ermöglicht, die Dachterrasse im neunten Stock des mächtigen Gebäudes an der Piazza Barberini zu besuchen, von wo aus sich ein gewaltiger Blick über die ganze Stadt eröffnet.

Messe neben dem Grab des bayerischen Papstes

Den Aschermittwochsgottesdienst besuchten die Pilger in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima an der Piazza Navona, wo sie der Rektor Dr. Michael Max, aus dem benachbarten Salzburg stammend, herzlich willkommen hieß. Am nächsten Tag feierte die Gruppe für sich in den Grotten der Peterskirche direkt vor der Confessio und neben dem Grab von Papst Benedikt XVI. die heilige Messe. Der Besuch des Grabes des bayerischen Papstes war berührend. Eine Pilgerin hatte einen kleinen Strauß aus Edelweiß mitgebracht, der nun als Andenken die marmorne Grabplatte ziert.

Zum Abschlussgottesdienst vor der Abreise hatte sich der Schweizer Kardinal Kurt Koch, Präsident des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, angesagt. An diesem Gottesdienst nahm auch P. Nobert Hofmann SDB teil, der als Mitarbeiter des Kardinals zuständig für die Kontakte zum Judentum ist und jedes Jahr in Berchtesgaden weilt, da er ein langjähriger Studienkollege des Pfarrers ist. Die heilige Messe wurde in der Kirche der Schweizer Garde gefeiert, die den Pilgern einen Einblick in die Kaserne der Soldaten des Papstes ermöglichte. Kardinal Koch freute sich, die Berchtesgadener zu treffen, wo er 2017 bereits einen Besuch gemacht und u.a. eine Maiandacht an der Mausbichlkapelle gehalten hatte, die ihm in bester Erinnerung geblieben ist. Kardinal Koch ging in seiner Predigt auf das Thema des Heiligen Jahres ein, Pilger der Hoffnung zu sein, und leuchtete ein wenig aus, was das für die Gegenwart bedeutet.

Zugegeben etwas müde und mit so manchem körperlichen Wehwehchen machte sich die Pilgergruppe aus dem Stiftsland nach sechs Tagen wieder auf die Rückreise, die absolut pünktlich und völlig ungehindert verlief. Körperlich gefordert, aber geistlich und geistig gestärkt und mit vielen schönen und erhebenden Eindrücken kehrten die Berchtesgadener als Pilger der Hoffnung zurück in die Heimat.

Die gesamte Reise wurde von einem Filmteam des Michaelsbundes begleitet, das eine zwanzigminütige Dokumentation vorbereitet, die Ende März ausgestrahlt und auch im Internet abrufbar sein wird. Der Termin wird rechtzeitig in der Gottesdienstordnung und auf der Homepage des Stiftslandes Berchtesgaden bekannt gegeben. fb